Was genau sind Fake-Shops?
Im Netz gibt es zahlreiche Webshops mit betrügerischen Absichten. Sie sind nur angelegt, um Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Täter gehen so weit, dass sie – wie im aktuellen Beispiel eines Amberger Bauunternehmers – mit dessen Unternehmensdaten einen Shop eröffneten, um von seinem guten Ruf zu profitieren. Interessenten sollen bestellen, bezahlen, bekommen dann aber keine Gegenleistung. Die falschen Internethändler locken meist mit einem optisch ansprechenden Internetauftritt, besonderen Rabatten und viel niedrigeren Preisen als echte Anbieter.
Wie viele Fake-Shops und betroffene Kunden gibt es?
Die Verbraucherzentrale schätzt, dass etwa 4 Millionen Deutsche jährlich als Kunden auf Fake-Shops hereinfallen. Bei einer Abfrage mit verschiedenen Suchmaschinen wurde festgestellt, dass über eine Millionen betrügerische Internetshops derzeit online und weltweit abrufbar sind.
Wie groß sind die Chancen, als Geschädigter sein Geld wieder zu bekommen?
Dr. Nino Goldbeck ist Staatsanwalt und Gruppenleiter der Cybercrime-Zentralstelle der Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg. Er empfiehlt, dass jeder Kunde Anzeige erstatten solle, da "nur auf diesem Weg die Ermittlungsbehörden Kenntnis von neuen Fakeshops erlangen können". Man sollte aber nicht damit rechnen, dass man sein Geld erfolgreich zurückbekommt.
Ist es möglich, eine Fake-Seite bei Google löschen zu lassen?
Googelt man aktuell nach dem Namen des Amberger Bauunternehmens, ist die Fake-Seite weiterhin online – der Betrug geht somit ungehemmt weiter. Auf Nachfrage bei Google Deutschland wurde uns mitgeteilt, dass das Unternehmen durch rechtliche Schritte gegen böswillige Akteure vorgehe. Wie man sich als Betroffener nun genau verhalten soll, wird nicht genannt. Auch nach unserem konkreten Hinweis, dass es sich um eine Fake-Seite handelt, wurde der Sucheintrag nicht entfernt.
Können Fake-Seiten komplett aus dem Internet gelöscht werden?
Dr. Goldbeck merkt an, dass dies kein Problem wäre, wenn die Seiten bei deutschen Providern angemeldet wären. Allerdings "nutzen die Täter fast ausnahmslos ausländische Dienstleister, mitunter womöglich gezielt auch solche, die nicht dafür bekannt sind, Ermittlungsbehörden bei ihrer Arbeit zu unterstützen", so Dr. Goldbeck. Danach bleibt nur noch der Rechtsweg, welcher sehr zeitaufwedig ist – eine kurzfristige Abschaltung kann nicht erreicht werden.
Im Fall des Amberger Betrugsfalls befindet sich der Provider in Rumänien (EU-Raum). Ist eine Löschung hier möglich?
Die Behörden sind selbst im EU-Raum machtlos. Bei ausländischen Providern wird versucht, diese zu einer "freiwilligen Abschaltung zu bringen", sagt Dr. Goldbeck. "Zwangsweise können wir dies aber nicht erreichen. Wir können als Staatsanwaltschaft in Deutschland lediglich beim hiesigen Amtsgericht einen Beschluss zur Beschlagnahme des maßgeblichen Servers erwirken und anschließend im Wege der Rechtshilfe den Staat, in dem der Provider seinen Sitz hat, bitten, diesen Beschluss zu vollziehen", so der Experte.
Was sollte man als Kunde bei einem Webshop überprüfen?
Als potenzieller Kunde sollte man immer das Impressum der Website überprüfen. Gibt es überhaupt ein Impressum oder wurden hier verdächtige Angaben gemacht? Beispielsweise könnte eine Telefonnummer oder Mail-Adresse angegeben sein, die nicht zur Region oder zum Land passt.
Kann man auch durch eine Google-Recherche Auffälligkeiten erkennen?
Man sollte auf jeden Fall die Rezensionen des Shops überprüfen – oftmals ist der Laden nach mehrmaligem Betrug schon negativ aufgefallen. Aber Achtung: Rezensionen können genauso gefälscht sein, wie die Seiten selbst. Bei Hofstetters Bauunternehmen wurden vor ein paar Monaten ebenfalls mehrere seltsam-klingende 5-Sterne-Rezensionen verfasst. Vermutlich wurden diese gezielt gefälscht oder gekauft.
Durch welche Indizien kann man auf gefälschte Bewertungen schließen?
Dort hilft es, nach Sprachauffälligkeiten und Sinnfehlern Ausschau zu halten. Passen die Bewertungen zu den angebotenen Produkten, oder sind sie in sprachlich schlechtem Deutsch verfasst, kann das ein gutes Indiz für eine Fake-Kritik sein. Google erklärt, dass jede Bewertung vor der Veröffentlichung automatisch auf Auffälligkeiten geprüft wird – in vielen Fällen allerdings wenig erfolgreich.
Welche Zahlungsmethode sollte bei Online-Einkäufen strengstens gemieden werden?
Goldbeck gibt den sehr wichtigen Tipp: Jeder, der nicht via Vorkasse zahlt, laufe nicht Gefahr, Opfer eines Fake-Shops zu werden. Per Vorkasse ist es sehr schwer, sein Geld im Betrugsfall zurückzufordern. Man könne versuchen, bei der Bank eine Rückzahlung zu veranlassen, das geht aber nur in einem begrenztem Zeitraum. Zahlungsdienstleister wie PayPal bieten meistens einen Käuferschutz an, bei dem sich Betroffene melden und ihr Geld zurückfordern können.
Fake-Shops zu erkennen ist nicht einfach, die Betrüger geben sich größte Mühe, die Webseiten so echt wie möglich wirken zu lassen. Mit einer kleinen Recherche lässt sich aber meistens schnell überprüfen, ob man an einen seriösen Händler gekommen ist. Im Zweifelsfall hilft es, sich über eine Zahlungsart abzusichern, die einen Schutz für Käufer anbietet.
Auffälligkeiten der "Fake-Shops" nach Häufigkeit
Der Fall "Top Bau Oberpfalz"
Oberpfalz-Medien berichtete über Karl Hofstetters Bauunternehmen "Top Bau Oberpfalz". Dessen Firmenidentität wurde gestohlen, um einen Fake-Shop mit Baumaschinen zu eröffnen.
- Firmendaten samt Handelsregisternummer wurden gestohlen
- Hofstetter bekommt durchgehend Post von Geschädigten mit Rückzahlungsaufforderungen
- Täter sitzen laut Polizei in Rumänien
- Entstandener Schaden: über 90.000 Euro
- Fake-Shop ist weiterhin online (Stand: 29. September)

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