(räd) Eine Liebe zu den Jägern müsse es nicht sein - sich zu verstehen, zu verständigen und zu vertrauen reiche. Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) ging bei seinem Besuch am Samstag in Weiden nicht auf Kuschelkurs zu den bayerischen Jägern.
Vor den rund 600 Delegierten des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) in der Max-Reger-Halle sprach er sich erneut für die umstrittene Nutzung der Nachtzieltechnik bei der Jagd auf Wildschweine aus - und stellte sich damit gegen die Position des Bayerischen Jagdverbandes. Gleichzeitig bot Brunner beim Landesjägertag Verbandspräsident Jürgen Vocke neue Abstimmungsgespräche an - "gerne noch im April".
Individuell vor Ort
Der Agrarausschuss des Landtags will Nachtzielgeräte unter gewissen Umständen zulassen, um die Jagd auf Wildschweine zu erleichtern. Deren Population breitet sich Jahren rasant aus. Brunner lobte, dass die Jäger im vergangenen Jahr rund 68 000 Stück Schwarzwild erlegt hätten. "So viel wie nie zuvor", wie er unterstrich. Trotzdem vermehrten sich die Tiere rasch weiter, mit einer Reproduktionsrate von geschätzt 300 Prozent pro Jahr. "Wir müssen ein Maßnahmenpaket schnüren, dass wir bei der Jagd noch erfolgreicher sind", so Brunner. Denn es gebe kein Patentrezept, jeder Jäger müsse vor Ort auf die dortige Situation reagieren. Der Einsatz von Nachtzielgeräten soll ein Weg sein, die Wildschwein-Plage einzudämmen.
Aber selbst Waidmänner sind sich nicht einig. Brunner betonte, viele Jäger und Landräte hätten ihn gebeten, die Geräte freizugeben. Es werde aber keine Gesetzesänderungen und auch keine generelle Erlaubnis geben, stellte er klar. Vielmehr gehe es um eine Ausschöpfung der gesetzlichen Ausnahmemöglichkeiten. Ob ein Jäger schließlich ein Nachtzielgerät einsetze und einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Bundeskriminalamt einreiche, bleibe diesem selbst überlassen. Niemandem werde etwas vorgeschrieben.
Der Minister bat den Jagdverband und dessen Mitglieder, "die Einführung konstruktiv zu begleiten". Er sehe darin eine weitere Möglichkeit, Wildschweine waidgerecht und modern zu bejagen und Wildschäden zu vermeiden. Genau das bezweifelt der BJV (wir berichteten). Dessen Präsident hat wiederholt geäußert, eine großzügige Freigabe des Nachtzielgerätes widerspreche den Grundsätzen der Waidgerechtigkeit und des Tierschutzes. Dadurch werde nämlich keine Rücksicht mehr auf die Ruhebedürftigkeit der Tiere genommen.
Angst vor Rot-Grün
Dass der BJV und die Staatsregierung nicht grundsätzlich im Clinch stehen, zeigte der Jahresbericht von Präsident Vocke. Bayern sei das einzige Bundesland mit einer rein unionsgeführten Regierung. Am Beispiel Baden-Württemberg macht er fest, wie Regierungen mit roter und grüner Beteiligung die Jagd gefährden könnten, etwa durch mehr Mitspracherechte des nichtjagdlichen Naturschutzes oder ein Verbot der Winterfütterung. Bündnis 90/Die Grünen wollten zudem eine Flexibilisierung der Abschussplanung - in Kenntnis der Lage völlig unverständlich. Vor diesem Hintergrund lobt er CSU-Minister Brunner. Dieser habe mit seinem Versprechen, das Jagdrecht nicht zu ändern, Wort gehalten.
Sorgen bereitet dem Verband der zum Teil schwindende Rückhalt in der Bevölkerung: "Das Problem ist die Akzeptanz der Jagd in der Gesellschaft. Dafür brauchen wir saubere Jäger, die nicht auf alles schießen, was sich bewegt", sagte Vocke.
___
Weitere Informationen im Internet:
http://www.oberpfalznetz.de/jaegertag2015
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.