Pfreimd und Nabburg sind Orte mit bedeutender Historie. Ehrenamtlich haben Helmut Friedl (Pfreimd) und Bertram Sandner (Nabburg) bisher eine Archivarbeit geleistet, vor der Sebastian Bauer den Hut zieht. Doch der Berg ist groß, kann ehrenamtlich auf Dauer nicht bewältigt werden. Die beiden Nachbarstädte beschlossen deshalb, gemeinsam einen hauptamtlichen Archivar zu beschäftigen. Die Wahl fiel auf Sebastian Bauer, der nun die beiden Archive sichtet, erfasst und systematisch ordnet, damit die Nachwelt auf den historischen Schatz auch zugreifen kann.
Sebastian Bauer hat in Dessau Geschichte, Kommunikations- und Medienwissenschaften studiert, sich in der Masterarbeit auf Mittlere und Neuere Geschichte spezialisiert. Er widmete sich in der Bachelor-Arbeit den Landsturmpredigten in Sachsen-Anhalt. Die Arbeit war gut. Bauer konnte daraufhin als wissenschaftliche Hilfskraft bei Professor Manfred Rudersdorf an der Uni Leipzig arbeiten. Ein Praktikum im Landeshauptarchiv schloss sich an. Zehn Wochen lang wurden alte Notariatsurkunden erfasst - eine monotone Fleißarbeit.
Stellen sind rar
Wertvoll war auch die Zeit in einer Restaurierungswerkstatt: Das hieß verschimmelte, zerfressene Akten sichten und aussortieren. Doch die Stellen für Archivare sind rar. Bauer arbeitete übergangsweise für das Leipziger Stadtmagazin und "bei einem schwedischen Möbelhaus". Dann kommt die Oberpfalz ins Spiel: Die Eltern von Sebastian Bauers Freundin leben seit geraumer Zeit in Wernberg-Köblitz. Sie verfolgten auch die Diskussion um eine Archivar-Stelle. Und Sebastian Bauer kennt die Gegend von einigen Besuchen. Warum nicht hier arbeiten? Er bewarb sich, und es klappte. Seit Januar ist er zunächst in Pfreimd tätig Das hat seinen Grund: Helmut Friedl gehört sozusagen zum Inventar der Pfreimder Stadtverwaltung, doch er tritt in den Ruhestand. Die noch verbleibende Zeit nutzte Bauer, um so viel wie möglich von Friedls "Insider-Wissen" mitzubekommen.
In der Registratur gibt es Akten über Akten, Bebauungs- und Baupläne - Material, das zeigt, wie eine Stadtverwaltung tickt. Bauer sichtet derzeit alles, was in einer Stadtverwaltung anfällt, sortiert, erfasst das Material chronologisch und gibt alles in ein spezielles digitales Verwaltungsprogramm für Archive ein. Das ist zur Arbeitserleichterung in Pfreimd und Nabburg identisch. Es gibt Datenbanken für die Spitalstiftung, für Straßenbaumaßnahmen, für bauliche Veränderungen, für alte Fotos. Gerade bei der dauerhaften Bewahrung der Fotos war Bauer auf Helmut Friedls Kooperation angewiesen, können sie doch nur mit seiner Ortskenntnis, seinem Wissen um Familiengeschichte, verwandtschaftliche Zusammenhänge, die frühere Bausubstanz, zugeordnet werden.
An zwei Standorten
Nach seinen ersten Arbeitswochen in Pfreimd wechselt Bauer ins Nabburger Archiv. Dann wird er auch beurteilen können, wie vom Zeitmanagement her ein sinnvolles Arbeiten an den beiden Standorten aussieht. Zum Jahresende möchte er im Stadtrat, dem er sich in der letzten Sitzung vorstellte, einen Bericht darüber geben, "damit sich jeder vorstellen kann, was ich den ganzen Tag gemacht habe, was geschafft wurde." Was reizt Sebastian Bauer an der Arbeit in kleinen, kommunalen Archiven? Für ihn sind es neben der Routinearbeit "die kleinen Geschichten, die zwischen den Zeilen stehen".
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