Hägler betreibt auf seinem Hof neben einem Agrarservice auch eine Kalbinnenaufzucht und -mast. 40 Hektar Ackerland bewirtschaftet er und rund 9 Hektar Grünland. Vor einigen Jahren suchte Hägler nach neuen Wegen für die Düngung - und stieß mehr oder weniger zufällig auf das US-amerikanische "Albrecht-Kinsey-System". Seitdem ist dem Oberpfälzer Bauern klar: "Man muss immer das Ganze betrachten und nicht bloß einen einzelnen Nährstoff."
Hof umgestellt
Selbst Fachleute staunen inzwischen, wenn sie Bodenproben von Hägler sehen. Dahinter steckt jahrelange Arbeit. "Ich bin auf Kurse und Schulungen gegangen. Wenn was Interessantes dabei war, bin ich bis nach Norddeutschland gefahren", erzählt Hägler im Oberpfälzer Dialekt. Aus vielen verschiedenen Quellen habe er sich "selber zusammengestrickt, was auf meinen Hof passt". Den hat er inzwischen auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Hägler ist überzeugt: In der Landwirtschaft hängt alles an der Bodenqualität. Aus dem Boden beziehe die Pflanze schließlich ihre Nährstoffe, und der Boden entscheide auch darüber, ob sie gesund bleibe. "Man hat es zum Beispiel sofort erkennen können, wenn der Schwefel gefehlt hat."
Schon die Farbe der Pflanze erlaube erste Rückschlüsse. Und damit kennt Hägler sich aus, hat er doch als gelernter Industriemeister Glas Erfahrung darin, wie Spurenelemente Farben beeinflussen. Hägler kontrolliert jede Düngung anhand der Pflanzenanalyse: "Wichtig ist der Nährstoffgehalt. Die Nährstoffe müssen auch in der Pflanze ankommen."
Mehr Humus im Boden
Auch das Verhältnis anderer Nährstoffe im Boden zueinander beeinflusse den pH-Wert des Bodens, "und nicht nur der Kalk", betont Hägler. Seine Wirtschaftsweise hat er Schritt für Schritt umgestellt. "Ich habe sechs Jahre lang eins nach dem anderen abgearbeitet auf einer Prioritätenliste." Unter anderem habe er sofort den mineralischen Dünger reduzieren können. Hägler setzt auf eine Stärkung der Humusschicht im Boden und bereitet dafür den Mist seines Hofs auf. "Ich setze ihn an, damit er verrottet." Schlechte Humuswerte seien beileibe nicht nur ein Problem konventionell wirtschaftender Betriebe, sagt Hägler: "Das ist bei Biobetrieben genauso."
In der mechanischen Bodenbearbeitung geht der Oberpfälzer ebenfalls neue Wege. Den Pflug hat er von seinem Hof verbannt, stattdessen setzt er eine umgebaute Fräse ein, die er mittlerweile deutschlandweit vertreibt. "Fräsen hat leider ein komplett schlechtes Image", bedauert Hägler. Er nutzt das Gerät, um vor der Aussaat die im Acker wachsenden Pflanzen - "den grünen Bestand" - abzutöten. Angenehmer Nebeneffekt des Fräsens: Hägler kann auf den Einsatz des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat verzichten - Mechanik ersetzt Chemie. Der grüne Pflanzenbestand wird beim Fräsen nur 4 Zentimeter tief abgeschnitten und vertrocknet anschließend. Das vertrocknete Material wird dann mit einem Grubber 15 Zentimeter tief eingearbeitet und an der Oberfläche verschlossen. "Damit helfen wir dem Regenwurm und simulieren, was er im Boden macht", erklärt Hägler. "Wenn man arbeitet wie der Wurm, gerät die Bodenbiologie nicht aus dem Gleichgewicht", ist er überzeugt. "Wir haben auch einen hohen Wurmbesatz."
Seine Erfahrungen teilt der Landwirt gerne mit anderen. Er hält Vorträge, "hauptsächlich in Bayern, aber ich komme auch in ganz Deutschland rum, vor allem als Referent im Winter". Zusätzlich veranstaltet Hägler Kurse auf seinem Hof. "Es ist eigentlich immer irgendwas." Der Deindorfer gehört als Gründungsmitglied der "Interessengemeinschaft Gesunder Boden" an, die ihren Sitz in Regensburg hat und mittlerweile rund 150 Mitglieder zählt. "Das wichtigste Ziel ist ein gesunder Boden mit nährstoffreichen Pflanzen", sagt Hägler, "dann sind auch Tiere und Menschen gesund".
Klasse statt Masse
Er wolle dem Verbraucher ein gesundes Produkt anbieten, das aber auch seinen Preis haben müsse. "Klasse statt Masse" ist Häglers Motto, und die Überschussproduktion in der Landwirtschaft sieht er äußerst kritisch. Hägler, der auf seinem Hof groß geworden ist und drei Töchter hat, erklärt sein Ziel: "Man soll den Boden den Kindern in einem gleichen oder besseren Zustand hinterlassen, als man ihn selber vorgefunden hat."
Man soll den Boden den Kindern in einem gleichen oder besseren Zustand hinterlassen, als man ihn selber vorgefunden hat.Josef Hägler, Landwirt aus Deindorf
Bodenseminar bei Josef Hägler
Am Dienstag, 29. Mai , findet von 10 bis 16 Uhr auf dem Hof von Josef Hägler in Deindorf (Markt Wernberg-Köblitz) ein Bodenseminar zum Thema "Nachhaltiges Bodenmanagement und Förderung der Bodenfruchtbarkeit/Den Bodenzustand selbst erkennen" statt. Unter dem Titel "Boden - eine endliche Ressource" referiert die Mainzer Agrarwissenschaftlerin Dr. Andrea Beste, die auch politische Beraterin für das EU-Parlament, den Deutschen Bundestag und verschiedene deutsche Landtage sowie ständiges Mitglied einer beratenden Expertengruppe der EU-Kommission ist.
Im Vortrag geht es unter anderem um Bodenfunktionen und Bodenstruktur, die Gefährdung der Bodenfunktionen durch nicht nachhaltige landwirtschaftliche Nutzungsformen sowie nachhaltiges Bodenmanagement. Die Seminarteilnehm ererfahren auch, wie sie mit der qualitativen Gefügebonitur Bodenproben selbst bewerten können.
Der Diskussion schließt sich nachmittags eine Feldbegehung mit Josef Hägler an. Spatendiagnosen liefern verschiedene Beispiele von Bodenqualität, und die Teilnehmer können selbstständig mit der Gefügebonitur arbeiten. (m)
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