Wiesau/Rothenstadt . "Wir sind hier am wichtigsten Bahnknotenpunkt im Landkreis Tirschenreuth", führt der Wiesauer Bürgermeister Toni Dutz in die Veranstaltung zum Thema Lärmschutz und Barrierefreiheit an seinem Bahnhof ein. Zu Gast: Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG, und sein Kollege Robert Hanft, Projektleiter der DB-Netz.
Dutz' Anliegen: Der Wiesauer Bahnhof soll barrierefrei werden. "Voraussetzung für die Elektrifizierung ist, dass ein ausreichender Lärm- und Erschütterungsschutz gewährleistet wird", fordert der Bürgermeister. Dafür sei die Bahn verantwortlich. Unterstützung bekommt Dutz von Albert Rupprecht. Der Oberpfälzer Bundestagsabgeordnete weiß: "Elektrifizierung und Lärmschutz betreffen die ganze Region."
Letztlich geht es um die Umsetzung des Bundesverkehrswegeplans, der letztes Jahr festgelegt wurde. "Wir versuchen die Voraussetzungen vor Ort abzuklären", sagt Josel bei der anschließenden Diskussion im Sitzungssaal des Wiesauer Rathauses. "In die konkrete Planung geht es erst ab Herbst." Dann erst wolle er mit den Politikern und vor allem mit den Bürgern vor Ort in einen Dialog treten. "Wir nehmen die Sorgen der Menschen ernst."
Ein Hindernis auf dem Weg zu einer Lösung: Das Eisenbahnbundesamt stelle sich bisher auf den Standpunkt, dass die Elektrifizierung keine Baumaßnahme sei, die zusätzlichen Lärmschutz zwingend erforderlich mache. Das müsse politisch entschieden werden. "Wir wissen deshalb nicht, wie viel Geld wir bekommen werden", bedauert Josel.
Spielräume nutzen
Rupprecht hält dagegen. Man müsse die politischen Entscheidungsspielräume für die Region nutzen. Ulli Roth, Bürgermeister aus Krumenaab, will wissen: "Was können die Bürger selber tun, um einen Lärmschutz zu bekommen?" Hanft erklärt das Prozedere: "Sobald es zu einem Planfeststellungsverfahren kommt, kann jeder Bürger Einwand erheben." Werde sein Anliegen nicht berücksichtigt, könne er klagen. "Natürlich können wir trotzdem nicht auf jeden Wunsch Rücksicht nehmen", schränkt er ein.
Eine Lärmschutzmaßnahme stellen die Bahnvertreter aber schon jetzt in Aussicht: Bis 2021 sollen bei sämtlichen Zügen die bisher gängigen Graugussbremsen durch leisere Kunststoffbremsen ersetzt werden. "Dadurch wird sich der Lärm um etwa zehn Dezibel verringern", sagt Josel - daran müssten sich auch Züge aus dem Ausland orientieren. "Ab 2021 sollen in ganz Deutschland nur noch leise Züge fahren dürfen." Gewinner wären so die Bürger in ganz Europa.
Güterverkehr nimmt zu
Sicher ist aber auch, dass der Güterverkehr durch die Elektrifizierung zunehmen wird: Durch die Umstellung auf Oberleitungen können laut Josel mehr und längere Züge fahren und mehr Waren transportieren. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen sei das gut für die Umwelt. "Viele Güter, die auf den Straßen transportiert werden, können so auf die Gleise transferiert werden." Ein weiterer Vorteil für die Menschen in der Region: die Einrichtung einer IC-Strecke zwischen München und Dresden, mit Halt in Weiden.
Wir versuchen die Bedingungen vor Ort zu klären. Doch in die konkrete Planung geht es erst ab Herbst.Klaus Dieter Josel, Deutsche Bahn AG
Anliegen und Sorgen
In den anschließenden Diskussionen in Wiesau und Rothenstadt formulierten Bürger und Gemeindevertreter ihre Bedenken. Die Vertreter der Bahn notierteten die wichtigsten Punkte:
Zuverlässiger Lärmschutz für Anwohner bei den Bahnhöfen
Barrierefreie Begehbarkeit der Bahnhöfe
Erhalt von Naturschutzgebieten und Tierschutz (plue)
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