Auf Geisterjagd: Geisterstunde im Teufelsdreieck

Weiden in der Oberpfalz
31.10.2016 - 08:38 Uhr

Bedrückende Stimmung. Das Gefühl, beobachtet zu werden. Das kennen viele Leute. Die meisten kümmern sich nicht weiter darum. Tobias und Tony schon. Sie gehen paranormalen Phänomenen nach. Sie sind Weidens Geisterjäger. Nicht nur an Halloween.

Tobias (links) und Tony (rechts) gehen oft mit anderen Geisterjägern auf Tour. Sabine und Nadine (Zweite und Dritte von links) sind Medien, sie haben ein besonderes Gespür für Übersinnliches. Bild: Hammer

Ein geschotterter Weg schlängelt sich zwischen Kasernenzaun und Waldrand entlang. Er führt zu einer Lichtung, die direkt am Kasernenzaun liegt. Tobias Burkhard und Tony Obregon treffen sich hier im "Teufelsdreieck". Sie sind der "Club Ghosthunter Weiden" und wollen das Waldstück und die Lichtung auf paranormale Phänomene untersuchen.

Das Hobby der beiden ist ungewöhnlich. Mit technischem Equipment ausgerüstet, jagen sie Geister. Den Trend gibt es in Amerika schon lange. Auch in Deutschland sind viele Gruppen auf der Jagd nach Übersinnlichem. Die Männer interessieren sich seit ihrer Kindheit dafür.

Keine Beweise

Ob es solche Erscheinungen überhaupt gibt, darüber streiten Geisterjäger und Kritiker. Bernd Harder ist so ein Skeptiker. Er ist Pressesprecher der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. "Ich schließe parapsychologische Phänomene nicht grundsätzlich aus. Bislang gibt es allerdings keinen einzigen überzeugenden Beleg dafür. Alle vermeintlichen Fälle ließen sich auf normalpsychologische und/oder normalphysikalische Ursachen zurückführen", sagt er.

Die beiden Männer waren schon mal beim "Teufelsdreieck". "Wir haben hinter uns Schritte gehört, schwere Stiefel", sagt Burkhard. Er sieht mögliche Zusammenhänge mit dem Ort und den Gruselgeschichten. "Früher war hier hinten das 'Stalag 13 b', ein Kriegsgefangenenlager der Deutschen. Gefangene haben hier gearbeitet." Auf dem Gelände der Ostmarkkaserne steht noch ein Überbleibsel, eine alte Baracke. Das restliche Lager wurde in den 50er Jahren abgerissen.

Die Männer benutzen viel Technik. Kameras, Taschenlampen, ein Gerät zur Aufspürung elektromagnetischer Felder (EMF) und "Spirit-Boxen" sind immer dabei. "Geisterjäger verfallen einer Art Techno-Mystizismus. Sie sammeln eine Unmenge von Daten, aber es bleibt völlig unklar, was diese Daten aussagen. Die Methode ist eher die: Man besucht finstere, unheimliche Orte, benutzt alle möglichen Messgeräte und Kameras und sucht damit nach ,Geistern' - also nach irgendetwas in den Aufzeichnungen, das merkwürdig oder auf den ersten Blick unerklärlich aussieht", sagt Harder.

Tobias und Tony haben schon viel erlebt. "Es kommt oft vor, dass alle Akkus und Batterien innerhalb kürzester Zeit leer sind. Wenn sich Erscheinungen zeigen, rauben sie Energie", erklärt Tony. Bernd Harder findet auch hierfür eine Erklärung: "Auch das ist ein alter Hut: Wenn Batterien schwach sind, funktionieren sie oft noch im Warmen, und sobald es kalt wird, steigen sie aus." Auch die Temperatur verändere sich, schlagartig werde es kalt, wenn Geister in der Nähe sind, sagt Tony. "Es wird oft so kalt, da stellt es einem die Nackenhaare auf." Harder erklärt: "Das sind sogenannte Cold Spots. Durch die Umwelt- und Witterungsverhältnisse, durch seitliche Luftströme oder Wirbelbildung, ist es kälter als fünf Meter rechts oder links." Auch das EMF-Meter schlägt in der Natur häufig aus. Das Gerät zeigt elektromagnetische Felder an. "Messfehler, andere Geräte in der Nähe oder Erdkabel sind häufig die Ursache", sagt der Skeptiker.

Gesundes Misstrauen

Tobias und Tony kämpfen gegen Vorurteile. Sie veröffentlichen auf Youtube Videos mit dem Titel "Fake or Real". "Wir wollen zeigen, dass viele Leute gefälschte Videos von angeblichen Geistern einstellen. Wir sensibilisieren Leute dafür, dass man nicht alles glauben sollte", betont Tony. "Skepsis ist gut. Wir behaupten nicht, dass es Geister gibt. Wir wollen rausfinden, ob es welche gibt", sagt Tobias. "Aber süchtig macht das schon."

Skepsis ist gut. Wir behaupten nicht, dass es Geister gibt. Wir wollen rausfinden, ob es welche gibt.Tobias Burkhard, Geisterjäger

Geist "Chopper"

Im Sommer 1981 spukte in einer Zahnarztpraxis in Neutraubling (Kreis Regensburg) der Geist "Chopper". Er beschimpfte die Patienten mit "Machs Maul auf" oder "Du stinkst aus dem Maul".

Die damals 16-jährige Zahnarzthelferin Claudia, ihr Chef und dessen Ehefrau hatten Patienten, Polizei, Medien und Parapsychologen mit Stimmakrobatik zum Narren gehalten. Die 16-Jährige wurde im Jugendverfahren verwarnt und musste 1500 Mark Geldbuße zahlen. Der damals 62 Jahre alte Zahnarzt und seine ein Jahr jüngere Frau bekamen wegen Vortäuschung einer Straftat und Beleidigung eine Geldstrafe im fünfstelligen Bereich. Freiwillig ließen sie sich in die Psychiatrie einweisen. (tsa)

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