Eine erste Hausdurchsuchung bei Schaidinger hatte es bereits im Januar 2017 gegeben. Der CSU-Politiker steht im Verdacht, illegale Absprachen mit Bauträgern getroffen zu haben. Im Fokus der Ermittlungen steht die Vergabe des ehemaligen Kasernenareals. Bauträger und Großspender Volker Tretzel erhielt den Zuschlag zwar nach dem Wahlsieg Wolbergs. Allerdings hatte Schaidinger die erste Ausschreibung der Nibelungenkaserne rückgängig gemacht.
Auch eine mögliche Verwicklung von CSU-Oberbürgermeisterkandidat Christian Schlegl, der beim Fußballverein Jahn Regensburg als Aufsichtsrat und rechte Hand Schaidingers zusammen mit Wolbergs lange die Einflussnahme des Bauunternehmers Tretzel auf städtische Entscheidungen beobachten konnte, wurde bisher nicht untersucht.
Turbulenzen bei IZ
Unterdessen hat auch das Regensburger Unternehmen Immobilien Zentrum immer mehr mit der Spendenaffäre zu kämpfen. Nach dem Rücktritt von Firmengründer und Vorstandschef Thomas Dietlmeier und dem Ausscheiden von Vertriebsvorstand Wolfgang Herzog reduziert sich der Vorstand auf drei Vertreter. Es gibt kaum Zweifel, dass die Personalien im Zusammenhang mit der Bestechungsaffäre stehen. Das Unternehmen spendete im Wahlkampf 2014 Summen unter der Grenze von 10 000 Euro, ab der eine Spende veröffentlicht werden muss, an Parteien. Es soll an illegalen Absprachen bei Grundstücksverkäufen beteiligt sein.
Auf eigenen Wunsch scheidet der 52-jährige Diplomkaufmann Wolfgang Herzog, langjähriges Mitglied im Vorstand, zum 31. März aus dem Unternehmen aus. Er war seit Februar 2012 im Immobilienzentrum für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Im April 2013 wurde er Mitglied im Vorstand und übernahm zusätzlich die Verantwortung für das Ressort Vertrieb. Herzog erklärte: "Die Entwicklungen und Erkenntnisse der letzten Monate haben mich dazu bewogen, das Unternehmen zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu verlassen."
Schaidinger belastet
Das Immobilienzentrum war bereits am 6. November 2017 in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten, als Dietlmeier wegen Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft kam. Er machte umfassende Angaben, deshalb wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt, erklärte die Staatsanwaltschaft. Dabei soll er auch Schaidinger schwer belastet haben.
Angemerkt
Viel Zeit für den Paten Jeder, der es wissen wollte, konnte es wissen: Der frühere Geschäftsführer von Jahn Regensburg, Franz Gerber, machte kein Hehl daraus: „Dass Tretzel den Jahn gegen Vorteile bei Baugeschäften unterstützte, war nicht mal ein offenes Geheimnis – das hat bei Sitzungen einfach eingefordert.“ Dabei sei immer klar gewesen: „Schaidinger war der Strippenzieher, Wolbergs und Schlegl die Adjutanten.“
Vor diesem Hintergrund verblüfft es, dass der Oberbürgermeister, einmalig in Deutschland, genau vor einem Jahr in Untersuchungshaft musste, während man beim vermutlichen Paten der Affäre nicht fündig wurde. Wenn der clevere Hans Schaidinger belastende Unterlagen so lange bei sich gebunkert hätte, wäre das überraschend.
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