Gerade der Durchbruch bei der "intelligenten Flexibilisierung" der Arbeitszeit (28-Stunden-Woche für zwei Jahre als Ausgleich für familiäre Pflege, danach Rückkehr in Vollzeit) setze Zeichen, das auch für die anderen Gewerkschaften wegweisend sein werde. Gewerkschaftsmitglieder aus der gesamten Region hätten sich solidarisch an den Streiks beteiligt. Durchaus sehenswert seien die Lohnerhöhung um 4,3 Prozent, die Verbesserungen bei den unteren Lohngruppen und der Lehrlingsvergütung ausgefallen. "Jetzt geht's darum, das Ergebnis umzusetzen."
Da die Betriebe selbst durch diese Flexibilisierung "wahnsinnig attraktiv" würden (so ist zum Beispiel im Gegenzug - trotz genereller 35-Stunden-Woche - auch die Ausweitung der 40-Stunden-Woche möglich), sei es nicht nachvollziehbar, warum sich die Arbeitgeber gegen eindeutige Verbesserungen sperrten. "Das bringt mich immer wieder auf die Palme." Andere Gewerkschaften könnten Optimierungen im Tarifvertrag für beide Seiten im Gespräch vereinbaren. "Wir müssen auf die Straße und sie erstreiken."
Die Mitglieder der IG Metall seien mit dem Ergebnis der Tarifrunde 2018 "hoch zufrieden". Und dabei verweist Ott auf die "besonderen Effekte", die sich einstellten: Die Gewerkschaft werde von den Arbeitnehmern gesucht. "Es gibt eine sehr hohe Identifizierung mit der IG Metall und ihren Forderungen." In diesem Jahr habe seine Gewerkschaft bereits doppelt so viele Neumitglieder aufnehmen können wie im Vorjahreszeitraum. 2017 kamen 1000 zusätzliche Arbeitnehmer zur IG Metall, die im Bereich der Geschäftsstelle Amberg aktuell 16 000 Mitglieder zählt. "Wir sind damit sehr stabil. Wir werden in den Betrieben mehr und wir werden strukturell jünger", stellt Ott fest. Inzwischen seien über 70 Prozent seiner Mitglieder jünger als 35 Jahre, die Hälfte sogar unter 25 Jahre alt. Wichtig: "Der Stolz, bei der Gewerkschaft zu sein, kehrt zurück."
Dem Kraftakt Tarifvertrag folge der nächste: "die Betriebsratswahlen", so Ott. In 65 Unternehmen werde diese Persönlichkeitswahl durchgeführt. Dabei müsse deutlich gemacht werden, dass es auch an den Arbeitnehmern liege, ihre Arbeits- und Lebensbedingungen selbst bestimmen zu können. "Wir hoffen auf eine hohe Wahlbeteiligung."
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