LEO Blog: Adrenalin pur - Fallschirmsprung aus 4000 Metern Höhe

Oberpfalz
04.08.2020 - 09:35 Uhr

Bisher hat sich Volontärin Laura Schertl eher weniger getraut. Doch damit ist jetzt Schluss. Denn zum Geburtstag gab es ein ganz besonderes Geschenk: Einen Fallschirmsprung.

Die ersten Meter im freien Fall - Adrenalin pur.

In 4000 Metern Höhe öffnet sich die Tür des kleinen Flugzeugs. Der Wind peitscht in den Innenraum, das Brummen des Motors hallt in meinen Ohren wieder. Drei Springer steigen auf das kleine Trittbrett an der Außenseite des Flugzeugs, halten sich noch kurz fest - und lassen sich in die Tiefe fallen. Mein Herz setzt einen Schlag aus, dann pocht es mir bis zum Hals.

Es war wirklich absehbar, was auf mich zukommen würde. Ich hätte es wissen müssen. Schon alleine, weil ich irgendwann aus Leichtsinn einen Wunsch geäußert hatte, genau das zu tun. Einmal aus einem Flugzeug zu springen. Aber vermutlich habe ich es einfach verdrängt. Als meine Eltern mir ankündigten, dass ich mein Geburtstagsgeschenk erst zwei Tage später bekommen würde und ich mir den ganzen Tag freihalten sollte. Am Abend vorher erhielt ich eine Whatsapp Nachricht mit einem Zettel, auf dem stand, was ich alles mitnehmen und beachten müsste: Keinen Alkohol nach 23 Uhr, festes Schuhwerk, Handschuhe. Abholung 8 Uhr.

Na gut, dachte ich mir, nur nicht nervös werden. Und um mich nicht unnötig in Panik zu versetzen dachte ich nicht weiter darüber nach und ging früh ins Bett. Ein Glück, dass ich nicht genau wusste, was da auf mich zukam. Als wir am nächsten Tag im Auto saßen, drückte mir meine Mutter einen Stapel Papier und einen Stift in die Hand. „Du musst da noch was unterschreiben“, schmunzelte sie. Und als mein Blick auf das Deckblatt fiel, war mir klar: Ich bin verloren. In großen, hellblauen Lettern sprang mir der Schriftzug „Skydive Colibri“ ins Auge. Fallschirmsprung. Mist. Auf der einstündigen Fahrt zum Flugplatz wurde ich von Kilometer zu Kilometer ruhiger – und nervöser. Die wirklich netten Mitarbeiter konnten mir mit ihren gut gemeinten Ratschlägen dann auch nicht mehr helfen. „Wirst schon sehen, danach willst du gleich nochmal“, prophezeite mir mein Tandem-Partner. In diesem Moment erschien mir nichts auf der Welt abwegiger als das. Wenig später war ich flugfertig verpackt: Jumpsuit, Helm, Brille, Sicherheitsgeschirr. Das Flugzeug wartete.

Blauer Himmel, Sonnenschein, kilometerweite Sicht.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als die Landschaft unter uns langsam immer kleiner wurde. Im Vergleich zu den bequemen Passagierflugzeugen war der Flug in diesem kleinen Flugzeug wesentlich wackeliger. Zu meiner Beruhigung konnte das nicht gerade beitragen. Neben mir saßen noch ein paar erfahrene Solospringer. Als wir schließlich auf den geplanten 4000 Metern angekommen waren, lagen meine Nerven blank. Die Tür des Flugzeugs öffnete sich, der Wind fuhr mir ungestüm durch die Haare. Nach und nach kletterten die anderen Fallschirmspringer zur Tür – und ließen sich ganz einfach hinaus fallen. Während ich versuchte, nicht zu hyperventilieren, rutschte ich gemeinsam mit meinem Tandem-Master langsam in Richtung Ausgang. Und dann geht alles ganz schnell: Meine Beine baumeln aus dem Flugzeug hinaus, unter uns vier Kilometer bis zum Boden. Mein Begleiter sortiert sich kurz – und drückt uns dann aus dem Flugzeug. Ein Rückwärtssalto, ich kann den Bauch des Flugzeugs ganz nah sehen, wir fallen. Der Wind pfeift laut und drückt mir immer wieder die Luft aus den Lungen. Ich löse meine Hände vom Gurt und strecke sie zur Seite aus – wir fliegen! Das Gefühl ist unglaublich, mein Herz schlägt aufgeregte Kapriolen. Wir fallen fast drei Kilometer lang, es fühlt sich an wie ein paar Sekunden. Dann halte ich mich wieder am Gurt fest, ein kurzer Ruck – der Fallschirm ist geöffnet. Ich fühle mich wie im Rausch, wir gleiten im strahlenden Sonnenschein durch die Luft und sehen kilometerweit. Schnell, viel schneller, als mir in diesem Moment lieb ist, sehen wir die Landewiese. "Jetzt weißt du, warum die Vögel so schön singen", ruft mir mein Tandem-Master freudig zu. Ja, das weiß ich jetzt. Es ist atemberaubend. Ein paar Drehungen mit dem Schirm später berühren meine Beine wieder den Boden. Und was soll ich sagen? Hätte man mich in diesem Moment gefragt, ob ich nochmal wolle – ich wäre sofort ins Flugzeug gestiegen.

Oberpfalz28.07.2020
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