Dieser Frage widmete sich der zweite Baustein der "Demokratie-Werkstatt" des Netzwerks Inklusion im Landkreis in Kooperation mit der Volkshochschule und dem Kreisjugendring. Zum Thema "Rechten Parolen widersprechen" hatte Projektleiterin Christina Ponader Arno Speiser eingeladen. Der Fachmann von der Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus leitete den mehrstündigen Kurs in Pechbrunn. Gefördert wird die Baustein-Reihe vom Bundesprogramm "Demokratie leben".
Die Teilnehmer erschlossen zunächst anhand von Beispielen die Funktionsweise von Vorurteilen. Das Grundmuster ist leicht durchschaubar, es funktioniert stets so. Der Wir-Gruppe werden die "guten" Eigenschaften zugeschrieben, den "Anderen" die negativen. Verallgemeinernde Formulierungen verraten oft bequemes Schubladendenken.
Wie kann man in Gesprächen reagieren? Dazu erarbeitete die Gruppe verschiedene Möglichkeiten in Rollenspielen. Dabei wurde schnell die Schwierigkeit deutlich, was man lautstark vorgetragenen, oft wirren Behauptungen oder dem schnellen Jonglieren mit verschiedenen Vorurteilen entgegensetzen kann. Gesicherte Informationen braucht es gerade in Diskussionen zum Thema Flüchtlinge.
So war es auch für die Teilnehmer überraschend, dass in Bayern gerade einmal vier Prozent der Bevölkerung Muslime sind oder im Landkreis Ende März 2017 "nur" 539 Asylbewerber leben, was rund 0,7 Prozent der Landkreisbevölkerung entspricht. Wer von Flut und Schwemme und von der Gefahr der Islamisierung schwadroniert, könnte mit diesen Informationen vielleicht doch zum Nachdenken kommen. Sachwissen werde auch bei der Diskussion um vermeintliche Bevorzugung von Flüchtlingen im Gesundheitswesen, bei Sozialleistungen oder auf dem Arbeitsmarkt vielen Behauptungen den Boden entziehen.
Wenn bei rechtsextremistischen Forderungen plötzlich der Umgang mit Fremden im nationalsozialistischen System als beispielhaft dargestellt wird, dann dürfe man das Gespräch auch beenden. "Gegen Menschenfeindlichkeit bleiben sachliche Argumente oft ohne Chance."
Projektleiterin Christina Ponader betonte die Bedeutung von Zivilcourage für das Gemeinwesen: "Es braucht oft Mut, zur richtigen Zeit den Mund aufzumachen. Wegducken hilft nicht. Die Beachtung der Gleichwertigkeit aller Menschen gehört zu den demokratischen Grundwerten. Sie müssen verteidigt werden. Demokratie braucht Demokraten - auch im Alltag, sei es am Arbeitsplatz, im Verein oder im Internet."
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.