OTon: You'll never walk alone

Oberpfalz
22.06.2023 - 11:42 Uhr

Redakteurin Lena Schulze stellte sich auf einen sonnigen Wanderurlaub in den Albanischen Alpen ein. Doch es kam alles ganz, ganz anders als geplant. Wie das Drama doch ein gutes Ende nahm.

"F*ck" schoss es mir durch den Kopf, als ich folgende SMS am Flughafen in Tirana erhielt: "Unfortunately your baggage could not be loaded on schedule" - Mein Gepäck hat es nicht rechtzeitig in den Flieger nach Albanien geschafft. Richtig blöd, wenn man eine Woche eine Wandertour in den Albanischen Alpen machen will. Und im verlorenen Gepäckstück die Wanderstiefel sind. Es folgten Telefonate mit der Airline, das Ausfüllen von Verlust-Dokumenten, Absprachen mit den Guides meiner Reisegruppe und mitleidige Blicke meiner Mitreisenden. Gott sei Dank hatte ich eine Grundausstattung in meinem Handgepäck: kurze Hosen, kurze und lange Shirts, Regenjacke. Erleichterung: Die Airline bestätigte mir, dass mein Gepäck nachgeflogen wird. Ärger: Der Koffer kam nicht. Unauffindbar am albanischen Flughafen. Bis das raus war, vergingen zwei Tage mit Hoffen und Bangen.

"Du wolltest Abenteuerurlaub, du kriegst Abenteuerurlaub!", sagte ich mir. Und abenteuerlich wurde es. Die Gastmutter an unserer ersten Unterkunft lieh mir Wanderstiefel, damit ich die Tour mitgehen kann. Unsere Führerin gab mir eine lange Wanderhose. Mit Sonnencreme, Duschgel, Blasenpflaster, Moskitoschutz und Müsliriegel wurde ich täglich aufs Neue von meiner wahnsinnig hilfsbereiten Gruppe ausgerüstet. Anfänglich heiterte mich das auf. Doch dann kamen die nicht enden wollenden Regengüsse. Wenn man sich in feuchten Klamotten mit nassen Socken in nasse Stiefel quält und dann raus auf die nächste Etappe in den Schauer muss, hilft es nicht mehr, sich mantra-artig vorzusagen: "Die Landschaft ist schön. Die Gruppe lustig. Genieß es. Bleib positiv." Am Ende der Woche hatte ich einen Punkt erreicht, da fand ich meine Situation nur noch scheiße. Warm duschen? Fehlanzeige wegen Stromausfall. Also nicht mal W-Lan, damit ich eine mitleidserweckende Nachricht nach Hause schicken konnte. Da half nur noch Raki. Vorm knisterndem Kaminofen. Gut, die durchgeschwitzten Klamotten stinken halt dann nach Rauch, aber Hauptsache trocken. Zumindest das hatten meine Abenteuerkollegen und ich gemeinsam. Und schon lachen wir wieder. Trotz der misslichen Lage. Gerade wegen all dem Pech glaube ich an das Gute im Menschen: Wer Hilfe braucht, bekommt sie. Danke, Leute! You'll never walk alone.

Neuhaus/Windischeschenbach15.06.2023
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