"Medienwelt im Umbruch": Mit diesen Worten war der Informations- und Diskussionsabend bei Oberpfalz-Medien überschrieben. Dabei wurde die traditionelle Nachrichtenwelt, insbesondere die der Tageszeitung und ihrem Online-Angebot, beleuchtet. Aber auch neue Online-Kanäle, Internetblogs und soziale Netzwerke waren Thema.
Kai Gohlke, stellvertretender Chefredakteur der Oberpfalz-Medien, formulierte als Grundsatzposition der Tageszeitung: "Unser Überlebenswille drückt sich dadurch aus, Nachrichten objektiv und richtig zu transportieren." Man sei gezwungen, exakt zu berichten, weil sonst - vor allem im Lokalbereich - "am nächsten Tag der Anruf von Beteiligten kommt". Und die Publikumsumfragen zeigten, die Tageszeitung genießt nach wie vor die höchste Glaubwürdigkeit.
Leserkritik wird gehört
Dass sich die Redaktion aber auch in der Welt von Facebook & Co. bewegt, machte Gohlke mit dem Hinweis auf das Onetz deutlich. So würden auch bei Facebook unter Berücksichtigung der dortigen Algorithmen ausgewählte Nachrichten platziert. Der neu installierte Leseranwalt zeige, "dass wir Anregungen und Kritik der Leser ernst nehmen".
Über eine völlig andere Nachrichtenwelt sprach Philipp Reich vom Jugendmedienzentrum T1 im Landkreis Tirschenreuth. Er bemühte eine Statistik, nach der 48 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Soziale Medien und Blogs nutzen. Zu den Hauptinformationsquellen der jungen Generation zählten Suchmaschinen, soziale Medien, Youtube sowie eine lange Liste von Blogs. Der LeFloid-Kanal auf Youtube habe mit drei Millionen Abonnenten manchmal mehr Zuschauer als die "Tagesschau". Reich zeigte auch Beispiele für Internetmedien, darunter Namen wie Telepolis, Fluter oder Datteltäter. Das Y-Kollektiv wurde vorgestellt als ein Netzwerk von jungen Journalisten. Erklärt wurden auch die "Social bots". Vor allem für junge Menschen seien Online-Kanäle sehr einfach zugänglich. "Die Vielfalt bietet große Chancen, auch in Themen sehr tief einzusteigen."
Gefährlich seien gezielte Falschmeldungen und subjektive Einschätzungen ohne redaktionelle Kontrolle. Auch bei widerlegten Nachrichten "ist die Botschaft rübergekommen". Um "Fakt oder Fake" unterscheiden zu können, sollten Urheber oder Entstehungszeitpunkt beachtet werden. Allerdings würden auch bei seriösen Quellen oft nur Überschriften verändert. Medienkompetenz-Unterricht gehöre in die Schulen, forderte Philipp Reich.
Dass es in der Gesellschaft ein Nebeneinander von traditionellen und Online-Medien gibt, bestätigten die anderen Diskussionsteilnehmer. "Ich höre viel Radio, erfahre aber auch viel aus Sozialen Medien. Und mein Freundeskreis hat Bayern 1 entdeckt", sagte Nele Maurer, Studentin der Erziehungswissenschaften. Ihrer Mutter hätte sie schon mehrfach vergeblich Snapchat erklärt.
Gern etwas in der Hand
Religionspädagogin Bettina Hahn nutzt beruflich Soziale Medien, möchte aber "etwas in der Hand haben". Als Vertreter der Generation "Ü 60" sah sich Ehrenfried Lachmann vom Freundeskreis Tutzing: "Für mich ist die Tageszeitung nach wie vor die Nummer Eins, aber auch Fernsehen und Deutschlandfunk sind mir wichtig." Lachmann schaute zurück auf die Zeiten der Wochenschau in den Kinos und dem Kleinstfernseher bei der Fußball-WM 1954 in einem Saal mit 50 Zuschauern.
Moderatorin Eva Götz erinnerte an das Reformationsjahr und an Luthers "kleine Medienrevolution". Eingeladen hatten das Evangelisch-Lutherische Dekanat Weiden und das Evangelische Bildungswerk Weiden sowie zahlreiche Kooperationspartner.
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