Internationales Bildhauer-Symposium Tirschenreuth: Empfindungen in Stein meißeln

Tirschenreuth
09.06.2017 - 20:00 Uhr

Vier Bildhauer - drei Männer und eine Frau - aus Deutschland und Tschechien sorgen derzeit für Aufsehen am Parkplatz gegenüber des Landratsamtes. Dort, wo 2013 die große Bühne der Gartenschau stand, geben sie hartem Granit aus Flossenbürg eine neue Form.

Schlicht "Vertikal" heißt der Arbeitstitel des ersten deutsch-tschechischen Bildhauersymposiums in der Kreisstadt. Zuzana Kacerova aus Prag, Tilo Ettl aus Schwandorf, Vaclav Fiala aus Klatovy und Herbert Lankl aus Bärnau meißeln hier seit gut einer Woche ihre Eindrücke in Stein. Eigentlich sollte der Prager Michal Novotny am Symposium teilnehmen. Aber er hat sich bei der Arbeit in seiner Heimat so schwer verletzt, dass dies nicht möglich ist.

Echter Bildhauer-Star

"Wie das Schicksal es wollte, haben wir dafür für unser Symposium mit Zuzana Kacerova einen echten Bildhauer-Star aus der Goldenen Stadt gewonnen", so die Kuratorin Alina Mrowetz über die Künstlerin, die auf der ganzen Welt und jetzt auch in Tirschenreuth zu Hause ist. Vaclav Fiala ist durch seine Monumental-Skulpturen aus den verschiedensten Materialien ebenfalls weltweit bekannt. Seine Werke stehen in New York, Sydney und demnächst eines auch in Tirschenreuth. Tilo Ettl aus Schwandorf ist den Stiftländern durch Ausstellungen im Tirschenreuther Museumsquartier und im Waldsassener Stiftlandmuseum ein Begriff. Viele seiner Skulpturen schmücken Gärten in der Region.

Heimspiel für Lankl

Für Herbert Lankl ist das Symposium ein Heimspiel. Der Bärnauer ist zwar bekannt zwischen Rom und Aachen, aber im eigenen Land? Allerdings erregte er erst vor kurzem Aufsehen, als er den Altarraum der Stiftsbasilika Waldsassen komplett neu ausgestaltet hat.

Letzterer Akteur war auch Grund dafür, dass die Fachoberschule (FOS) und Berufsoberschule (BOS) aus Weiden mit 48 Schülern aus den Bereichen Gestaltung und Technik nach Tirschenreuth kam, um den Künstlern bei der Arbeit zuzuschauen. Lankl unterrichtet nämlich als akademischer Bildhauer in der Ausbildungsrichtung Gestaltung an der Schule. Aktuell bestreitet die FOS/BOS Weiden außerdem im Museumsquartier (MQ) die Ausstellung " Filmreif" mit dem Event "Holly-Food".

Die schauten sich die Gäste vorab an, genauso wie das komplette MQ mit Fischereimuseum. Es gebe aber auch noch andere Verknüpfungen mit der FOS/BOS, außer der Kunst, sagte Bürgermeister Franz Stahl bei der Begrüßung und bemerkte, dass viele Schüler der Weidener Bildungsstätte aus dem Stiftland respektive dem Landkreis Tirschenreuth kommen.

Und nicht zuletzt stamme die Schulleiterin Gabriele Dill aus Bärnau, aus der Stadt, wo auch Herbert Lankl sein Domizil hat. Den Besuch bei den Bildhauern wertete Lehrer Reinhard Scherr als "eine einmalige Gelegenheit für die Schüler des Gestaltungszweiges, Bildhauer aus dem In- und Ausland beobachten zu dürfen." Aber auch Schulklassen aus der näheren Umgebung, wie zum Beispiel die Kunstklassen des Stiftland-Gymnasiums, nutzen die Gelegenheit, um live dort dabei zu sein, wo Kunst tatsächlich entsteht. Dass es dabei laut und staubig zugehen kann, zeigen die vier Akteure vor dem Fischhofpark-Gelände.

Zwei Jahre sei es her, erklärt die Kuratorin, dass sich die Tirschenreuther Vertreter bei einem Besuch der Partnerstadt Plana mit der Idee eines Internationalen Bildhauersymposiums angefreundet haben. Über zwei Wochen lang messen die vier Bildhauer nun ihre Kräfte an dem harten Gestein, um ihm jeweils ihre ganz individuelle Skulptur zu entlocken. Die Auswahl der Künstler sei mit viel Überlegung getroffen worden, so Mrowetz. Denn ein Bildhauersymposium sei eine Veranstaltung, bei der die Künstler auf engstem Raum nebeneinander arbeiteten und lebten. Die Idee dazu ginge bereits auf die alten Griechen zurück und solle dem Gedankenaustausch der Künstler förderlich sein. Normalerweise arbeiteten Bildhauer in der Abgeschiedenheit ihrer Ateliers. Ein Symposium hingegen gebe ihnen die Möglichkeit sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine gegenseitige Bereicherung zwischen Künstler und Publikum, so Mrowetz.

Über Grenzen hinweg

Genauso wichtig sei der Aspekt der Verständigung durch Kultur über Grenzen hinweg, die nicht unbedingt die Kenntnis einer Sprache verlange, aber die gleichen Emotionen hervorrufe. Feierlich enthüllt werden die Werke am Mittwoch, 14. Juni, um 16 Uhr beim Amtsgericht.

Wahre Kunst ist nicht billig. Rund 20 000 Euro kosten die Werke, die in den Besitz der Stadt übergehen. Den größten Anteil sponsert mit über 17 000 Euro die Euregio Egrensis (wir berichteten). Die restlichen Kosten übernehmen die Stadt, die Volksbank und die Sparkasse.

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