„Das Ärgerliche am Ärger ist, dass man sich selbst schadet, ohne anderen zu nutzen“, erkannte einmal Schriftsteller Kurt Tucholsky so treffend. Und doch vergeht meist kein Tag, an dem wir uns nicht ärgern. Über die immer höheren Rechnungen, den ignoranten Nachbarn, die Autofahrer vor uns, die dumme Bemerkung des Partners, die lange Schlange an der Supermarkasse oder den nicht funktionierenden Computer. So ein paar Minuten Ärger können einem dann schon mal den halben Tag vermiesen. Da fragt man sich doch: Ist es das tatsächlich wert?
Denn oftmals sind es tatsächlich nur Kleinigkeiten, über die wir uns aufregen. Und meist lohnt es sich gar nicht, wütend zu werden. Oder doch? „Grundsätzlich ist Ärger ein gesundes Gefühl“, erklärt Psychologie-Professorin Verena Kast. „Ärger lässt sich gut nutzen, um zu erkennen, was falsch läuft. Man spürt die Energie, um etwas zu verändern.“ Wissenschaftlich erwiesen ist: Wer Ärger ständig in sich hineinfrisst, dem drohen Depressionen und andere psychische Krankheiten. Lässt man seinem Unmut jedoch freien Lauf und steigert man sich zu sehr in den Ärger über Nebensächlichkeiten hinein, ist das aber auch nicht gesund.
Grundsätzlich ist es zunächst einmal immer wichtig, dass wir unseren Ärger akzeptieren. Aber es gilt: Erst handeln, wenn der Kopf wieder klar ist. Sie sind gerade auf dem besten Weg, sich wieder einmal fürchterlich aufzuregen? Dann atmen Sie erst mal tief durch. Das ist zwar ein altbekannter Trick, hilft aber wirklich. Besonders effektiv ist die 4-6-8-Methode: Atmen Sie tief ein und zählen Sie dabei bis 4, halten Sie die Luft an und zählen Sie dabei bis 6 und atmen Sie aus und zählen Sie dabei bis 8. Wiederholen Sie die Übung anschließend noch mindestens viermal.
Versuchen Sie, aus sich herauszutreten und die Situation von außen zu betrachten. Fragen Sie sich selbst: Ist das Geschehene wirklich den ganzen Ärger wert? Indem Sie bewusst versuchen, Abstand zu sich und Ihrem Ärger zu nehmen, können Sie solche Fragen viel einfacher beantworten. Oft stellt sich dabei heraus: Die Sache ist halb so wild. Dann lassen Sie den Ärger einfach vorüberziehen und vergessen Sie ihn. Geht es jedoch um etwas Grundlegendes, das Sie immer wieder dazu bringt, sich zu ärgern, gilt: Werden Sie aktiv und ändern Sie etwas. Denn das Leben ist zu kurz für dauernden Ärger.
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