"Live im Stadtbad" überrascht mit außergewöhnlicher Band - Tanzen auf dem Sandstrand: "Captain Tifus" ein Stück schräger

Weiden in der Oberpfalz
09.07.2013 - 00:00 Uhr

Du sitzt bei südländischen Temperaturen auf deiner Bierbank unter den Kastanien auf der abendlichen Stadtbad-Terrasse, lauschst der Musik und weißt nicht, was du denken sollst. Einmal gelüstet es dich nach argentinischem Asado. Im Refrain würdest du dir am liebsten Gyros bestellen. Während du nachher im Reggae-Teil, wohlgemerkt im selben Song, deinen Ouzo weg- und Rum nachschütten würdest.

Sängerin, Coros- und Melodica-Spielerin Viki Cornejo ist das Herz der Truppe. Sie schreibt auch die meisten Songs ihrer Band "Capitan Tifus". Bild: Kunz

"Die Leute wissen gar nicht, was sie heute verpassen", meint Chefveranstalter Klaus Luther über die rechte Schulter zum Hintermann. Irgendwie hat er schon recht. Mal was anderes. Komplett anders. Irgendwie schräg. Viele "Live im Stadtbad"-Konzerte waren schräg. Aber "Capitan Tifus" ist noch ein gewaltiges Stück schräger.

Start mit Walzer

Trotzdem ist das allererste Sahne, was hier abgeht. Ein Rhythmusgewitter und eine sich am Boden wälzende Frontfrau. Keineswegs massentauglich. Humorvoll aufbereitet das Ganze, und die Weidener machen mit. Den Anfang machen Intendant Luther und die neue OKV-Chefin Irene Fritz mit einem geschliffenen Walzer. Der heißt ausgerechnet "Borracho", "der Betrunkene".

Es ist ein guter Einfall, die erste Reihe Garnituren einfach gar nicht erst aufzustellen. So bleibt mehr Platz für die Tanzwütigen unter den Stadtbad-Gängern, die in ständiger Alarmbereitschaft bleiben und bis zum Ende der ausgeflippten Show der Tanz-, Pardon, Sandfläche die Stange halten. Sie tanzen zur Musik eines ausgelassen aufspielenden argentinisch-balkanischen Gypsy-Ensembles. Einer Reinkarnation der legendären Marx-Brothers.
Verrückt und multikulturell ist die Independent-Band strukturiert. "Capitan Tifus" gibt's seit 15 Jahren in unterschiedlichsten Besetzungen. Eine Band, die in Bewegung ist. Nur der harte Kern ist stabil: Sängerin, Coros- und Melodica-Spielerin Viki Cornejo, Gitarrist Jero Cassagne und Violinist Mercado.

Die Combo selber beschreibt ihre Musik als Fanfarria Latina. Eine wilde Mischung aus Balkan, Ska, Reggae und Latin-Music. Und kommt damit ganz gut hin. Balkan ist seit zehn Jahren auch in Südamerika sehr populär. Das wird dort mit dem traditionellen Cumbia vermischt.

Bis auf zwei Cover-Songs - darunter der neu arrangierte, aber alte argentinische Tango "Nostalgias" ("ich möchte mein Herz ertränken in Wein, weil ich aus dieser fürchterlichen Liebe flüchten möchte") - sind alle Stücke aus eigener Feder.

Viki Cornejo hat viel Herzblut in die Texte gesteckt, die von ihrem Alltagsleben, von Liebe und Eifersucht, von Glücksmomenten und emotionalen Tieflagen erzählen. Im Stadtbad wird die zweite CD vorgestellt: "E Viva". Ein drittes Werk ist bereits in Bearbeitung und wird im Herbst herauskommen.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.