Die Fortsetzung der "Demokratie-Werkstatt für alle" als Kooperation von Netzwerk Inklusion im Landkreis Tirschenreuth, Volkshochschule (VHS) und Kreisjugendring war lohnenswert für alle Teilnehmer. Christina Ponader vom Netzwerk Inklusion und Friedrich Wölfl von der Demokratie-Werkstatt hatten zusammen mit Sabine Leistner vom Eine-Welt-Laden Regensburg ein attraktives Mini-Projekt vorbereitet.
Leistner öffnete mit dem Beispiel von den Eiern den Teilnehmern die Augen: "Deutlicher geht es kaum: Irgendjemand muss hier auf der Strecke bleiben: der Produzent, der Händler, der Färber, der Verkäufer, der Plastikhersteller, der Käufer, das Huhn - oder vielleicht alle miteinander", meinte sie. Leistner warf dabei auch die Frage auf, "wie es eigentlich um die Nachhaltigkeit der Verpackungen steht."
Vier Kleingruppen zogen in Tirschenreuth mit gleichlautenden Einkaufszetteln an einem Samstagvormittag los, um in vier Märkten für einen Brunch einzukaufen. Anschließend wurden die Einkäufe aus einem Großmarkt, einem Discounter, einem Bio-Markt und einem Eine-Welt-Laden mit vielen Transfair-Produkten verglichen. Und dabei gab es erstaunliche Erkenntnisse: Denn nicht nur die Preise unterschieden sich, Differenzen zeigten sich auch bei Herkunftskennzeichnungen, bei Qualitätssiegeln, bei Werbebotschaften oder Verpackungen. Die Preisspanne reichte für die gleichen Produkte von 12,02 bis 34,84 Euro.
Friedrich Wölfl zeigte an Beispielen, wie Hersteller sich beim Verbraucher um ein "grünes Image" bemühen. Das beginne mit einer aufgeplusterten Sprache, die Naturnähe, Regionalität, Klimafreundlichkeit, Verantwortung für Umwelt und intakte Natur oder gute Recyclebarkeit vermitteln wolle. Selbst Bananen aus dem Großmarkt signalisierten mit einem Aufkleber, wie eng der Konzern mit einer Naturschutzorganisation verbunden sei. Ein gutes Gewissen habe der Käufer dann schon mal. Überprüfen könne er nicht alles, Man könne es glauben oder auch nicht. Manche Kontrollen seien aufwändig und würden vermutlich auch auf Widerstände bei Produzenten und Handel führen. Hier könnte natürlich die Politik mitunter eine bessere Transparenz fordern.
In der Diskussion wurde deutlich, wie aufwändig der bewusste und überlegte Einkauf ist. Man müsse vergleichen und oft klitzekleine Nährwerttabellen entschlüsseln, um Herkunftsbezeichnungen zu entschlüsseln und Mengenangaben auf Packungsgrößen umzurechnen. Eigentlich müsste der Verbraucher oft auch den Weg in verschiedene Läden antreten.
Stadträtin Martina Sötje erinnerte daran, dass Tirschenreuth seit einem Jahr "Fairtrade-Stadt" sei. Mancher Verbraucher nutze auch die lokalen Möglichkeiten und kaufe fair gehandelte Produkten. Auch bei Sitzungen im Rathaus werde jetzt fair gehandelter Kaffee angeboten: "Sicher ein Beitrag, das Bewusstsein für einen nachhaltigeren Konsum zu schärfen."
Kritische Blicke warfen die Teilnehmer auf Kaffee, Marmelade, Orangensaft, Tomaten und Joghurtbecher. Wolle man seine Macht als Verbraucher nutzen, so brauche man einiges Wissen, viel Zeit und oft sogar den Willen, seine Konsumgewohnheiten umzustellen. Ins Grübeln kamen die Teilnehmer beim Auspacken ihrer Einkäufe: Der Berg an Plastik- und Verpackungsmüll führte zur Überlegung, was mit den Plastik- und Verbundmaterialien weiter passiert. Den "Geschmackstest" am späten Vormittag hatten sich die 15 Teilnehmer redlich verdient.
Christina Ponader betonte in ihrem Fazit, dass Verbraucher nun nicht generell ein schlechtes Gewissen haben müssten. Sehr wohl könne man sich aber mancher Folgen des eigenen Tuns bewusst werden.
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