Weißer Rauch stieg keiner auf über der Regensburger Continental-Arena - dennoch hatte die Präsentation des neuen Jahn-Trainers etwas majestätisches: Auf dem Podium im Bauch des schmucken Stadions waren die Namensschilder von Präsident Hans Rothhammer, Geschäftsführer Christian Keller und Pressesprecher Martin Koch vorbereitet - auf dem vierten Schild fehlte der Name des neuen Cheftrainers. Dabei pfiffen die Spatzen den Namen des Nachfolgers von Heiko Herrlich längst von den Dächern. Und als die Tür aufging, schritten die Protagonisten mit breitem Grinsen vor die wartende Presseschar.
Eingerahmt von den Jahn-Verantwortlichen nahm der neue Cheftrainer Platz, während der Pressesprecher noch eiligst das Namensschild anbrachte. Die Wahl Kellers war auf Achim Beierlorzer gefallen. Der 49-Jährige fungierte in den vergangenen drei Jahren bei RB Leipzig zunächst als U17-Trainer, dann als Interimscoach der Profis in der zweiten Liga und zuletzt als Verantwortlicher für die U19 und als Koordinator für den kompletten Unterbau von der U16 bis zur U23 der Sachsen. "Als mich der Anruf von Christian Keller im Urlaub erreichte, gab es für mich keine Diskussion: Ich will das hier unbedingt machen. Es war schon immer mein Traum, Trainer in der 1. oder 2. Bundesliga zu werden", sagte Beierlorzer. Als Assistenten stehen dem neuen Trainer Andreas Gehlen (Co-Trainer) und Kristian Barbuscak (Torwart-Trainer) zur Seite. Als weiterer Co-Trainer stößt zudem der bisherige U19-Coach Mersad Selimbegovic zum Trainerteam.
Baustelle geschlossen
Trotz laufenden Vertrags fließt aus Regensburg keine Ablöse in Richtung Leipzig. "Großen Dank an RB und alle Verantwortlichen, die Achims Vertrag kurzfristig und unkompliziert aufgelöst haben", war Keller spürbar erleichtert, rechtzeitig zum Trainingsauftakt die größte und wichtigste Baustelle geschlossen zu haben. Beierlorzer verkörpere all die Eigenschaften, die Keller dem Nachfolger des nach Leverkusen abgewanderten Aufstiegstrainers Heiko Herrlich ins Anforderungsprofil geschrieben hatte: "Achim passt perfekt zu unserer Spielidee, verfügt über eine starke Persönlichkeit und kann junge Spieler entwickeln", konkretisierte Keller die Befähigung des neuen Cheftrainers.
Da hakte Beierlorzer ein und gewährte den Pressevertretern einen ersten Einblick, wie der SSV Jahn in der zweiten Liga unter seiner Regie agieren werde. "Ich erkenne in der Regensburger Mannschaft Parallelen zur Spielweise bei RB Leipzig, sie verfügt über ganz viel Potenzial. Ich präferiere eine aktive Spielweise: schnelle Rückeroberungen nach Ballverlust und ein rasantes Offensivspiel."
Grundsätzlich sieht der neue Mann auf der Regensburger Bank sein Team für Liga zwei gerüstet: "Dort wird sehr zweikampfintensiv gespielt, teilweise gehen die Mannschaften sogar zur Manndeckung über, darauf müssen wir uns vorbereiten", sagte Beierlorzer, der dem Jahn "spielerisch schon gute Ansätze" attestierte. Das Hauptaugenmerk liege in der Vorbereitungszeit darauf, eine gesunde Balance zwischen Offensive und Defensive herzustellen. "Die Anzahl der Gegentreffer müssen wir natürlich reduzieren. Dann sehe ich gute Chancen, den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga zu schaffen." Bis 2019 unterschrieb der gebürtige Erlanger in der Oberpfalz - und auch Christian Keller scheint aus seinen Versäumnissen der Vergangenheit die richtigen Lehren gezogen zu haben: "Der Vertrag gilt für alle Ligen."
Herzen erreichen
Präsident Hans Rothhammer war unmittelbar nach dem Aufstiegsspiel in der Allianz-Arena in den Urlaub in die USA entschwunden und erst einen Tag vor der Beierlorzer-Vorstellung zurückgekehrt. Aufgrund der Ereignisse rund um Heiko Herrlich war er allerdings nur "körperlich abwesend". "Wir müssen tagtäglich daran arbeiten, als SSV Jahn die Herzen aller Oberpfälzer zu erreichen. Das ist unsere vorrangige Aufgabe. Und Achim Beierlorzer passt perfekt dazu."
Der SSV Jahn sei kein Sprungbrett für ambitionierte Trainer. "Achim ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er brennt förmlich auf seine neue Aufgabe in Regensburg." Und wenn die Mannschaft dazu noch das ein oder andere Heimspiel-Feuerwerk abbrennt, steigt demnächst vielleicht doch noch Rauch über der Continental-Arena auf.
Achim passt perfekt zu unserer Spielidee, verfügt über eine starke Persönlichkeit und kann junge Spieler entwickeln.Jahn-Geschäftsführer Christian Keller
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