Selbsthilfegruppe "chronischer Schmerz" Sulzbach-Rosenberg bietet Unterstützung: Wenn Schmerzen zum Leben gehören

Sulzbach-Rosenberg
02.09.2009 - 00:00 Uhr

Die Gelenke schmerzen, nachts tut der Rücken weh, an Schlaf ist nicht zu denken. Am nächsten Tag fällt es schwer, die Augen offen zu halten, sich zu konzentrieren, seinen Tag zu bewältigen. Der Schmerz lässt keinen klaren Gedanken zu. Für Schmerzpatienten ist das Alltag.

Maria Boßle, die selbst an einer Schmerzkrankheit leidet und inzwischen 31 Mal operiert wurde, kennt das. Sie leitet eine Selbsthilfegruppe der Deutschen Schmerzliga in Sulzbach-Rosenberg und rät Betroffenen, sich nicht vom Schmerz besiegen zu lassen. Man müsse lernen, die Krankheit zu akzeptieren.

Es nütze nichts, immer gegen die Beschwerden anzukämpfen. Die Zeiten, in denen Schmerzpatienten nur mit Tabletten vollgepumpt wurden, sind vorbei. Heute bieten spezielle Tageskliniken multimodale Therapien an. Das heißt: Die Mediziner kombinieren bei einer ambulanten Behandlung, die über mehrere Wochen läuft, Medikamente mit Informationen über die Krankheit, psychologische Gespräche, Entspannungsübungen. Schmerztageskliniken gibt es in Weiden, Neumarkt, Nürnberg, Fürth und Erlangen. Einigen Patienten helfen Meditationen, Selbsthypnose, Entspannungsmethoden oder Akupunktur, Krankengymnastik, so dass sie gar auf Tabletten verzichten können.

Geringste Reize genügen


In Deutschland leiden acht Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Viele von ihnen sind deshalb in Beruf und Privatleben stark beeinträchtigt. Es gibt Wege, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Aber wann ist ein Schmerzpatient eigentlich ein Schmerzpatient? Das Schmerzgedächtnis ist bei den Betroffenen so ausgeprägt, dass das Gehirn ständig das Signal Schmerz sendet, auf geringste Reize reagiert, auch wenn die Ursache oft schon längst vorbei ist. Der Schmerz hat sich verselbstständigt und ist chronisch geworden. Hervorgerufen werden die Beschwerden etwa durch Skeletterkrankungen, Arthrose, nicht ausreichend behandelte Bandscheibenvorfälle, Rheuma oder auch Fibromyalgie, die diffuse Schmerzen im ganzen Körper verursacht.

Was tut derjenige, der sich in der Beschreibung eines Schmerzkranken wiedererkennt, aber vom Mediziner nicht als solcher behandelt wird? Hartnäckig bleiben, immer wieder zum Arzt gehen und vor allem nicht warten, bis der Schmerz zum ständigen Begleiter geworden ist. Eine frühzeitige effiziente Behandlung akuter Schmerzen kann in vielen Fällen einer Chronifizierung vorbeugen.
Maria Boßle weiß aus ihrer Erfahrung in der Selbsthilfegruppe auch: Bis Patienten behandelt werden, durchleiden sie häufig eine Odyssee. Manche werden in eine psychische Ecke gestellt, teils als Simulanten abgetan. Schmerz schlägt sich eben nicht in Blutwerten nieder. Für den Arzt ist es eine enorme Erleichterung, wenn man in ein Tagebuch schreibt, wie das verschriebene Medikament wirkt, unter welchem Medikament die Symptome wie stark sind, welche täglichen Belastungen den Schmerz vermehren.

Medizin keine Behandlung

Oft nehmen Patienten die Schmerzen nicht ernst. Die Beschwerden beginnen schleichend, der Betroffene nimmt sie nicht als Bedrohung wahr. Geht er dann endlich zum Arzt, hat er schnell ein Schmerzmittel in der Hand, ohne wirklich behandelt worden zu sein.

Die Schuld dafür möchten die Betroffenen nicht allein den Medizinern geben. In der Approbationsordnung (Ausbildungsrichtlinien) der Ärzte ist Schmerzmedizin als Pflichtfach nicht enthalten.

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