"Kavaliere der Straße" geehrt: Zupacken statt gaffen

Weiden in der Oberpfalz
03.12.2017 - 21:30 Uhr

Früher nannte man solche Leute "Schaulustige", heute heißen sie "Gaffer". Sie stehen bei Unglücksfällen teilnahmslos herum, fotografieren oder drehen Filmchen. Die Arbeitsgemeinschaft "Kavalier der Straße" zeichnet Persönlichkeiten aus, die das gerade Gegenteil verkörpern: zupacken, helfen, selbst in kritischen Notlagen.

Für hilfsbereiten und selbstlosen Einsatz bei Verkehrsunfällen gingen Urkunden an (von links) Carina Marner, Audi Lurbiecki, Marion Baierl und die Soldaten des Artilleriebataillons 131, Rudolf Stuiber, Dominik Reinhard und Leon Scheck. Mit ihm Bild die Mitglieder der Jury sowie rechts der Gastgeber und Kommandant der Ostmark-Kaserne, Oberstleutnant Alexander Schmidt. Bild: km

Weiden/Amberg. Die letzte Auszeichnung des Jahres 2017 fand statt im "Casino" der Ostmark-Kaserne Weiden, weil auch drei dort stationierte Soldaten unter den Helfern waren. Ein tragischer Fall trug sich im Juli zwischen Altenstadt/Waldnaab und Windischeschenbach zu. Ein 44-jähriger Motorradfahrer aus dem Landkreis Tirschenreuth war mit seiner Kawasaki im Auslauf einer Rechtskurve von der Straße abgekommen, gegen ein Hindernis geprallt und dort schwerst verletzt liegengeblieben.

Als erste trafen Audi Lurbiecki (Gaisthal bei Schönsee) und der Polizeibeamte Klaus Lang (Polizeiinspektion Neustadt/WN) an der Unfallstelle ein. Lang nahm dem Motorradfahrer den Helm ab und sprach beruhigend auf ihn ein, Lurbiecki stützte den Oberkörper des Unfallopfer, der mit offenem Bruch des rechten Oberschenkels und in Panik versuchte, aufzustehen. Die starke Blutung drückte die Krankenschwester Marion Baierl ab, der Soldat Rudolf Stuiber (Konnersreuth) band den Oberschenkel ab und stoppte die Blutung. Zwei weitere Soldaten, Dominik Reinhard (Weiden) und Leon Schenk (Grafenwöhr), sicherten die Unfallstelle bis zum Eintreffen von Polizei und Feuerwehr vorbildlich ab und lenkten den Verkehr.

Die Jury der Arge "Kavaliere" erkannte Rudolf Stiuber, Marion Baierl und Audi Lubicki Ehrennadel und Plakette zu, die Soldaten Reinhard und Schenk erhielten die Urkunde für "Vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr". Der Polizeibeamte Klaus Lang musste nach den strengen Kriterien leider leer ausgehen. Er ist kraft Amtes zur Hilfeleistung verpflichtet.

Ein zweiter Fall war weniger tragisch, die Hilfeleistung aber dringend notwendig. Am frühen Morgen im Oktober war eine ältere Dame mit ihrem Pkw in der Max-Reger-Stadt gegen ein geparktes Auto gestoßen. Carina Marner (ebenfalls aus Weiden) übernahm die erste Wundversorgung, verständigte dann Polizei und einen Abschleppdienst.

Die etwas überforderte Seniorin fuhr sie anschließend ins Klinikum zur Nachuntersuchung. Die Polizeiinspektion stufte diese Hilfeleistung als "Rundum-sorglos-Paket" ein und schlug Carina Marner als "Kavalier" vor. Diesem Votum ist die Jury einstimmig gefolgt.

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