Einweihung der neuen Tafel-Räume in der Fichtestraße: "Großartiges Geschaffen"

Weiden in der Oberpfalz
29.08.2017 - 18:38 Uhr

Viel Lob und ein Geschenk bekommt die Tafel bei der Einweihung ihrer neuen Räume. Aber es wird auch Kritik laut. An den Verhältnissen, die sie überhaupt notwendig machen.

Tafel-Vorsitzender Josef Gebhardt gab den vielen Gästen aus Politik und Gesellschaft einen Rückblick auf die Renovierungsarbeiten in der Fichtestraße und dankte allen Unterstützen, den Baufirmen und Helfern die den Tafelgedanken als Lieferanten, Gönner und Mitarbeiter mittragen. Bild: Dobmeier

Uns gehe es so gut wie nie zuvor. Das Privatvermögen auf den Konten der Deutschen sei auf 1,6 Billionen Euro angewachsen. Und doch gebe es eine Tatsache, die viele nicht hören wollen: "Die soziale Schere geht weiter auseinander, und es werden immer mehr Lebensmittelkörbe an der Tafel Weiden-Neustadt verteilt." Darauf wies Oberbürgermeister Kurt Seggewiß bei der Einweihung der neuen Räumlichkeiten in der Fichtestraße hin. Gleichzeitig zeigte er sich stolz auf das ehrenamtliche Engagement von Vorsitzendem Josef Gebhardt und seinem Team. Sie gäben dem Leben vieler Menschen die angemessene Würde.

Gebhardt betonte die Vorteile des Standorts: Hier gebe es barrierefreie Aufenthaltsräume mit Wärmestube, Waschgelegenheit für Obdachlose, WC. Auch seien Lebensmittelaufbereitungs- und Kühlräume nun größer als früher in der Stockerhut.

Den kirchlichen Segen spendeten Dekan Wenrich Slenczka und Geistlicher Rat Alois Lehner. Der Dekan erinnerte an die Aufforderung im Galaterbrief: "Einer trage des anderen Last." Dem folge die Tafel. Außerdem stehe es dem Menschen gut an, wenn Lebensmittel nicht vernichtet würden. Vermieter Waldemar Reil überreichte einen Scheck in Höhe von 2000 Euro.

Gleichzeitig lobte er Gebhardt. Er habe noch nie einen Vorsitzenden gesehen, der so anpacke. Selbst an Samstagen habe er Gebhardt von 7 bis 20 Uhr beim Umbau schuften sehen. Dank und Hochachtung im Namen des Landkreises Neustadt/WN sagte stellvertretender Landrat Albert Nickl. Man habe sich sofort entschlossen, sich an den Mietkosten zu beteiligen. "Es wurde etwas Großartiges geschaffen, wo Menschen geholfen wird. Man erkennt darin das wahre Gesicht der Gesellschaft, wie mit sozial schwächeren Menschen umgegangen wird."

Elfriede Höhn, Vorstandsmitglied des Tafel-Landesverbandes, betonte, die Tafel sei auch Begegnungsstätte, biete Zuneigung und Hilfe - solange sich die sozialpolitischen Bedingungen in Deutschland nicht ändern. Bernhard Saurenbach, Vorsitzender der Amberger Tafel, nannte die Tafeln eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel. Die Musik zur Feierstunde kam von der tschechischen Jugendgruppe "Iruidica".

Die Tafel in Zahlen

"Lebensmittel retten. Menschen helfen": So steht es auf dem neuen Schild der Tafel Weiden-Neustadt mit den Wappen von Stadt und Landkreis am Gebäude in der Fichtestraße 4. Etwa 100 meist ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern sich um Abholung, Aufbereitung und Verteilung der Waren, inklusive Lieferung an die Außenstellen in Rothenstadt, Floß, Mantel, Vohenstrauß. Nachgedacht wird außerdem über eine Stelle in Windischeschenbach.

Zu den Beschäftigten gehören auch über die Arbeitsagentur und "Denkstatt" vermittelte 1,50-Euro-Arbeitskräfte. Die Tafel zählt aktuell etwa 1200 Abholer, davon 300 Erwachsene und 900 Kinder.

Die Anfänge reichen zurück bis zum Woodstock-Laden. 2009 folgte die Gründung der Weidener Tafel unter dem Vorsitz von Gisela Oelze. Das ehrende Gedenken galt dem kürzlich verstorbenen ehemaligen Tafel-Kassier und Unterstützer Hans Meiler. Es folgte 2010 Manfred Chwalinski als Vorsitzender, bevor Josef Gebhardt vor etwa fünf Jahren übernahm. Gebhardt kritisierte in Richtung der überregionalen Politik, dass fähige und integrationswillige Asylbewerber, die in der Tafel mitarbeiteten, häufig wieder abgeschoben werden. (rdo)

 
 

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