Leo Blog: Wieviel Elvis verträgt das Home Office?

Oberpfalz
28.07.2020 - 16:02 Uhr

Eine Nachbarin von Leo-Redakteur Wolfgang Fuchs hört leidenschaftlich gerne Schlager – und zwar am liebsten laut und lange. Dass ihre CDs springen, scheint sie nicht zu stören. Und die Wände sind dünn.

Elvis Presley guckt. Was er wohl zu dem Drama sagen würde?

Ist gut, ich glaub's! Elvis lebt! Schließlich höre ich ja mit eigenen Ohren, wie er in der Wohnung neben mir seine alten Schlager trällert. Immer und immer wieder. "Love me tender, love me sweet" sind nicht die Gedanken, die mir dann durch den Kopf tanzen. Aber sei's drum. Ein bisschen tolerant werde ich wohl sein können, sage ich mir. Meine Nachbarin hört nun mal gerne Musik. Das verstehe ich, doch eben darin liegt auch mein Problem. Elvis ist nett, aber anhören müssen will ich ihn nicht.

Oberpfalz14.08.2020

Dreht meine Nachbarin auf, bin ich chancenlos. Egal was ich tue – arbeiten, lesen, Filme ansehen, selber Musik hören – der gute Elvis ist dabei und stört. Dann bleibt nur Abwarten, Energie bündeln und später weitermachen. Letztens bat mich Mama am Telefon, ich solle doch bitte die Musik ein wenig leiser stellen. Sie verstehe kein Wort. Nur dass es nicht meine Musik war. Elvis übertönt alles.

Hinzu kommt: Die CDs meiner Nachbarin springen, und zwar jede. Auch die Kelly Family tanzt da nicht aus der Reihe. Spätestens beim Refrain beginnt das Stottern: "Sometimes I wi-wi-wi-wi-wi". Vielleicht trägt meine Nachbarin ja schalldichte Kopfhörer, weil ihr ihre Musik sonst selbst zu laut wäre, und hört deshalb auch das Springen nicht, überlege ich. Möglich ist das. Ich renne in meiner Wohnung im Kreis und grüble, ob ich mir einen Boxsack zulegen sollte.

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Einmal bin ich rüber gegangen und habe geklingelt. Das war mir echt unangenehm. Ich finde eigentlich, jeder soll nach seinem Geschmack leben dürfen. Aber nicht, wenn ich darunter leide. "Bei aller Liebe", sagte ich also, als sie endlich öffnete. "Es ist Corona. Menschen sitzen daheim und wollen klar kommen. Ein bisschen Rücksicht wäre schön." Ihre Reaktion war ebenso einfühlsam. "Nein", sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. "Meine Musik ist nicht laut."

Ich muss gestehen: So hatte ich das noch nicht betrachtet. Vielleicht hat sie recht und ihre Musik ist wirklich nicht laut? Vielleicht hört sie überhaupt gar keine Musik und ich bin einfach reif für den Strand? Auch das ist möglich. Wie dem auch sei: Vor ein paar Tagen habe ich schalldichte Kopfhörer gekauft, und siehe da: Setz' ich sie auf, macht sogar Elvis Verschnaufpause.

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