"Land unter - eine ganze Region versinkt in Hochwasserfluten" - derartige Schlagzeilen gehören seit Jahren zum Nachrichtenalltag. Schmidmühlen stand 1909 letztmals meterhoch unter Wasser. 99 Jahre später wurden umfassende Freilegungs-Baumaßnahmen, die auf ein entsprechendes hundertjähriges Schadensereignis ausgelegt sind in Betrieb genommen.
Das Konzept sieht im Ernstfall eine ganze Reihe weiterer Schutzvorkehrungen vor. So müssen beispielsweise Ortseingänge und -durchfahrten als Lücken geschlossen werden. Gefordert sind dann Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes sowie die örtliche und umliegenden Feuerwehren aus Vilshofen, Pilsheim und Dietldorf. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, wird ein entsprechendes Szenario regelmäßig geübt.
Dazu trafen sich dieser Tage die Verantwortlichen rund um die Feuerwehr Schmidmühlen und deren Kommandant und Kreisbrandmeister Jürgen Ehrnsberger sowie Kreisbrandrat Fredi Weiß. Auch Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts, sprich der zuständigen Flussmeisterei, waren eingebunden, um den Ort vor eindringendem Hochwasser dicht zu machen.
Das dazu nötige Material lagert auf einem Anhänger in einer Halle des Wasserwirtschaftsamtes und kann im Alarmierungsfall jederzeit von einem Feuerwehr-Fahrzeug abgeholt werden. Bevor Gebiete als Flutmulde abgesperrt werden, muss sichergestellt sein, dass sich dort keine Menschen und Tiere mehr aufhalten. Danach werden nach einem vorgegebenen Plan spundwandartige Hochwasserverschlüsse aufgebaut. Jeder Verschluss muss im Ernstfall von einem FFW-Aktiven gesichert werden. Wichtig ist ebenso, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Wasserwirtschaftsamt und den Feuerwehren möglichst reibungslos funktioniert. In der Regel gibt es bei steigenden Pegeln die nötige Vorlaufzeit.
Seit der Fertigstellung der Schutzmaßnahmen gab es bereits einmal den Ernstfall. Das war am Donnerstag, 13. Januar 2011, Hochwasseralarm wurde um 18.04 Uhr ausgelöst. Die Nachbereitung ergab, dass alles bestens funktionierte und verhindert wurde, dass der Ortskern überflutet wurde.
Hochwasserfreilegung
Die größte Baumaßnahme in Schmidmühlen von 2005 bis 2009 dient dem Hochwasserschutz. Ausgelegt ist er auf den Richtwert eines Hundertjährigen Hochwassers.
Das bedeutet, dass ein Abfluss von bis zu 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde baulich gewährleistet sein muss. Deshalb wurden der Zieglerweg auf einer Länge von 520 Meter angehoben, eine dreigliedrige Brücke über die Flutmulde und im Anschluss daran eine Doppelbogenbrücke über den rechten Lauterach-Arm, Deiche an der Vils und Lauterach, Hochwasserschutzwände, drei Hochwasserverschlüsse, ein Schöpfwerk und ein Klappenwehr gebaut. Etliche Gebäude und Wege verschwanden, etwa das Gasserl und ein Fußweg zur Schule.
Mehrfach war der Fischereivereins gefordert, um Tausende von Mühlkoppen, Bachneunaugen, Krebsen, Forellen und Saiblingen umsetzen. Feierlich wurde die Hochwasserfreilegung 2008 beim Marktfest abgeschlossen.
Die Gesamtkosten einschließlich Grunderwerb betrugen rund 9,3 Millionen Euro. 5,1 Millionen übernahm der Freistaat Bayern (4 kamen von der EU), 2,6 der Bezirk Oberpfalz und 1,6 Mio verblieben bei Schmidmühlen. (pop)
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