Im Gebäude 134 in der US-Kaserne Rose Barracks in Vilseck (Kreis Amberg-Sulzbach) haben die Soldaten der 2. Schwadron des 2. US-Kavallerieregiments den Weg in den Nordosten Polens schon einmal abgesteckt. Ende März geht es los. Dann stellt die Kavallerie den ersten US-Verband für die Nato-Operation "Enhanced Forward Presence". Wie es sich für die Vilsecker Kavallerie gehört, fährt sie nach Polen.
Die Staats- und Regierungschef der westlichen Allianz haben die Nato-Operation zur Abschreckung Russlands beim Gipfel in Warschau im Juli 2016 beschlossen. Dazu wird in den drei baltischen Staaten und in Polen je eine rund 1000 Mann starke Nato-Kampfgruppe stationiert, die nach sechs Monaten ausgetauscht wird. In Estland hat Großbritannien die Führungsrolle übernommen, in Lettland Kanada, in Litauen Deutschland und in Polen die USA.
Pence bekräftigt US-Rolle
Diese Führungsrolle bekräftigte US-Vizepräsident Mike Pence vor einer Woche bei der Sicherheitskonferenz in München: "Sie können versichert sein, dass die Vereinigten Staaten zusammen mit Großbritannien, Kanada und Deutschland angesichts der russischen Bestrebungen, internationale Grenzen mittels Gewalt neu zu ziehen, weiterhin eine Führungsrolle als Rahmennation der ,Enhanced Forward Presence' Initiative übernehmen werden."
Es war seine einzige konkrete Aussage zu Nato-Operationen und dürfte viele Befürchtungen in Osteuropa zerstreut haben. Die USA sind nun die zweite Nation, die ihren Verband an die Nato-Ostflanke schickt. Zuvor ist bereits der deutsche Verband, das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach (Kreis Schwandorf), nach Litauen verlegt worden. Die 2. Schwadron aus Vilseck geht nach Orzysz - und hält ihrem deutschen Schwesterverband aus Oberviechtach den Rücken frei. Die Panzergrenadiere sind im 250 Kilometer entfernten litauischen Rukla stationiert.
Die Grenze zwischen Polen und Litauen ist gerade einmal 100 Kilometer lang - das "Suwalki-Gap", wie US-Militärs diesen Abschnitt nennen. Im Osten liegt Weißrussland, im Westen die russische Enklave Kaliningrad. Die US-Kavallerie wird 160 Kilometer südlich von Kaliningrad stationiert.
Wir müssen von Rückversicherung zu Abschreckung übergehen. Ein großer Teil davon ist unsere Präsenz in Polen.Generalleutnant Ben Hodges, Oberkommandierender des US-Heeres in Europa,
Vom "Sulwaki-Gap" ist an diesem Freitag in den Rose Barracks bei der Besprechung Konzepts für die Nato-Mission kaum die Rede. Stattdessen geht es Glaubwürdigkeit: Es geht darum, allen klar und deutlich zu sagen, was die Schwadron in Polen tut. Die Bevölkerung soll die Gewissheit haben, dass die US-Armee sie im Fall des Falles verteidigen würde. Ein möglicher Gegner soll wissen, der Preis für einen Angriff wäre hoch. Es ist eine vertraute Mission. Im Kalten Krieg hat das 2. US-Kavallerieregiment dies entlang der deutsch-tschechischen Grenze getan.
"Wir müssen von Rückversicherung zu Abschreckung übergehen. Ein großer Teil davon ist unsere Präsenz in Polen", sagte der Oberkommandierende des US-Heeres in Europa, Generalleutnant Ben Hodges, mit Blick auf den Nato-Beschluss. "Wenn den USA etwas wichtig ist, dann geben wir dafür Geld aus und stellen Leute ab." Der General betonte, dass es nicht um Provokation gehe, sondern um Verteidigung.
"Unser Ziel ist es, eine geschlossenen Mannschaft zu formen, von einander zu lernen, um die Nato-Mission der Abschreckung zu erfüllen", sagte Oberstleutnant Steven Gventer, Kommandeur der 2. Schwadron. Unter seiner Führung machen sich aus Vilseck rund 1000 US-Soldaten auf den Weg. Weitere 350 Soldaten kommen aus Großbritannien und Rumänien. Das Besondere: Die Kavalleristen fahren wie beim "Dragoon Ride" vergangenes Jahr nach Osten.
Sechs Monate im Einsatz
Es gibt zwei Routen von Vilseck ins rund 1100 Kilometer entfernte polnische Orzysz - eine durch Tschechien, eine über Leipzig. Für ihre rund 50 Fahrzeuge, darunter Stryker-Radpanzer, rechnen die Kavalleristen mit gut 53 000 Liter Treibstoff. In Oryzysz werden die Kavalleristen in einen polnischen Heeresverband, die 15th Mechanized Brigade, integriert. Nach sechs Monaten wird die 2. Schwadron abgelöst - aus Vilseck.
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