Die Fragen der Redaktion beantworteten unabhängig voneinander: Dr. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, Christoph Aschenbrenner, Geschäftsführer des Oberpfalz-Marketing-Vereins, und Dr. Lisa Marie Schöttl, Professorin für Nachhaltige Unternehmensführung und Angewandte Ethik an der OTH Amberg-Weiden. 3 Fragen, 9 Antworten:
ONETZ: Kann man aus wirtschaftlicher Sicht heute schon sagen, was wir aus der Corona-Pandemie lernen können? Die Antwort des Wirtschaftsfunktionärs...
Dr. Jürgen Helmes: Corona zeigt uns, dass wir in Sachen Digitalisierung noch stärker und schneller werden müssen. Dafür brauchen wir die entsprechende Infrastruktur, Stichwort Breitbandausbau. Wir sehen deutlich, wie wichtig es ist, in den Städten ein funktionierendes Ökosystem aus Handel, Gastronomie und Kultur vorzufinden. Wenn wir attraktive Innenstädte wollen, müssen wir etwas dafür tun. Corona zeigt uns aber auch: Staatliche Unterstützung kann der Wirtschaft in Krisen zwar helfen, Wohlstand wird letztlich aber von den Unternehmen und deren Mitarbeitern aus eigener Kraft erwirtschaftet. Der Staat muss gerade jetzt bestmögliche Rahmenbedingungen schaffen, damit die Unternehmen auch in Zukunft Möglichkeiten haben, gute Geschäfte zu machen und innovativ zu bleiben.
ONETZ: Kann man aus wirtschaftlicher Sicht heute schon sagen, was wir aus der Corona-Pandemie lernen können? Die Antwort des Regional-Marketing-Chefs...
Christoph Aschenbrenner: Neben den globalen Wirtschaftskreisläufen brauchen wir vermehrt auch wieder regionale. In vielen Bereichen ist Globalisierung bestimmt sinnvoll, in anderen nicht. Lebensmittel zum Beispiel müssen nicht um die halbe Welt gekarrt werden. Wir sollten mehr auf Nachhaltigkeit achten und dürfen die Umwelt nicht über Gebühr belasten. Mehr Regionalität kann für die Oberpfalz so letztlich ein Gewinn sein.
ONETZ: Kann man aus wirtschaftlicher Sicht heute schon sagen, was wir aus der Corona-Pandemie lernen können? Die Antwort der Ehtik-Professorin...
Prof. Dr. Lisa Marie Schöttl: Bisher ist ja unklar, wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Viele Unternehmen haben während des Lockdowns im Frühjahr aber bewiesen, dass sie ihre Werte nicht nur auf Papier drucken, sondern auch in Krisenzeiten zu ihnen stehen. Ein Beispiel aus der Textilbranche: Während einige Firmen einfach ihre Zulieferer nicht mehr bezahlt haben oder Bestellungen kurzerhand stornierten, haben sich andere solidarisch gezeigt und nach gemeinsamen Lösungen gesucht. Solidarität sichert so Geschäftsbeziehungen auf Dauer und schafft Vertrauen. Generell müssen wir uns fragen: Wie können wir unsere Wirtschaftsmodelle resilienter gestalten? So denkt man jetzt ernsthaft über eine neue Rechtsform nach, die „Gesellschaft in Verantwortungseigentum“. Sie würde dem Stiftungsmodell ähneln und das langfristige Verfolgen eines Unternehmenszwecks jenseits des reinen Profitstrebens ermöglichen.
ONETZ: Nicht nur Corona hat Einfluss auf die Zukunft des Wirtschaftens: Welchen Fragen muss sich die Oberpfalz stellen, damit es Menschen und Wirtschaft gut geht? Die Antwort des Wirtschafts-Funktionärs...
Jürgen Helmes: Der Wirtschaftsraum ist gut aufgestellt: Ein entscheidender Vorteil ist unser breiter Branchen- und Größenmix. Wir haben eine ausgewogene Mischung aus global operierenden Großbetrieben und einem leistungsfähigen, oft inhabergeführten Mittelstand. Das wird uns jetzt helfen. Die Politik muss aber klare Perspektiven für die Zukunft schaffen, zum Beispiel durch Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Ich denke da auch an eine funktionierende Infrastruktur für Busse und Bahn. Wir müssen es schaffen, die Kunden zurück in die Städte zu bekommen, und so den Einzelhandel zu stärken. Außerdem benötigen wir eine Modernisierung der Unternehmenssteuern, damit der Mittelstand genügend Finanzkraft für Investitionen hat.
ONETZ: Nicht nur Corona hat Einfluss auf die Zukunft des Wirtschaftens: Welchen Fragen muss sich die Oberpfalz stellen, damit es Menschen und Wirtschaft gut geht? Die Antwort des Regional-Marketing-Chefs...
