Ihr müsstet meine Freundin sehen, wenn sie lächelt. Ihre azurblauen Augen glitzern dann wie das Mittelmeer bei Sonnenschein und strahlen diese Tiefe aus, die ich so sehr an ihr mag. In ein paar Wochen feiern wir unseren Jahrestag. Ich möchte meinen Schatz mit einem besonderen Geschenk überraschen, ich will sie zum Lächeln bringen. Und zwar mit einem Präsent, das nur ich ihr schenken kann – weil ich sie kenne.
Laut einer Studie weckt bei 82 Prozent aller Frauen das Betrachten eines Schmuckstückes Erinnerungen an besondere Momente, erfahre ich bei einer Recherche im Internet. Schmuck bleibe besser in Erinnerung als etwa eine Tasche, heißt es. Doch "Schmuck" ist ein dehnbarer Begriff – die Auswahl riesig: Ohrstecker, Armbänder, Anhänger, Halsketten, Uhren, Ringe.
Ich setze mich auf den Balkon und lasse die Gedanken schweifen. Regelmäßig trägt sie etwa ihr silbernes Armbändchen mit den violetten Steinchen – ein Talisman, den ihr ihre Mutter vor Jahren einmal geschenkt hat. Wenn wir uns mit Freunden treffen, legt sie gerne ihre silbernen Ohrringe mit den grünen glitzernden Perlen an. Ihre langen Haare bindet sie oft mit diesem bunten Haarband zu einem Pferdeschwänzchen, das so lustig hüpft, wenn sie läuft. Ich sitze dann immer neben ihr und beobachte sie, wie sie vor dem Spiegel gekonnt ihre Mähne bändigt.
Da fällt mir das elegante Perlenkettchen ein, das sie bei unserer ersten Verabredung trug und das ihren zarten Hals so schön schmückte. Wir spazierten am Ufer eines Sees entlang, redeten und lachten, und immer wenn sie etwas verlegen wirkte, rückte sie unbewusst ihr Kettchen zurecht. Dann war es weg. Wir suchten und suchten, doch fanden es nicht wieder. Was für ein Jammer – ich weiß noch, wie enttäuscht sie war. Fünf Jahre ist das nun her, sage ich laut und greife zu einem Katalog. Schenken ist doch etwas Schönes. Ich sehe sie schon vor mir, wie sie lächelt.
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