Der Pasinger Madrigalchor um die gebürtige Vohenstraußerin Corinna Rösel begeisterte zum zweiten Mal in Folge in der katholischen Stadtpfarrkirche. Das Ensemble ließ das Stück zu einem besonderen Erlebnis für die etwa 120 Zuhörer werden.
Dramatische Steigerungen
Rösel setzte auf die unmittelbare Wirkung der Werke und gab den Emotionen sowie der Vielfalt der Musik freien Lauf. Im Madrigalchor sind Sänger, die sich in der Musik nicht nur heimisch fühlen, sondern sie auch in sehr verinnerlichter Klangfärbung wiedergeben. So entstanden von Beginn an anrührende Kontraste, strahlende Verkündigungen und dramatische Steigerungen.
Dekan Alexander Hösl hieß die gut 30-köpfige Chorgemeinschaft willkommen. "Werke von der Renaissance bis zur Moderne und die Uraufführung der Friedensmesse von Rösel begeistern in dieser Stunde", merkte der Geistliche an.
Zuvor breitete sich ein wunderbarer Klangteppich in der Kirche aus. Von den Stufen des Altarraums aus dirigierte Rösel schwingende Obertöne. Die Sänger hatten sich an den Seitengängen des Gotteshauses aufgereiht und sendeten die Töne über die Zuhörer hinweg, bevor sie vor dem Hochaltar ihren Platz einnahmen. Rösel trainiere seit Jahren ihren Chor mit Hilfe von Obertonstimmbildung, die sie selbst entwickelt habe, erklärte Monika Finkl, die durch das Konzert führte. Der Klang werde dadurch sehr viel homogener, runder und reiner.
Etwa 150 Jahre später als Rameau komponierte Antonin Dvorák eine Hymne an den Morgen "Napadly pisne", "Die Tränen rinnen mir die Wange hinunter und der Tag bereitet sich vor aufs Licht". Aus der Zeit um 1600 stammte "Ecco mormorar I'onde", ebenfalls eine Hymne an den beginnenden Morgen.
Claudio Monteverdi ließ Rösel nicht wie Dvorák in einem Hain, sondern an einem murmelnden Waldbach erklingen. Danach verwandelte ein Madrigal von Carlo Gesualdo den quälenden Schmerz eines verlassenen Liebenden in Klang mit "Moro lasso".
Arvo Pärt, Komponist des 20. Jahrhunderts, experimentierte mit der Kombination aus harmonischen Dissonanzen und reinen Dur-Dreiklängen. Das Stück "Solfeggio" bestand ausschließlich aus einer Tonleiter, die sich durch den Chor bewegte.
Danach folgte der geistliche Teil des Konzerts. Zu hören waren Stücke wie "Help us, o Lord" vom New Yorker Aaron Copland, "O magnum mysterium" von Morten Lauridsen aus Washington, "Laudi alla vergine Maria", eine Marienanbetung des großen Opernkomponisten Giuseppe Verdi, oder das "Alleluia" aus dem Brazilian Psalm von Jean Berger, der 1909 als Artur Schloßberg in Deutschland geboren wurde und seinen Namen im Laufe seiner Karriere als Dirigent in Frankreich geändert hatte.
In allen Facetten
Der Chor brachte die Stücke in allen Facetten vor. Fulminanter Abschluss des Konzerts war die Uraufführung der Friedensmesse von Rösel. Das Publikum dankte für dieses einzigartige, überwältigende Klangerlebnis mit langanhaltendem, begeistertem Applaus.
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