Erinnern Sie sich noch an die Zeit in der Pandemie, als wir nur nach draußen gehen durften, um uns kurz die Beine zu vertreten? An die Wochen und Monate, als Cafés, Bars, Sportclubs, Bibliotheken, Kinos, Gemeinschaftsräume, Musikhallen und alle anderen Stätten der Begegnung geschlossen hatten? Nein, wir denken wirklich nicht gerne an diese Zeit zurück, als sich unser Leben vorwiegend in den eigenen vier Wänden abspielte und wir unsere Sozialkontakte über Telefon und digitale Netzwerke pflegen mussten. Viele von uns haben jetzt erst gemerkt, wie wichtig sogenannte „Dritte Orte“ (auch "third places" genannt) für unser Wohlbefinden sind.
Unter diesen „Dritten Orten“ versteht man Plätze des Zusammentreffens und der Gemeinschaft, die Menschen die Möglichkeit zur Begegnung und einen Ausgleich zu Familie und Beruf bieten sollen. 1989 veröffentlichte der US-amerikanische Soziologe Ray Oldenburg sein Buch „The Great Good Place“. In diesem Buch definiert er drei Haupträume, in denen sich unser Leben abspielt: das Zuhause, der Arbeitsplatz – und eben der „Dritte Ort“. Hier kommen wir zusammen, pflegen unsere sozialen Beziehungen und tauschen uns mit unseren Mitmenschen aus.
Egal ob es dabei um die Lieblingskneipe, den Sportverein oder den Friseursalon geht, an diesen Orten treffen wir immer wieder bekannte Gesichter und können Erfahrungen austauschen. Beziehungen werden gefestigt und es entstehen neue Bekanntschaften. Außerdem bescheren uns diese „Dritten Orte“ immer wieder schöne Momente und helfen uns dabei, Stress und Feindseligkeiten abzubauen. Denn eins haben diese Orte ebenfalls alle gemeinsam: Soziale Unterschiede und Autoritäten spielen hier keine Rolle. Jeder kommt freiwillig, wir begegnen anderen Menschen auf Augenhöhe.
Und genau deswegen ist es für unser Glück so wichtig, dass wir die Möglichkeit haben, diese „Dritten Orte“ zu besuchen. Wir können uns hier als Teil einer Gemeinschaft fühlen, unserem Leben Sinn geben und natürlich auch Spaß haben. Längst ist auch wissenschaftlich erwiesen: Das Risiko von Isolation, Depression oder Suchtverhalten sinkt, wenn wir regelmäßig soziale Kontakte pflegen. Die Zeit der Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig diese „Dritten Räume“ sind. Denn kein technisches Gerät und kein digitales Netzwerk kann die gemeinsam verbrachte Zeit mit Freunden oder das Kennenlernen im echten Leben ersetzen.
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