Stefan Dietl stellt sein Buch über die AfD vor: "Keine Alternative für Arbeiter"

Weiden in der Oberpfalz
08.09.2017 - 20:00 Uhr

"Arbeitnehmerfeindlich" sei die Alternative für Deutschland, sagt Buchautor Stefan Dietl beim Bündnis "Weiden ist bunt" im Schützenhaus. Gerade die AfD-Wählergruppe, vornehmlich aus der Arbeitnehmerschaft, sollte das wissen.

Buchautor Stefan Dietl (Dritter von links) referierte über die Partei AfD. Eingeladen dazu hatte das Bündnis "Weiden ist bunt" um Veit Wagner (Zweiter von links). Bild: Kunz

Die Partei vertrete in ihrem Grundsatzprogramm ganz klare neoliberale Ansichten. Stefan Dietl hatte sich intensiv mit dem Programm der AfD beschäftigt und seine Erkenntnisse im Büchlein "Die AfD und die soziale Frage - Zwischen Marktradikalismus und völkischem Antikapitalismus" festgehalten. "Alle, die AfD wählen, müssen wissen, wen sie wählen. Nämlich diese Leute, die an der Spitze stehen."

Die Partei stehe seiner Ansicht nach für "Elitedenken, Rassismus, Ausgrenzung und Sozialabbau", unterstrich der Referent. Aber auch für einen späteren Renteneintritt, weil sie das Rentenalter an das Lebensalter kopple. "Damit müssten wir alle länger arbeiten." Trotzdem werde die Partei gerade von denjenigen gewählt, die von diesem Kahlschlag betroffen seien. Die AfD sei gegen Arbeitslosengeld II und für eine "aktivierende Grundsicherung". Jeder solle etwas tun.

Vor allem Männer

"Ich mache eine starke Wählerwanderung aus. SPD und Linke verlieren stark", sagt Dietl. Weil sich die AfD-Wähler seit zwei Jahrzehnten von diesen Parteien einfach nur "verarscht" fühlten. Noch vor vier Jahren seien es vor allem Leute aus der Mittel- und Oberschicht mit einem Einkommen von mehr als 3000 Euro gewesen, die ihr Kreuz bei der AfD gemacht hätten. Heute habe sich das Wählerverhalten in Richtung Arbeitermilieu und Erwerbslose verschoben. Vornehmlich seien es Männer.

Die wählten die AfD wegen ihrer Flüchtlingspolitik (54 Prozent) und aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit (48). "Und hier tut sich ein Widerspruch auf", sagte Dietl. Denn: "Die AfD steht für eine arbeitnehmerfeindliche Politik." Trotzdem sei sie die erfolgreichste Parteigründung in der Bundesrepublik.

Neben Migranten grenze die AfD auch Frauen, Homosexuelle, Transgender, Behinderte und sozial Benachteiligte aus. Gleichzeitig wolle sie die Privatisierung beschleunigen, stehe also für einen schlanken Staat, dem er nur folgende Aufgaben zubillige: Innere und äußere Sicherheit, Justiz, Finanzverwaltung und auswärtige Beziehungen.

Gegen Mindestlohn

Wie der Autor betonte, mache die AfD keine Aussagen über Leiharbeit, Werksverträge, Minijobs und andere prekäre Beschäftigungsformen. Sie sei auch gegen Verdi und den Mindestlohn, weil ihrer Ansicht nach Flüchtlinge die Löhne drückten.

Es gab auch einen kleinen Zwischenfall: Eine Zuhörerin stand plötzlich auf und begann den Referent und Besucher in den vorderen Reihen mit dem Handy zu filmen. Als Veranstaltungsleiter Veit Wagner die Versammlung abstimmen ließ, wurde die Dame aufgefordert, das Filmen zu unterlassen. Daraufhin verließ sie den Raum. Dem Vortrag schloss sich eine rege Diskussion an.

Korrektur

AfD nur anfangs gegen Mindestlohn Im Artikel hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Denn, wie Referent und Buchautor Stefan Dietl beim Aktionsbündnis „Weiden ist bunt“ erklärte, befürworte die AfD in ihrem Grundsatzprogramm sehr wohl einen Mindestlohn. Die Partei sei nur anfangs dagegen gewesen, wie Dietl Frauke Petry mehrfach zitierte. Die Kehrtwende habe mit der Begründung eingesetzt, dass ohne einen Mindestlohn Flüchtlinge als Lohndrücker fungierten.

 

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