Fällt es Ihnen schwer, richtig abzuschalten? Ploppen auch in Ihrer Freizeit immer wieder Dinge in Ihrem Kopf auf, die Sie noch erledigen wollten? Sind Sie ständig in Eile, weil Sie noch so vieles zu tun haben? Und langweilen Sie sich schnell, wenn Sie das Gefühl haben, dass es einmal nichts zu tun gibt? Dann könnte es sein, dass Sie süchtig nach Stress sind. Ja, Sie haben schon richtig gelesen. Auch wenn wir inzwischen alle wissen, dass uns Stress alles andere als gut tut und zu Herzproblemen, psychischen Erkrankungen und einem schwachen Immunsystem führen kann, können wir uns schnell in einem Teufelskreis wiederfinden.
Stress ist eine natürliche körperliche Reaktion, die uns auf Anstrengungen vorbereitet und vor Bedrohungen warnt. Es werden die Hormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, um uns auf den Kampf oder die Flucht vorzubereiten. Das ist ein Überbleibsel der Evolution. Vor Tausenden von Jahren, als wir uns noch gegen wilde Tiere schützen und für unser Überleben kämpfen mussten, machte dieser Effekt durchaus Sinn. Mittlerweile kommt es jedoch eher selten vor, dass wir uns gegen Bären und Co. wehren müssen. In Stresssituationen reagiert unser Körper aber immer noch wie damals. Und die Stresshormone, die er dann produziert, können tatsächlich wie eine Droge wirken.
Bei vielen von uns scheint es so etwas wie eine Hass-Liebe zu sein. Wir alle jammern über zu viel Stress und sehnen uns nach Ruhe und Entspannung. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass wir weiterhin genug Stress haben. „Das ist doch positiver Stress“, sagen wir dann, während wir von einem Termin zum anderen hetzen – und das sogar noch nach Feierabend. Dabei wollen wir uns nicht eingestehen, dass es schon eine Art Suchtverhalten ist, das wir da an den Tag legen. Denn wir haben uns an die Überaktivierung unseres Nervensystems gewöhnt. Adrenalin und Cortisol verstärken die neuronalen Belohnungssysteme.
Doch das ist alles andere als gesund. Glücklich macht es natürlich auch nicht. „Aber was kann ich dagegen tun?“, fragen Sie jetzt vielleicht. Lernen Sie, genug Pausen zu machen und sich regelmäßig auszuruhen und runterzukommen. Machen Sie sich klar: Ruhe ist keine Zeitverschwendung, ganz im Gegenteil. Halten Sie sich von Menschen und Umgebungen fern, die Ihre Sucht nach Stress nur verstärken. Vielleicht ist sogar ein Jobwechsel nötig. Achten Sie auf sich selbst und gesunde Lebensgewohnheiten. Wenn Sie es nicht alleine schaffen, zögern Sie nicht, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Keine Angst, es lohnt sich, dem Stress Adieu zu sagen.
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