Von Marielouise Scharf
Poppenricht. Auch nicht allein wegen der Auswahl der Stücke. Schon eher wegen der engagierten und innigen Darbietung - ohne Zwischenapplaus - ein Konzert wie eine Meditation. Unter dem mit einem violetten Tuch verhüllten Kruzifix bauen sich - ganz in Schwarz gekleidet - die Sängerinnen und Sänger der Amberger Chorgemeinschaft auf. Davor das beeindruckend große Sinfonieorchester der Berufsfachschule für Musik (Konzertmeister: Thomas Kaes). Mit ruhiger, aber zwingender Hand führt der musikalische Leiter Dieter Müller beide zu einem großen Ganzen zusammen.
Klage über Vergänglichkeit
Mit dumpfen Pauken, feinem Orgelspiel und festlichen Bläserklängen beginnt das Konzert mit der "Funeral Music of Queen Mary" des englischen Komponisten Henry Purcell. Ein Schauer überrieselt geradezu Ohren und Körper. Der Chorklang (Einstudierung: Christian Farnbauer) ist von Anfang an wunderbar dicht, die Blechinstrumente klingen noch etwas kratzig, was eventuell den frostigen Außentemperaturen geschuldet ist. Die Komposition entstand anlässlich des Todes von Königin Mary II. von England 1695. Sie ist eine Klage über die Vergänglichkeit allen menschlichen Lebens und gleichzeitig eine Parole der Hoffnung, dass Gott die Bitten der Menschen erhören möge.
Melodisch expressiv und voll fein ausbalancierter Harmonie dann der Vortrag des "Stabat Mater" in g-Moll op. 138 für Chor und Streichorchester von Josef Gabriel Rheinberger. Fünf fein ziselierte Sätze, warm und weich mit zartem Geigenstrich und voll dumpfer Trauer. Das ohne Flöten und Trompeten besetzte Orchester verleiht dem Werk seine durchaus charakteristische Klangfärbung. Wirklich gelungen, den Seelenschmerz so mit Wucht hörbar zu machen.
Saubere Intonation
Bis zum Schluss mit dem Gebetsgesang "Verleih uns Frieden" von Felix Mendelssohn Bartholdy bleiben Chor und Orchester bestens aufeinander abgestimmt. Saubere Intonation und exakt auf den Punkt gebracht der Gesang. Dazu die Musiker, die mal dezent, mal dominant auf sich aufmerksam machen.
Den ganz großen Auftritt hatte das Orchester schließlich allerdings mit der Unvollendeten von Franz Schubert. Diese Sinfonie Nr. 7 in h-Moll bietet alles, was Musik spannend macht: Helles und Dunkles, Weiches, Geheimnisvolles, Dramatisches, Beschwingtes, Unheil- und Verheißungsvolles. Auf dieser bunten, musikalischen Spielwiese fühlten sich Musiker und Dirigent sichtbar und vor allem hörbar wohl. Dynamik, Frische, Spritzigkeit, Klangfarbenreichtum, die Lebendigkeit und die typisch Schubert'sche Empfindsamkeit. Kurzum, die Vielschichtigkeit der Komposition kam hier voll zur Geltung.
Von A bis Z
Müller gelang mit dem Sinfonieorchester der Berufsfachschule für Musik eine bewegende Interpretation. Der Chef und seine Musiker und Sänger überzeugten von A bis Z, was sich am nicht enden wollenden Schlussapplaus auch ablesen ließ! Ein schöner Konzertabend.
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