1000 Gegendemonstranten setzten gegenüber 35 Pegida-Anhängern ein klares Zeichen: Lautes Pfeifkonzert gegen Rechts

Regensburg
10.09.2017 - 18:42 Uhr

Ohne größere Zwischenfälle haben am Samstag in der Regensburger Innenstadt eine Demonstration der islamkritischen Pegida München e.V. sowie zwei Protestkundgebungen verschiedener Bündnisse gegen „Rechts“ stattgefunden. Die räumliche Trennung der beiden Lager durch Absperrgitter sowie die hohe Polizeipräsenz sorgten für keine Ausschreitungen.

Gut 1000 Demonstranten hatten in Regensburg gegen Pegida demonstriert.

Die Gegendemonstranten, die durch Internetforen auch längere Anfahrten auf sich genommen hatten, waren mit etwa 1000 Teilnehmern den Pegida-Demonstranten zahlenmäßig weit überlegen.

„Nazis raus“, Regensburg ist bunt“, „Haut ab“ – waren nur einige der Sprechchöre, die am Samstag rund um Domplatz über Stunden zu hören waren. Die laut Polizei etwa 1000 Pegida-Gegner, die im Vorfeld über verschiede Internetforen aufgefordert worden waren, gegen das islamkritische Bündnis auf die Straße zu gehen, stammten aus dem „bürgerlichen Lager und linken Spektrum“ – und waren ihren Gegner zahlenmäßig weit überlegen. Wie ein kleines Häuflein wirkte dagegen die 35 Personen zählende Gruppe der Pegida-München e.V. – darunter auch Mitglieder der rechtsextremistischen Partei III. Weg – hinter ihrer Absperrungen zwischen den zahlreichen Plakaten und Transparenten. Ebenso war auch von den Wahlwerbespots, die über eine Leinwand liefen, und den Redebeiträgen der Pegida kaum etwa zu hören. Als gegen kurz vor 19 Uhr der Großteil der Pegida-Anhänger – unter ihnen auch der Münchner NPD-Stadtrat Karl Richter – in ihren Absperrbereich nahe des Domes einmarschierte, erhob sich das laute Pfeifkonzert. Es blieb bis zum Ende der Kundgebung bestehen.

„Ich bin sehr froh, dass so viele Menschen gekommen sind“, erklärte Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer einige Stunden vorher bei einer angekündigten Gegenkundgebung vor dem Dom. In Regensburg sei kein Platz für menschenverachtende Parolen. Auch SPD-Stadtverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Margit Wild zeigte sich über die große Resonanz in der Bevölkerung dankbar: „Uns eint heute alle, dass wir uns auf dem Boden des Grundgesetzes befinden und laut ihm ist die Würde des Menschen unantastbar“. Sorge bereite ihr aber, dass Parteien wie die AfD wohl bald in den Bundestag einziehen werden. „Wenn Herr Gauland Menschen entsorgen möchte, dann ist das die Sprache von Hitler und Goebbels“, so Wild. Weitere Redner der parteiübergreifenden Aktion waren Linke-Fraktionsvorsitzender Richard Spieß, der Grünen-Kreisvorsitzende Stefan Christoph, Theresa Eberlein von der Grünen Jugend und Katharina Grassler, Bezirksvorsitzende der Piratenpartei.

Eine weitere Gegendemonstration fand am Nachmittag am Ernst-Reuter-Platz statt. Nach Ende der Gegendemonstration zogen die meisten Teilnehmer in Richtung Dom, um ihren Protest gegen die „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ lautstark kundzutun.

Die beiden demonstrierenden Lager waren durch Absperrgitter voneinander entfernt. Aufgrund des massiven Polizeieinsatzes – die Polizeiinspektion Regensburg Süd hatte Unterstützung von Einsatzkräften verschiedener Dienststellen aus der Oberpfalz sowie der Bereitschaftspolizei – verlief der Abend ohne größere Zwischenfälle. Einzig einige mit Wasser gefüllte Luftballone sowie eine Glasflasche hatten Gegendemonstranten in Richtung der Pegida-Anhänger geworfen. Die Polizei hat hierzu Strafverfahren eingeleitet. Zudem muss sich eine Person des linken Lagers wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten, da bei ihr knapp 10 Gramm Marihuana gefunden worden waren. Zwei weitere Personen wurden beobachtet, als sie an Verkehrszeichen und Laternenpfählen Aufkleber, die sich gegen die Pegida richteten, anbrachten. Gegen 21 Uhr beendete Pegida ihre Kundgebung.

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