Gespräch mit US-Botschafter Douglas E. Lute: Kein Kalter Krieg

Vilseck
14.06.2016 - 18:54 Uhr

Brüssel/Weiden. Das 2. US-Kavallerieregiment aus Vilseck (Kreis Amberg-Sulzbach), der ehemalige Verband des US-Botschafters bei der Nato, Douglas E. Lute, ist seit zwei Jahren wieder an der Ostgrenze der Nato im Einsatz. So wie in den Zeiten des Kalten Krieges.

Der US-Botschafter bei der Nato, Douglas E. Lute, war als junger Offizier beim 2. US-Kavallerieregiment in Bindlach (Kreis Bayreuth) stationiert. Bild: US-Außenministerium

Damals allerdings überwachte das Regiment die innerdeutsche und die bayerisch-tschechische Grenze. Daran war Lute als junger Offizier beteiligt. Der spätere General war in Bindlach bei Bayreuth stationiert, einem vorgeschobenen Posten.

Obwohl das 2. US-Kavallerieregiment erneut im Einsatz ist, sieht Lute darin keinen Beleg für eine Rückkehr zum Kalten Krieg. Dieser sei eine bipolare Null-Summen-Herangehensweise an die internationale Politik gewesen. "Es war die globale Konfrontation zweier Supermächte", antwortete der Botschafter in einer Telefonpressekonferenz am Montag auf die Frage unserer Zeitung. "Das haben wir heute nicht." Er sehe nicht diese Art von weltweiter militärischer und politischer Konfrontation, die er aus seiner Jugendzeit kenne. "Und ich denke ehrlich nicht, dass wir uns dahin zurückbewegen", bekräftigte der Diplomat, der im Laufe seiner Karriere beim Militär als 70. Kommandeur (1998-2000) das 2. US-Kavallerieregiment geführt hatte. Damals war der Verband, der erst vor zehn Jahren nach Europa zurückkehrte, in Fort Polk in Lousiana stationiert. Er war nach dem Golfkrieg 1991 in die USA verlegt worden.

Den Einsatz des 2. US-Kavallerieregiments im Osten sieht Lute als Teil der Rückversicherung für die Nato-Verbündeten von Estland bis hinunter nach Bulgarien durch die USA. Es zeige, dass die USA ihre Verpflichtung zur Bündnisverteidigung nach Artikel 5 ernst nähmen. "Das bedeutet, dass ein Angriff auf einen als Angriff auf alle behandelt wird." Zu dieser Rückversicherung gehört die große amerikanische Beteiligung an der polnischen Übung "Anakonda 2016", sowie die zeitgleich stattfindende US-Luftlandeübung "Swift Response" in Polen und in Hohenfels (Kreis Neumarkt), die Marschübung "Dragoon Ride" von der Oberpfalz ins Baltikum sowie die Übung "Saber Strike", die in dieser Woche im Baltikum begann. An letzteren beiden Übungen beteiligen sich das 2. US-Kavallerieregiment und die Panzerbrigade 12 "Oberpfalz" aus Amberg.

Vier Nato-Bataillone für Polen und die baltischen Staaten

Beim Warschauer Gipfel Anfang Juli wird die Nato die Aufstellung von je einem einsatzbereiten Kampfbataillon mit 800 bis 1000 Soldaten in Polen und in den drei baltischen Staaten verkünden. Die USA, Großbritannien und Deutschland übernehmen die Führungsrolle für je eines. Offen ist, wer das vierte leitet. Die Nato will die Verbände für jeweils sechs Monate entsenden, so dass eine nahtlose Präsenz entsteht, ohne gegen den Nato-Russland-Vertrag zu verstoßen.

In Warschau soll die Allianz den Nato-Einsatz gegen den IS einläuten. Ohnehin seien alle Staaten in diesen eingebunden, argumentiert Lute. Es gehe um Nischen-Fähigkeiten.

 

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