Diskussion um Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten: "Nicht nur schwarz und weiß"

Weiden in der Oberpfalz
09.02.2018 - 20:10 Uhr

"Den Begriff Entkriminalisierung kann ich nur unterstützen", sagt Gerhard Krones. Viele Jahre lang war er Suchtberater bei der Weidener Caritas. "Das würde verhindern, dass jugendlichen Konsumenten die Zukunft verbaut wird."

Sie setzen sich für die Legalisierung von Cannabis ein: Der "Cannabis Social Club Weiden" beim "Marijuana March" im vergangenen Mai. Bild: Kunz

Im gleichen Atemzug betont Krones aber auch, dass man unbedingt gegen Bagatellisierung von Cannabis vorgehen müsse. "Bei starkem und regelmäßigem Konsum ist Cannabis erwiesen gesundheitsschädlich."

Nachdem BDK-Chef André Schulz in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung für eine Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten argumentierte, flammen Diskussionen um die Legalisierung der Droge wieder auf - auch in Weiden. Nur Christian Wirth, BDK-Bezirksvorsitzender für die Oberpfalz, möchte sich nicht zu der Aussage des BDK-Vorsitzenden Schulz äußern.

Anfälliges Grenzland

"Die Forderung von André Schulz hat wenig mit der Realität zu tun", findet Klaus Müller, Leiter der Polizeiinspektion Weiden. Aus der Polizeipraxis heraus berichtet er von etlichen Straftaten, die im Zusammenhang mit Cannabiskonsum stünden. "Begleitkriminalität - oft sind das zum Beispiel Diebstähle. Aus Autos, von Autos, aus Wohnungen oder Läden", erklärt er. "Verschiebt man die Grenzen, dann verschieben sich damit auch Normen und Regeln. Wir haben bisher genug zu kämpfen mit Alkohol und anderen Drogen, eine Legalisierung würde die Situation nur verschärfen." Gerade das Grenzland sei hierfür anfällig, das bestätigt auch Markus Fillinger, Richter am Weidener Landgericht: "Die Justiz hat hier im Bezirk, wenn es um Drogen geht, vor allem mit Cannabis und Amphetamin aus Tschechien zu tun."

Kein Freibrief für Drogen

"In dieser Diskussion gibt es nicht nur Schwarz und Weiß - man muss differenzieren", sagt Gerhard Krones. In seiner Privatpraxis in Freihung unterstützt er auch heute noch Drogenkonsumenten im Umgang mit ihrer Sucht und organisiert Wochenenden für Eltern suchtkranker Kinder. Eine Entkriminalisierung dürfe kein Freibrief sein für einen "x-beliebigen Konsum". Verantwortungsbewusster Umgang sei besonders wichtig. "Ist eine weitere Droge legal, muss viel mehr Prävention passieren." Im Idealfall bedeute das, Kinder von Anfang an in ihrer Reflexion über das Leben zu begleiten. "Natürlich ist das ganze Thema auch politisch, es fordert eine Verbesserung von Lebensverhältnissen." Hinter einer Drogensucht stehe immer das Sehnen nach bestimmten Gefühlszuständen. "Deswegen müssen besonders junge Menschen achtsam sein und genießen lernen." Man müsse aufzeigen, wie Glücksmomente auch anders erreicht werden können. "So zum Beispiel in der Natur."

Man müsse sicherstellen, dass der Freiraum, der durch eine Legalisierung geschaffen würde, nicht exzessiv genutzt wird. "Für eine solch umfangreiche Prävention sehe ich gerade aber weder ausreichend personelle noch finanzielle Kapazitäten."

 

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