Weiden/Weiherhammer. "Im Zeitalter der Industrie 4.0 braucht es eine Bildung 4.0", wiederholt Professor Bauer, seit Oktober 2016 Geschäftsführer des "Überbetrieblichen Bildungszentrums in Ostbayern" (ÜBZO), seinen Standardsatz. Damit macht er deutlich, dass neue Formen der Bildung entwickelt werden müssen. "So wollen wir Schulen und ausbildende Klein- und Mittelbetriebe, die Mitarbeiter auf die Anforderungen in einer verschärft digitalen Welt vorbereiten wollen, unterstützen und kompetent begleiten." Und: "Mit Scheuklappen-Bildung ist die Zukunft nicht zu meistern."
In der digitalen Welt, so Professor Bauer, gebe es andere Lernsysteme, zeit- und ortsunabhängige Wissensvermittlung und -abfrage. "Die Welt verändert sich. Darauf müssen Mensch und Wirtschaft reagieren. Wir sind für jede Anregung aus der Region dankbar", betont Engel.
Drei Jahre Geduld
Das aus dem ÜBZO hervorgegangene Kompetenz-Zentrum für Produktionstechnologie der BHS Corrugated bildet die Keimzelle für die "Denkwelt Halmesricht". Denn alle Fähigkeiten des "CCC" (Corrugated Competence-Center), die über den Fachbereich Wellpappen-Technologie hinausgehen, sollen perspektivisch aus dem BHS-Werk in Weiherhammer nach Weiden verlagert werden. Denkbar sei, dass die Erkenntnisse über die neuen Bildungsstrukturen nach China exportiert würden, wo sich die Familie Engel im Bildungsbereich engagiert. "Auch dort hat man erkannt, dass es nicht genügen kann, Frischlinge in die Fabrik zu holen und zu glauben, sie an die Maschine stellen zu können und sie Wunder bewirken zu lassen."
Beim Abstimmungsgespräch mit Christian Engel und Oberbürgermeister Kurt Seggewiß verdeutlicht SGW/WGS-Geschäftsführer Günther Kamm, dass selbst bei optimaler Weichenstellung mindestens drei Jahre vergehen, bis bei Halmesricht die ersten Bauarbeiten zu sehen sein werden. "Es ist jede Menge Schweißarbeit nötig." Auch von der Stadt Weiden, die die planungsrechtlichen Voraussetzungen schaffen muss.
Denkwelt ist gesetzt
"Leben, Arbeiten und Forschen rücken enger zusammen. Mit diesen Themen müssen wir uns zwingend befassen", begründet Engel das Engagement seiner Stiftung in das Zukunftsprojekt Denkwelt. Der Rahmen dazu, sowohl architektonisch als auch sozial und ökologisch, sei noch zu entwickeln. "Wer die Familie Engel kennt, der weiß, dass die Denkwelt Halmesricht gut aussehen wird."
Das Münchener Kabinett habe erkannt, welche zentrale Rolle die Denkwelt spielen könne, um die Wirtschaft auf die künftigen Herausforderungen vorzubereiten, ist sich Christian Engel sicher. "Woher kommen die qualifizierten Arbeitskräften, die die Wirtschaft in fünf oder zehn Jahren braucht?" Dieser Frage nehme sich die Engel-Stiftung an, die vieles unter kooperativen Gesichtspunkten sehe. "Wir wollen fördern, wo es etwas zu fördern gibt. Wir sind eine gemeinnützige Stiftung." Bei den 20 Projekten, die im Digitalisierungsprogramm der bayerischen Staatsregierung gefördert werden, stehe die Denkwelt ganz oben. "Das entspricht unserem Anspruch."
Auch OB Kurt Seggewiß bestätigt, dass bei allen beteiligten Ministerien die Denkwelt inzwischen gesetzt sei. Die Stadt Weiden werde die Denkwelt positiv begleiten. Die SGW Stadtbau, die mit zusammen mit Lars und Christian Engel für die Denkwelt eine eigene Gesellschaft gegründet hat, stelle "absolute Profis für die Standortentwicklung". Zudem versichert Seggewiß, dass die Stadt Weiden das Vorhaben so unterstützen werde, "wie mit den Halmesrichtern ausg'macht".
ÜBZO: Die neue Größe in der Aus- und Weiterbildung
Im nächsten Jahr feiert das ÜBZO, das Überbetriebliche Bildungszentrum in Ostbayern, 15-jähriges Bestehen. Ursprünglich eine Tochter der BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau GmbH ist sie inzwischen in die Lars- und Christian-Engel-Stiftung überführt. Es nimmt als Dienstleister den innovativen Bildungsauftrag in der und für die Wissensregion Oberpfalz wahr.
Geschäftsführer Professor Erich Bauer setzt auf 250 Partner. Das ÜBZO unterstützt derzeit die Ausbildung von rund 350 Lehrlingen in 28 Berufsbildern von Betrieben im 200 Kilometer Umkreis. Schwerpunkte sind dabei Maschinenbau und Elektronik. Die entstandenen Netzwerke werden auch genutzt, um die Bausteine für die künftige Aus- und Weiterbildung zu definieren.
Im Kompetenzfeld Weiterbildung bietet das ÜBZO Trainings in den Bereichen Elektro, Metall, IT, BWL und Büromanagement, Sprachen und Softkills. Hiervon profitiert das gesamte Firmennetzwerk. Das Weiterbildungsangebot wird bis 2019 weiter aufgestockt, nicht zuletzt, um Fach- und Führungskräfte aller interessierten Betriebe für die Anforderungen der Digitalisierung "in einer vollkommen anderen Lebens- und Arbeitswelt" fit zu machen.
In Zusammenarbeit mit 250 Partnerbetrieben entwickelt das ÜBZO das Kompetenzentrum für Produktionstechnologie. Bereits Ende diesen Jahres soll dieses durch das Bundesinstitut für berufliche Bildung zertifiziert werden.
Wichtiger Partner ist dabei das Staatliche Berufschulzentrum in Wiesau, das seit Mai 2017 als einzige Berufsschule in Bayern für die Produktionstechologenausbildung anerkannt ist. (wd)
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