Freie Wähler üben Kritik: Energiewende geht anders

Wernberg-Köblitz
19.04.2018 - 20:00 Uhr

Die Freien Wähler machen gegen den geplanten Netzausbau mobil. "Die Mon-stertrassen SüdLink und SüdOstLink sind unsinnig, viel zu teuer und blockieren die Energiewende. Die Lösung liegt in der dezentralen Energiewende, von der alle profitieren": So lautet das Credo der politischen Vereinigung.

Bis hierher und nicht weiter: Das Andreaskreuz soll den Widerstand gegen die Stromtrassen symbolisieren. Das Aktionsbündnis gegen die SüdOstTrasse übergab das Symbol an die FW-Abgeordneten. Unsere Aufnahme zeigt von links: Moderator Hans Martin Grötsch, FW-Bezirksvorsitzende Tanja Schweiger, MdL Joachim Hanisch, den Tirschenreuther Landrat Wolfgang Lippert sowie Hubert Galozy und Dörte Hamann vom Aktionsbündnis. Bilder: bnr (2)

Was als Informationsveranstaltung "Regionale Energiewende statt SüdLink und SüdOstLink" der Freien Wähler im Gasthaus Burkhard angekündigt worden ist, entwickelte sich als machtvolle Demonstration gegen den Bau der sogenannten Monster-Stromtrassen. Bürgerinitiativen aus der gesamten Oberpfalz und aus Oberfranken waren am Mittwochabend angereist, um ihren Protest öffentlich zu machen.

Dazu kamen noch viele Bürger, die sich über die neue Übertragungstechnik (HGÜ-Technik) informieren wollten. Der große Saal im Gasthaus war zum Bersten gefüllt. Transparente an den Wänden mit "SüdOstLink ein Hohn - Trasse für Kohle- und Atomstrom" oder "Kohle-Trasse-Lüge" sind nur einige Beispiele, welche die Stimmung im Saal widerspiegelten. Die Besucher waren teils neugierig und fordernd, die Referenten sachlich, aber in der Sprache nicht zimperlich.

Nicht alle einer Meinung

Am Beginn stand eine Pressekonferenz, bei der alle Protagonisten ihre Standpunkte festlegten. Den Anfang machte MdL Joachim Hanisch: "Wir brauchen keine Monstertrassen. Kohlestrom aus Sachsen und Thüringen ist Schnee von gestern. Der Ausstieg aus der Kohle ist für die FW klare Sache." Der dezentralen Energiewende mit großen Chancen für Landwirte, Genossenschaften und Kommunen redete Tanja Schweiger, die Landrätin des Landkreises Regensburg und Bezirksvorsitzende der FW, das Wort. "Technisch ist es möglich. Es fehlt der politische Wille in Berlin", so ihre Aussage.

Widerspruch erntete dagegen Landrat Wolfgang Lippert aus Tirschenreuth, der sich für den Ausbau des Ostbayernrings aussprach. Sein Argument, dass nur so der steigende Strombedarf des Landkreises gedeckt werden kann, wurde regelrecht zerpflückt. Ganz direkt sprach sich Dörte Hamann, die Sprecherin des Aktionsbündnisses, gegen die Süd-Ost-Trasse aus: "Unsere Aufgabe ist es nicht, die Trasse zu verschieben, sondern zu verhindern."

Der technische Teil lag in den Händen von Rainer Kleedörfer von der N-Energie AG, der sich vehement gegen die Stromtrassen und für eine dezentrale Energieversorgung aussprach. "Die technischen Probleme sind gelöst, um die Energiewende durchzuführen und die Klimaziele zu erreichen. Die Energiewende kann nur durch die Vielzahl der Alternativen gelingen. Aber Alternativen werden durch die Politik und ihre Gesetze grundsätzlich ausgeschlossen", zeigte sich der Energiefachmann von der Politik enttäuscht.

Den finanziellen Aspekt der Stromtrassen beleuchtete Hubert Galozy vom Aktionsbündnis. Er sah darin ein Projekt, das internationalen Investoren hohe Gewinne von bis zu neun Prozent verspricht und allein schon von daher unbedingt durchgesetzt werden solle. Bisher lägen noch keine konkreten Kostenschätzungen vor. "Die Kosten für den Bau der Monstertrassen werden den Berliner Flughafen und Stuttgart 21 zusammen weit in den Schatten stellen. Am Ende bleibt ein Milliardengrab, das keinem nützt aber alle bezahlen müssen", so die Warnung von Hubert Galozy.

Als Politikum betrachtet

Schwung in die Veranstaltung brachte der Landesvorsitzende Hubert Aiwanger, der es sich nicht nehmen ließ, trotz vorgerückter Stunde von München nach Wernberg zu reisen. Er zeigte sich sehr enttäuscht, dass Ministerpräsident Markus Söder in seiner Regierungserklärung am Nachmittag die Energiewende außen vor ließ. Prägnant vertrat er die Position der FW in der Energiewende: "Die Monstertrassen sind nicht nur überflüssig, sie sind auch schädlich. Sie verhindern die längst notwendige Energiewende. Ihr einziges Ziel ist es, eine Renditeanlage für große internationale Investoren zu sein." Aiwanger führte auch den massiven Eingriff in die Landschaft ins Feld, der, ob als Freileitung oder als Erdverkabelung, große Wunden in der Landschaft hinterlassen werde. Er forderte: "Keine Experimente in der Oberpfalz, dafür ist unsere Heimat zu schade. Das wird ein Politikum, mit dem am Ende niemand mehr etwas zu tun haben will", ist der Abgeordnete überzeugt. Nur der gemeinsame Protest der gesamten Bevölkerung könne die Politik zum Umdenken zwingen. Der Landesvorsitzende ist davon überzeugt, dass die Stromtrassen nicht gebaut werden: "Das Projekt wird am Größenwahn zu Grunde gehen." Unter großem Applaus aller Zuhörer wurde an den Patriotismus der Bevölkerung appelliert: "Wer die WAA verhindern kann, der kann auch die Monstertrassen stoppen."

 
 

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