Matschiner lebt nach Jahren der Wanderschaft in Regensburg, Trier und Stockholm. Derzeit ist sie wieder in ihrer Geburtsstadt Schwandorf. Und mischt dort ganz schön auf. Ihre Idee nämlich, einen leerstehenden Geschäftsraum in der Bahnhofstraße als temporäre Kunstgalerie anzumieten, könnte für die dortige Kulturszene weitreichende Folgen haben.
Irene Duscher jedenfalls hat bereits eine Zukunft der Räumlichkeiten als ständige Kunstlocation mit wechselnden Ausstellungen vor Augen. Die ehemalige Leiterin des Tourismusbüros Schwandorf will sich hinter die Sache klemmen. Zunächst aber hielt sie eine Laudatio auf die Ideengeberin selbst - und auf deren Arbeiten, die beim Publikum stolzes Wohlwollen hinsichtlich der kreativen Tochter der Stadt hervorriefen.
Zeit begrenzt
"Into the great wide Open", so hat Matschiner die Präsentation ihrer Werke in der nur für einige Tage währenden Pop-up-Galerie betitelt. Die Arbeiten stehen für vergleichsweise günstige Preise zum Verkauf. Nachdem in dem Laden bis vor Kurzem noch Outdoor-Klamotten mit einem ebenfalls ausbrecherisch-abenteuerlichen Anspruch zu haben waren, wird es nun noch freiheitsliebender.
Schließlich ist es eine Reihe von Vögeln, auf die der Ausstellungstitel direkten Bezug nimmt. In virtuoser Malweise auf die Leinwand gebracht, sind die meisten der gefiederten Gesellen durch ein Netz aus über den Bildträger gespannten Fäden vom Betrachter getrennt.
Freie Entscheidung
Sind die Vögel im Käfig? Oder dem Käfig entflohen? Oder markieren die Linien wie Kondensstreifen Höhenflüge in die große weite Welt hinaus? Nicole Matschiner beschränkt sich auf ein stilles Lächeln und die Aussage: "Jeder kann darin sehen, was er mag."
Die Künstlerin sieht sich zwar als Geschichtenerzählerin - "and other stories" lautet der Untertitel ihrer aus mehreren Serien bestehenden Ausstellung. Was aber nicht heißt, dass sie alles herauslässt. Freilich könne sie viel zu ihren Bildern sagen, hält Matschiner fest. Aber sie zieht es vor, dem Besuchern "Häppchen hinzuwerfen".
"Ich will die Dinge nicht für den Betrachter entscheiden", ist die Philosophie der Künstlerin. "Jeder kann sich den Rest dazu denken." Hilflos lässt sie das Publikum dabei aber nicht. Ihre Arbeiten regen zwar zum Nachdenken an, geben aber auch einen hilfreichen Anstoß in die richtige Richtung.
Altes neu einsetzten
So etwa die Serie "Remember". Beim Betrachten der zu Collagen zusammengefügten Büroklammern, Glühbirnen und Disketten wird schnell klar: Hier handelt es sich um einen Nachruf auf ausrangierte Alltagsgegenstände. Das samtene Schwarz im Hintergrund verleiht dem Dahingeschiedenen die gebührende Ehre. Offensichtlich ist Matschiners Antrieb auch bei zwei pazifistischen Collagen, auf denen sie Kriegssymbole mit Herzen und Flower-Power vereint. "Damals war der Syrien-Krieg so präsent", mehr braucht sie dazu nicht zu sagen. Die Hoffnung auf eine bessere Welt hat die Künstlerin auf eigenwillige Art anhand weiterer Bilder thematisiert. Den Seiten eines ungewöhnlichen Poesiealbums gleich, hat sie Gemälde von mit Graffiti-Botschaften versehenen Stromkästen aneinander gereiht. Deren Symbole - ein Herz, ein Peace-Zeichen, eine Dollarnote - zeigen die fundamentalen Wünsche der Menschheit auf. Friede, Liebe, Wohlstand. Freiheit. "Into the great wide Open".
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Weitere Informationen:
Ausstellung
Die Pop-up-Galerie von Nicole Matschiner hat bis Sonntag, 22. Mai (11 bis 19 Uhr), in der Bahnhofstraße 11 in Schwandorf geöffnet. (wsu)
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