Bisher sind die Unternehmen im Landkreis Tirschenreuth gut durch die Coronakrise gekommen. Dies machten im Wirtschaftsausschuss alle Redner deutlich. „In diesem Bereich sind wir gut aufgestellt“, sagte Landrat Roland Grillmeier. Was die nächsten zwei bis drei Jahre aber passiere, „kann man schlecht abschätzen“.
Wirtschaftsförderer Volker Höcht erwähnte noch einmal das gute Abschneiden in der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die den Landkreis als eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen in der Bundesrepublik ausweist. Aber es gebe auch Bereiche, in denen die Region nicht so gut abschneide. Dazu zählen das negative Wanderungssaldo (Differenz zwischen Zu- und Abwanderung) vor allem bei den 25- bis 30-Jährigen sowie der geringe Anteil an hochqualifizierten Beschäftigten im Landkreis.
Um dem entgegenzuwirken, nannte Höcht die Stichpunkte Fachkräftsicherung und Innovation. Vor allem aber gelte es, die Digitalisierung voranzutreiben: egal ob direkt im Unternehmen, bei der Beratung, Öffentlichkeitsarbeit oder beim gegenseitigen Austausch. Dies alles laufe unter der Kampagne „Digitale Nordoberpfalz“. Weitere Schwerpunkte seien die Gründungs- und -nachfolgeberatung sowie die Standortentwicklung.
Ausbau des Bildungsmanagement
Regionalmanager Florian Rüth hob drei Aspekte hervor, die die Arbeit der nächsten Jahre bestimmen werden. Zum einen soll durch den Ausbau des Bildungsmanagements eine Art digitaler Bildungscampus entstehen. „Das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben. Das ist unser großes Ziel“, erläuterte Rüth. Dazu zählen unter anderem die Bildungstage, Ausbildungsplattform, MINT-Garage und das Vernetzen von außerschulischen Weiterbildungsangeboten.
Die anderen beiden Punkte sind stark miteinander verzahnt: Rückkehrermanagement und Fachkräftesicherung. Dabei gelte es, die Region als attraktiven Wohn-, Lebens-und Arbeitsstandort darzustellen. Dazu soll auch eine Imagekampagne auf die Füße gestellt werden. Rüth hofft dafür auf eine Förderung aus dem Heimatministerium. In diesem Zusammenhang sei auch das Schaffen einer Wohnraumbörse angedacht. „Dies geht aber nur in Zusammenarbeit mit den Kommunen“, sagte der Regionalmanager.
"Feuerwerk an Informationen“
Kreisrat Werner Nickl (CSU) attestierte den beiden Referenten „ein Feuerwerk an Informationen“. Er sah durch die gute wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises auch Auswirkungen auf die demografische Entwicklung. Es sei anders gekommen, als von der Bertelsmann-Stiftung vor rund 15 Jahren prognostiziert. Diese hatte einen großen Bevölkerungsverlust vorausgesagt. „Die Studie kann man in die Tonne treten. Wir haben die negative demografische Entwicklung ganz erheblich eingedämpft“, so Nickl.
"Kommunikationswege offenhalten"
Als die Corona-Pandemie im März und April auch das Arbeitsleben einschränkte, war die Wirtschaftsförderung extrem gefordert. „Wir waren der zentrale Ansprechpartner im Landkreis für die Arbeitgeber“, blickte Volker Höcht zurück. Die zwei Arbeitgeber-Hotlines hätten die Betroffenen sehr gut genutzt. An manchen Tagen nahmen Höcht und Bildungsmanager Hilmar Fütterer bis zu 120 Anrufe entgegen. „Die wichtigste Strategie war, die Kommunikationswege offenzuhalten, auch zu den Minister“, machte der Wirtschaftsförderer deutlich.
Werner Ott mahnt wegen Endlager-Suche
90 Regionen in Deutschland sind geologisch für ein Endlager für Atommüll geeignet. Dies teilte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) vor einigen Tagen in einem Bericht mit. Dabei sind auch Teile des Landkreises Tirschenreuth. Daher mahnte Werner Ott (FDP) im Wirtschaftsausschuss an, diese Situation genau im Auge zu behalten. „Natürlich muss man aufpassen. Aber ich glaube, unsere Region wird da eher nicht in den Fokus rücken“, gab sich Landrat Roland Grillmeier eher gelassen.
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