Die Preisträgerin des Chopin-Wettbewerbs 2010 konzentriert sich in ihrem Programm auf Werke von Beethoven und Liszt, die um die Themen "Abschied und Tod" kreisen. Im Interview erzählt die Künstlerin, die am Freitag, 7. Oktober (20 Uhr), in der Max-Reger-Halle auftritt, von ihren Beweggründen, ihrer Leidenschaft für die Klaviermusik und ihre Vorliebe für die Komponisten vergangener Zeiten.
Sie haben bei namhaften Pianisten wie Elena Ivanova, Vladimir Tropp und Konstantin Scherbakov gelernt. Wie haben diese Lehrer Ihr musikalisches Talent gefördert?
Julianna Avdeeva: Ich hatte schon mit fünf Jahren Unterricht bei Ivanova. Sie entzündete eine mitreißende Begeisterung dafür, Musik zu erleben, zu spielen und dies mit den Zuhörern in einem kommunikativen Prozess zu teilen. Zudem baute sie die Spieltechnik nach einem sehr klaren Konzept auf. Prägend war für mich auch die Zeit in Como, dort ging es um das Lernen von vielen unterschiedlichen Klavierkollegen.
Wie würden Sie den Ansatz, das Anliegen, die Charakteristik Ihres Klavierspiels beschreiben?
Mein Hauptanliegen ist es zunächst, dem Willen des Komponisten, wie er sich im Notentext manifestiert, nahe zu kommen, zu lernen, wie er "denkt". Natürlich spiegelt sich der Wille des Komponisten dann in meiner eigenen, individuellen Persönlichkeit. Im Idealfall scheint ein Werk im Moment des Musizierens spontan, wie neu zu entstehen.
Sie spielen Beethoven und Liszt, sie haben Sonaten, Variationen und Stücke mit außermusikalischem Titel ausgewählt. Was hat Sie bei der Programmgestaltung geleitet?
Immer wieder fasziniert mich das humanistische Denken Beethovens. Die Les-Adieux-Sonate op. 81a hat Bezug zu seinem Freund, den Erzherzog Rudolph, der vor Napoleon aus Wien flüchten musste. Selbst die mit unglaublicher Fantasie und höchstem Können komponierten Variationen bleiben "humane" Musik, nicht technische Show. Auch die späten Stücke von Liszt ("Venezia" auf den Tod des Schwiegersohns Richard Wagner) zeigen einen introvertierten, fühlenden, "menschlichen" Liszt.
Sie haben mit Frans Brueggen und dem "Orchester des 18. Jahrhunderts" mit historischen Klavieren gearbeitet. Wie hat diese Erfahrung Ihr Spiel verändert?
Ich gewann neue Erkenntnisse bezüglich Artikulation und Pedalgebrauch. Die Erfahrung von Klangvielfalt hat mein Spiel auf dem modernen Flügel bereichert. Ich spiele seither mit einer größeren Farbpalette.
Was ist Ihr Hauptanliegen bei der Interpretation von Beethoven und Liszt? Was soll der Hörer an Eindrücken mit nach Hause nehmen?
Ich möchte mit dem Publikum auf eine spannende Reise gehen, durch kammermusikalisch singende und symphonische Klänge. Ich möchte mit ihm scheue, wehmütige, wütende, freudige Emotionen erleben.
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