Prominent besetzter Zweikampf um Vorsitz des BRK Weiden-Neustadt

Weiden in der Oberpfalz
07.01.2021 - 11:43 Uhr
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Nach über 15 Jahren als Chef des BRK-Kreisverbands Weiden-Neustadt will Simon Wittmann nicht mehr für den Vorsitz kandidieren. Um seine Nachfolge konkurrieren zwei prominente Kommunalpolitiker: Weidens Alt-OB und der Neustädter Landrat.

Der Kreisverband des Roten Kreuzes braucht einen neuen Vorsitzenden. Bisher haben zwei Männer an diesem Posten Interesse bekundet.

Mit fast 3000 ehrenamtlichen Mitgliedern ist das Rote Kreuz in Stadt und Landkreis nicht nur als Hilfsorganisation mächtig. Eine seiner Gruppierungen ist nahezu in jedem Dorf vertreten. Vom Grundsatz her unparteiisch, ist das BRK bei der Vielfalt seiner Aufgaben dennoch auf die Hilfe der Politik angewiesen. Die sucht ihrerseits die Nähe zu den hochangesehenen Rettern. "Man kann da schon mit Entscheidungen hineinwirken", sagt Fred Lehner.

Der frühere Flosser Bürgermeister war jahrelang stellvertretender BRK-Kreisvorsitzender. Den Sprung nach ganz oben hat der Sozialdemokrat nicht geschafft. Der war seit Christian Kreuzers Zeiten dem Neustädter Landrat vorbehalten. Der Weidener OB war meist Stellvertreter. Nur einmal war es umgekehrt. Anton Binner ließ Oberbürgermeister Hans Schröpf (beide CSU) den Vortritt. 2005 änderte sich dies mit Simon Wittmann (CSU) wieder.

Bisher keine Fehde

Der 73-jährige Tännesberger hat angekündigt, bei den alle vier Jahre anstehenden Neuwahlen im April nicht mehr anzutreten. Seine beiden Stellvertreter wollen ihn beerben. Dem Vernehmen nach hob Alt-OB Kurt Seggewiß (SPD) gleich in der Dezember-Vorstandssitzung die Hand, nachdem Wittmann seinen Rückzug verkündet hatte.

Kaum berichtete Oberpfalz-Medien über Wittmanns Absicht, meldete sich Landrat Andreas Meier (CSU) via Facebook zu Wort: "Ich stehe bereit, wenn die Kameradinnen und Kameraden das wünschen." Weder Seggewiß noch Meier verlieren ein böses Wort übereinander. Bis zu den Kommunalwahlen im März 2020, nach denen Seggewiß aufgehört hat, galt ihre Zusammenarbeit als harmonisch. In Sachen BRK stellen beide lieber ihre Qualifikation für den Vorsitz in den Vordergrund. Seggewiß: "Ich habe Zeit." Meier: "Ich bin noch aktiv." Soll heißen: Der eine könnte sich intensiv um die Aufgabe kümmern, der andere hat die Verbindungen und kurzen Wege zu Regierung und Ministerien, wenn es Unterstützung von weiter oben bedarf.

Wie sieht es mit der Hausmacht aus? Rein zahlenmäßig spricht dies für Meier. Der Landkreis hat mehr als doppelt so viele Einwohner wie Weiden und mehr Aktive. BRK-Geschäftsführer Sandro Galitzdörfer mischt sich nicht ein, verweist aber darauf, dass bei der BRK-Mitgliederstruktur die klare Trennschärfe zwischen Stadt und Land nicht gegeben ist: "Wir haben Leute in der Bereitschaft Weiden, die wohnen im Landkreis. Und wir haben Mitglieder, die aus dem Kreis Schwandorf kommen."

Dennoch sieht Seggewiß den Landkreischef klar im Vorteil. "Ich werde das Gespräch mit ihm suchen. Ich will keine Kampfkandidatur." Dass der Posten so begehrt ist, ehrt die Kandidaten, findet Fred Lehner: "Da gibt's keine Aufwandsentschädigung. Das ist eher ein Draufzahlgeschäft."

Einst Konflikt um die ILS

Wunden aus der Vergangenheit sieht Seggewiß als verheilt an. Gerade was Blaulichtorganisationen betreffe, hätten zuletzt das Katastrophenschutzzentrum in Windischeschenbach sowie ILS und BRK in Weiden gezeigt, wie gut Stadt und Land miteinander könnten. Allerdings: Vor gut zehn Jahren hatte er sich als OB dafür stark gemacht, dass die neu zu gründende Integrierte Leitstelle Nordoberpfalz in die Feuerwache Weiden einzieht. Das schmeckte den Rotkreuzlern, bei denen Seggewiß seit seinem 20. Lebensjahr Mitglied ist, überhaupt nicht. Mit Unterstützung von Simon Wittmann und dem Landkreis setzten sie als ILS-Standort ihr Domizil in der Ulrich-Schönberger-Straße in Weiden durch. Laut Seggewiß wäre die Feuerwache kostengünstiger gewesen. Die Gründung eines Rettungs-Zweckverbands sei dann als Kompromiss akzeptabel gewesen.

Ob im April überhaupt ein Vorsitzender gewählt werden kann, ist offen. Eine Halle für Hunderte Delegierte zu bekommen, hängt stark von der Entwicklung der Pandemie ab.

Floß10.12.2020
Hintergrund:

Der BRK-Kreisverband in Zahlen

  • Rund 600 hauptamtliche Mitarbeiter, rund 2900 ehrenamtliche Aktive in 5 Gemeinschaften: Bereitschaften, Wasserwacht, Bergwacht, Jugendrotkreuz sowie Wohlfahrt und Soziales.
  • Rund 28,5 Millionen Euro Jahresetat 2021.
  • 6 Rettungswachen: Weiden (2), Vohenstrauß, Lohma, Neustadt/WN, Eschenbach
  • 4 Seniorenheime: Eschenbach. Weiden, Hammergmünd, Erbendorf
  • Weitere Aufgaben: Essen auf Rädern, ambulante Pflege, Betreuter Fahrdienst, Hausnotruf, Migrationsberatung. (phs)
Andreas Meier, amtierender Landrat von Neustadt/WN.
Kurt Seggewiß, Alt-Oberbürgermeister von Weiden.
 
 

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