Wo genau liegt Beilngries? Vor 50 Jahren konnten diese Frage sicher noch deutlich mehr Menschen in der nördlichen und mittleren Oberpfalz beantworten als das heute der Fall ist. Schließlich war das Städtchen damals noch kein Teil des oberbayerischen Landkreises Eichstätt, sondern Zentrum und Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises in der Oberpfalz.
Mit der großen Landkreisgebietsreform in Bayern wurde das zum 1. Juli 1972 alles anders. Damals wurden die Landkreise der Oberpfalz, mit einigen kleineren Ausnahmen so aufgestellt, wie sie es bis heute geblieben sind.
Die Landkreise der Oberpfalz bis 1972
Aus heutiger Sicht lässt sich kaum noch nachvollziehen wie groß der Einschnitt der damals von der bayerischen Staatsregierung in München vorangetriebenen Reform tatsächlich für die Menschen gewesen ist. Die Landkreise in ihrer damaligen Form gab es zwar erst seit der unmittelbaren Nachkriegszeit, also seit etwa 25 Jahren. Doch die meisten von ihnen gingen zurück auf Ämter und Gerichte, deren Geschichte teilweise viele Jahrhunderte bis ins Mittelalter zurückreichte. Entsprechend groß war damals in manchen Regionen der Widerstand gegen die Pläne der Staatsregierung, die das Ziel hatte, die bayerische Verwaltung effizienter und moderner zu machen. Vor allem bei den Menschen, die plötzlich ganz neuen Gebieten angeschlossen wurden, war der Groll und der Widerstand zum Teil groß. Eingefleischte Oberpfälzer sollten plötzlich und Nacht zu Franken werden - und umgekehrt. Tatsächlich hadern vor allem hier an den großen Bezirksgrenzen die Menschen bis heute mit der inzwischen 50 Jahre alten Reform.
Anderswo sind die neuen Landkreise längst zu festen Einheiten geworden, ist die Erinnerung an vergangene "getrennte Zeiten" längst verloren gegangen.
Die hier abgebildete Karte bringt die Erinnerung an diese Zeiten zurück, gibt einen Überblick über die geografische Realität vor der großen Reform, als es in der Oberpfalz nicht nur 10, sondern ganze 24 Landkreise und kreisfreie Städte gegeben hat. Und die Karte hilft, so manche geografische und kommunalpolitische Besonderheit zu verstehen.
Wieso ist zum Beispiel die Sparkasse des Landkreises Neustadt/WN auch in Auerbach im Landkreis Amberg-Sulzbach vertreten. Oder auch in Erbendorf im Landkreis Tirschenreuth? Und wieso gibt es den Landkreis Amberg-Sulzbach mit dem Sitz in Amberg, obwohl doch die Stadt Amberg selbst gar kein Teil dieses Kreises ist? Solche großen und kleinen Besonderheiten lassen sich heute kaum verstehen, ohne einen Blick auf die Zeit vor dem 1. Juli 1972, als eben diese Karte und diese Landkreise für die Oberpfalz verbindlichen waren.
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