Christoph Aschenbrenner: Corona ist ein Trigger für ohnehin anstehende Veränderungen. Wir müssen uns auf die Frage besinnen: Was brauchen die Oberpfälzer wirklich? In der Vergangenheit wurde dabei schon viel richtig gemacht: Früher waren wir über Jahrzehnte Abwanderungsregion, mittlerweile ziehen die Leute zu uns. Aber die Arbeitswelt muss auch bei uns stärker am Alltag der Menschen ausgerichtet werden. Stichwort New Work: Wir müssen, wo möglich, die Jobs zu den Leuten bringen – nicht umgekehrt. Da geschieht schon einiges. Beispiel Denkwelt in Weiden. Wir müssen uns die Frage stellen: Welche Jobs wollen wir in der Oberpfalz eigentlich? Welche Infrastruktur bringt uns weiter? Da geht es nicht nur um den dreispurigen Ausbau der A3, sondern ebenso um die Elektrifizierung von Zugstrecken und einen besseren ÖPNV. Und auch um Mobilfunk und Betreuungsmöglichkeiten für Pflegebedürftige und Kinder.
ONETZ: Nicht nur Corona hat Einfluss auf die Zukunft des Wirtschaftens: Welchen Fragen muss sich die Oberpfalz stellen, damit es Menschen und Wirtschaft gut geht? Die Antwort der Ehtik-Professorin...
Lisa Marie Schöttl: Als Ethikerin stelle ich mir die Frage: Für welche Werte stehen wir als Region und wie können wir diese umsetzen? Konkret kann man sich fragen: Ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Wert für uns Menschen hier sowie für die Wirtschaft, auf den wir uns gemeinsam einigen können? Wie können wir uns besser vernetzen, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen? Ansätze dafür gibt es bereits. Der Landkreis Amberg-Sulzbach hat zum Beispiel ein Klimabündnis ins Leben gerufen, mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Bildung und Umweltverbänden. Auch viele Unternehmen gehen mutig voran, wie zum Beispiel die Neumarkter Lammsbräu, die für ihr Engagement sogar von der Bundesregierung ausgezeichnet wurde. Freiwilligkeit ist ein erster wichtiger Schritt, langfristig wird man an regulatorischen Vorgaben nicht vorbeikommen.
ONETZ: Ab morgen dürfen Sie „König der Oberpfalz“ sein: Welche Entscheidungen werden Sie treffen? Die Antwort des Wirtschafts-Funktionärs...
Jürgen Helmes: In meinem Königreich würde ich alles daran setzen, dass den Menschen, die bei mir leben, noch bewusster wird, in welch schöner und vielfältiger Gegend sie wohnen. Ich würde Infrastrukturprojekte endlich realisieren statt lange zu reden. Es würde eine gute Schienenanbindung nach München und Prag geben. In meinem Königreich hätten wir eine pragmatische Verwaltung mit weniger Bürokratie.
ONETZ: Ab morgen dürfen Sie „König der Oberpfalz“ sein: Welche Entscheidungen werden Sie treffen? Die Antwort des Regional-Marketing-Chefs...
Christoph Aschenbrenner: Als erstes werde ich ein 365-Euro-Ticket für die gesamte Oberpfalz einführen, das für alle öffentlichen Verkehrsmittel gilt, und moderne Mobilitätskonzepte so ausbauen, dass niemand mehr auf das eigene Auto angewiesen ist. Den Erfolg meines Königreichs werde ich nicht nur am wirtschaftlichen Beitrag bemessen, sondern auch an der Zufriedenheit meiner Bürger: Als König ist es für mich spannend zu wissen, wie glücklich die Oberpfälzer sind. Wer sich in meinem Königreich kulturell engagieren will, ist nicht gleich Marktzwängen unterworfen, sondern bekommt Freiräume, um sich entfalten zu können. Und ich werde in meinen Städten den öffentlichen und genossenschaftlichen Wohnungsbau fördern.
ONETZ: Ab morgen dürfen Sie „Königin der Oberpfalz“ sein: Welche Entscheidungen werden Sie treffen? Die Antwort der Ehtik-Professorin...
Lisa Marie Schöttl: Trotz meiner Machtfülle würde ich alle wichtigen Entscheidungen nicht alleine treffen, sondern im Dialog mit den Betroffenen, weil ich weiß, dass Maßnahmen sonst nicht mitgetragen würden. Nachhaltigkeit und Mobilität wären auf meiner Agenda ganz oben. Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln muss sich in der Oberpfalz einiges verbessern. Wir brauchen zum Beispiel attraktivere Bahnverbindungen, gerade auch für die Studierenden. Auch das Fahrrad würde in meinem Königreich einen anderen Stellenwert erhalten. Vor allem würde ich nachhaltiges Unternehmertum noch stärker fördern.
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