Vorpremiere der Snapshot-Dokumentation: "Der Todesmarsch von Flossenbürg"

Schwandorf
01.05.2017 - 16:48 Uhr

Amerikanische Flugzeuge, die Bomben auf einen Zug voller jüdischer Häftlinge werfen. SS-Männer, die Verwundete erschießen. Die Produktionsfirma Snapshot hat die dramatischen Ereignisse in Schwarzenfeld kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Doku "Der Todesmarsch von Flossenbürg" festgehalten.

Snapshot-Inhaber Michael Geyer (rechts) übergab die ersten Exemplare des Lehrfilms über den "Todesmarsch von Flossenbürg" an Martin Hecht (links). Bei der Vorpremiere der Dokumentation war auch Historikerin Anna Andlauer dabei. Bild: doz

Schwandorf/Schwarzenfeld. Der Film feiert zwar erst Ende September, Anfang Oktober bei den Schwandorfer Dokumentarfilmtagen "Zwickl" Premiere. Im Firmengebäude von Snapshot Film- und Fernsehproduktion gab es aber bereits die Rohfassung zu sehen. Die recht frühe Vorführung lag vor allem am Besuch, der sich bei Snapshot-Inhaber, Regisseur und Kameramann Michael Geyer angekündigt hatte. Martin Hecht aus Israel kam mit seiner Frau und Neffe Amri nach Schwarzenfeld, um die Doku in Augenschein zu nehmen. Geyer überreichte bei dieser Gelegenheit die ersten Exemplare des 26-minütigen Lehrfilms, der bereits fertiggestellt ist und vor allem an Schulen gezeigt werden soll.

Zwei Brüder sterben

Hecht kam 1931 in Transsilvanien zur Welt. Mit 13 Jahren musste er sein Heimatdorf verlassen und wurde zusammen mit drei seiner Brüder in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Es folgte ein Leidensweg durch verschiedene Lager - zwei seiner Brüder kamen dabei ums Leben. 1945 landete Martin Hecht schließlich im KZ Flossenbürg.

Die Doku beschäftigt sich vor allem mit einem dunklen Kapitel in der Geschichte Schwarzenfelds. In dem Ort kam es am Bahnhof am 16. April 1945 zu einem unvorstellbaren Massaker. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs beschossen amerikanische Flugzeuge versehentlich einen Zug, in dem jüdische Häftlinge des KZ Flossenbürg nach Dachau transportiert werden sollten. Vermutlich gingen die Amerikaner davon aus, dass es sich um einen deutschen Militärtransport gehandelt hat. Nach dem Angriff wurden die Häftlinge zu Fuß weitergetrieben. Auf diesem Todesmarsch erschoss die SS Verwundete und Häftlinge, die fliehen wollten. Rund 200 Menschen verloren ihr Leben. Der Todesmarsch führte über Neunburg vorm Wald und Neukirchen-Baldbini nach Stamsried, wo am 23. April 1945 amerikanische Truppen die Häftlinge befreiten.

In der Doku kommen neben Hecht Überlebende zu Wort, die heute in New York, London und Israel leben. Auch Zeitzeugen aus Schwarzenfeld, berichten, was sie beim Todesmarsch durch den Ort gesehen und erlebt haben. Regisseur Geyer hat die Überlebenden bei einem Rundgang durch das ehemalige KZ Flossenbürg begleitet, sie in einem Weidener Hotel interviewt und war bei ihren jährlichen Treffen dabei. Außerdem arbeitete er mit Archivmaterial. Es stammt unter anderem aus einem von Regisseur-Legende Steven Spielberg ("Schindlers Liste") ins Leben gerufenen Archiv. Wichtige Szenen, für die es keine Bilder oder Videos gibt, wurden am Computer animiert.

Ohne Produzent und Budget

Geyer arbeitet schon seit 2012 an dem Projekt. Damals seien Verantwortliche der Mittelschule Schwarzenfeld auf ihn zugekommen. Sie hätten gefragt, ob er zu diesem Thema etwas dreht, berichtet der Snapshot-Inhaber. Der Film entstand laut Geyer ohne Produzent, ohne Budget und "neben dem Tagesgeschäft". Ein Herzensprojekt also. Der Regisseur hofft, dass die rund 80-minütige Dokumentation von Sendern und auf Festivals ausgestrahlt wird. Über den Wert des Projekts sagt er: "Man muss der heutigen Generation zeigen, was passiert ist." In diesselbe Kerbe schlug auch Martin Hecht nach der Vorpremiere. Über die Doku urteilte der 86-Jährige: "In 50, 100 oder 150 Jahren ist das Geschichte." Er findet es ungemein wichtig, den Film an Schulen zu zeigen und in Bibliotheken auszulegen.

Snapshot

Seit 30 Jahren stellt das Schwarzenfelder Unternehmen Snapshot Film- und Fernsehproduktion Imagefilme, Dokumentationen und 3D-Animationen her. Das Unternehmen hat auch Standorte in München und Nürnberg und bisher über 3000 Produktionen realisiert, darunter die Doku "Erben des Tertiär", der die Geschichte des Braunkohleabbaus in Wackersdorf und Steinberg behandelt. (doz)

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Weitere Informationen:

www.snapshot-film.de

Überlebende-Suche

In der Dokumentation "Der Todesmarsch von Flossenbürg" erzählt Martin Hecht seine Geschichte. Bis vor ein paar Jahren hat der 86-Jährige über seine Erlebnisse nicht gesprochen - bis Anna Andlauer ihn fand. Die Historikerin sucht weltweit nach Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg im ehemaligen UN-Kinderheim im Kloster Indersdorf (35 Kilometer nördlich von München) untergebracht waren. Jedes Jahr kommen die Überlebenden zu einem Treffen zusammen. Auch Andlauer war bei der Vorpremiere dabei. (doz)

 
 

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