LEO Blog: Sag es (fast) ohne Worte

Oberpfalz
02.12.2020 - 01:25 Uhr

„Schön, dass es dich gibt.“ „Ich liebe dich.“ Es wäre so leicht, unseren Liebsten zu sagen, wie viel sie uns bedeuten. Doch nicht jeder kann das problemlos, wie Redakteurin Julia Hammer im LEO Blog erzählt.

Glück aus der Ferne.

Ein paar Worte - und unsere Liebsten würden wissen, wie wichtig sie uns sind. Würde es da nicht ein kleines Problem geben. Einigen von uns fällt es wahnsinnig schwer, solche Worte über die Lippen zu bringen. Auch mir. Nicht, dass ich nicht emotional sein könnte. Nicht, dass mir Menschen in meinem Umfeld nicht viel bedeuten würden. Doch das auch auszusprechen ist eben so eine Sache. Gefühlsduselei konnte ich noch nie. Ich bin eher Typ Schulterklopfer. Wenn es mich wirklich überkommt, ringe ich mich zu einer Umarmung durch. Natürlich auch das nicht ohne das obligatorische Klopfen, dass dominanter wird, wenn mir die Umarmung zu lange dauert. Gerate ich doch in eine Situation, in der ich nicht um eine „Liebesbekundung“ herumkomme, gleicht diese für mich einem Marathonlauf mit permanenter 90-Grad-Steigung.

Doch warum fällt es uns manchmal so schwer, das auszusprechen, was wir fühlen? Warum so kompliziert, wenn es so einfach wäre? Ich denke, es gibt zwei Arten von Menschen. Die Sorte, die ihr Herz offen auf der Zunge trägt. Und die, der es schwerfällt, ihre Gefühle in die Welt hinauszuposaunen. Das ist nicht schlimm – solange man einen Weg findet, seine Zuneigung auszudrücken. Auch ich habe meine Art entwickelt, sie meinen Liebsten zu zeigen. Mit ehrlicher Anteilnahme an ihrem Leben, einem offenen Ohr bei persönlichen Gesprächen, Verständnis für ihre Sorgen. Mein „Ich hab dich gern“: ein ehrliches Lächeln, eine liebevolle Berührung. „Du bist mir wichtig“ zeige ich mit kleinen Aufmerksamkeiten. Das Prinzip hat funktioniert. Doch durch die Distanz, die durch die Corona-Krise entstanden ist, geht das Konzept nicht mehr auf. Ein liebevolles Lächeln bleibt am Telefon unsichtbar, eine aufmunternde Berührung ist unmöglich. Das offene Ohr kann die fehlende Nähe nicht ersetzen.

Verzicht, Vernunft, Vorsicht

Das vergangene Jahr hat uns vor neue Herausforderungen gestellt – vor soziale, wirtschaftliche, persönliche. Verzicht, Vernunft und Vorsicht haben unser eigenes Vergnügen in den Hintergrund gestellt. Uns ein wenig einsamer werden lassen. Viele von uns haben um ihre Existenz gekämpft oder tun es noch. Wir fragen uns: Wie wird es weitergehen? Wir alle befinden uns in einer Ausnahmesituation, in der wir über unsere Prioritäten und Ängste reflektieren – und dabei merken, was wirklich wichtig ist. Das sind unsere Familie, unsere Freunde. Und die Erkenntnis, wie wertvoll doch die liebevollen Worte der engsten Vertrauten sind. Wie motivierend es ist, sich auch aus der Ferne Mut zuzusprechen, zu zeigen, dass man trotz Distanz nah sein kann. Wie schön es ist, auch über Skype gemeinsam zu lachen.

Ich habe gemerkt, wie mein innerer Emotions-Schweinehund immer leiser und das Bedürfnis, meinen Liebsten zu sagen, wie viel sie mir bedeuten, lauter wird. Vor uns liegen Weihnachten, Silvester, Neujahr. Feste, die wir normal mit unserer Familie und unseren Freunden verbringen. Das wird in diesem Jahr so nicht möglich sein. Das Fest der Liebe wird stiller. Vielleicht ein wenig einsamer. Umso wichtiger werden die liebevollen Worte, die ausgesprochene Zuneigung – und die Zuversicht, dass unser Leben 2021 wieder ein Stück unbeschwerte Normalität zurückgewinnt.

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