Polizei und Thermenwelt legen nach sexueller Belästigung in der Thermenwelt Maßnahmenkatalog vor: Welle an Delikten

Weiden in der Oberpfalz
22.03.2016 - 19:32 Uhr

Der angezeigte sexuelle Missbrauch von vier Mädchen am Wochenende in der Thermenwelt war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. "Wir haben nirgendwo in der Oberpfalz eine derartige Häufung solcher Fälle", sagt Marco Müller, Sprecher des Polizeipräsidiums Regensburg. "Darauf müssen wir reagieren."

Tatort Wildwasserkanal. Einige der angezeigten Taten sollen sich in diesem Bereich abgespielt haben. Bild: Hartl

Konkret soll es seit September an fünf Badetagen zu sexuellen Belästigungen gekommen sein. Insgesamt haben sich 17 Geschädigte gemeldet, Mädchen zwischen 10 und 16 Jahren. Die Polizei zählt neun Tatverdächtige. Sieben konnten ermittelt werden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Syrer und Afghanen, vier davon unter 18 Jahre alt. Zwei Tatverdächtige sind unbekannt. Die Vorfälle ereigneten sich am 13. September, 24. Oktober, 21. November. Dann war monatelang Ruhe - bis jetzt am 5., 17. und 19. März.

Die Polizei nahm Anzeigen wegen Beleidigung auf sexueller Grundlage auf ("Grabscher"). Zwei Tatkomplexe stuften die Beamten als sexuellen Missbrauch von Kindern ein, zuletzt den massiven Vorfall am Samstagnachmittag, als drei Syrer (17 bis 29) im Wildwasserkanal vier Mädchen (10 bis 13) umringt und betatscht haben sollen (wir berichteten).

Die Polizei hat sich entschlossen, die Nationalität der Tatverdächtigen zu nennen. Wie Polizeisprecher Marco Müller erklärt, halte man sich - wie auch "Der neue Tag" - an den Pressekodex: Demnach wird die Nationalität nur genannt, wenn sie zum Verständnis der Tat notwendig ist. "In diesem Fall halten wir es durchaus für notwendig, um das Geschehen zu verstehen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen."

Die Polizei steht nach Auskunft von Müller in engem Kontakt mit der Stadt Weiden und den Stadtwerken als Betreiber. Eine Reihe von Maßnahmen wird umgesetzt (siehe Kasten). Betriebsleiter Klaus Kunz will das Problem unbedingt vor dem Sommer - und der Schätzlerbad-Saison - in den Griff bekommen: "Wir müssen jetzt reagieren."

Polizei als Erzieher

Die Polizei selbst ist bereits seit Längerem aktiv. Polizeihauptkommissar Günther Burkhard von der Weidener Inspektion hat im September unmittelbar nach dem ersten Vorfall "Präventionsunterricht" organisiert. Er legte rund 80 jungen Männern in der Berufsschule und in der Inspektion Werte und Regeln dar. Präsidiumssprecher Marco Müller sichert zudem eine entschlossene strafrechtliche Verfolgung zu: "Wir ermitteln konsequent in jedem Fall, losgelöst von jeder Staatsangehörigkeit."

Über mögliche kulturelle Hintergründe als Auslöser will Müller nicht spekulieren: "Das steht uns als Polizei nicht zu. Für uns ist nur wichtig, dass wir diese Fälle haben und darauf reagieren müssen." Auffallend sei, dass die Weidener Thermenwelt mit dem Problem oberpfalzweit ziemlich allein dastehe. Aus den anderen Bädern meldet man nur wenige Einzelfälle. "Wir haben nirgendwo in der Oberpfalz eine derartige Häufung solcher Fälle", sagt Müller. Die WTW wird gerade von Flüchtlingsgruppen gerne besucht. Sie zahlen - entgegen anderslautender Gerüchte - den regulären Gruppenpreis.

Der Polizeisprecher bittet die Bevölkerung, als Reaktion nicht sämtliche arabischen Männer unter Generalverdacht zu stellen: "Wir dürfen jetzt nicht eine ganze Gruppe kriminalisieren."

Schwimmmeister Kunz sieht mit dem Sommer noch ein zweites Problem auf sich und sein Personal zukommen: "Nicht jeder ist ein Grabscher. Aber sehr viele können nicht schwimmen. Sie springen aber fröhlich überall rein."

Wir dürfen jetzt nicht eine ganze Gruppe kriminalisieren.Marco Müller, Sprecher des Polizeipräsidiums Regensburg

Thermenwelt trifft Maßnahmen

"Wir können das nicht so weiterlaufen lassen", sagt Klaus Kunz, Betriebsleiter der Thermenwelt. "Wir müssen reagieren." Er kündigt ein ganzes Bündel an Maßnahmen an, abgestimmt mit Empfehlungen der Polizeiinspektion Weiden und dem Präsidium Regensburg.

Videoüberwachung: Im Eingangsbereich und bei den Umkleiden sind die Kameras schon eingebaut. In einem zweiten Abschnitt wird die Videoüberwachung im Außenbereich und in der Therme ausgebaut. Und zwar schon ab nächster Woche. "Wir haben heute grünes Licht bekommen", sagt Kunz.

Personalverstärkung: "Wir wollen noch präsenter sein." Letzte Woche wurde Zusatzpersonal eingestellt, das die "Zielgruppe" im Visier hat. Kunz will seine Mitarbeiter auch speziell schulen lassen und mit mehrsprachigem Bild- und Infomaterial ausstatten. Sie sollen junge Flüchtlinge ansprechen und in Verhaltensregeln einweisen.

Hausverbote: Die Polizei empfiehlt, Hausverbote auszusprechen und diese konsequent umzusetzen.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Um diesen Artikel zu lesen benötigen sein ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.