Fast 40 Routen am Neuhauser Burgfelsen: Klettern mitten in der Stadt

Windischeschenbach
08.08.2016 - 02:00 Uhr

Schon viele Male trällerte Willy Michl sein "Isarflimmern" am Schafferhof. Der Münchner Sänger ist nicht ganz unschuldig daran, dass eine Kletterroute am Neuhauser Burgfelsen nun "Waldnaabflimmern" heißt.

Der Neuhauser Burgfelsen bietet ein Fülle von Möglichkeiten. Harald Rost hat das Foto im Frühjahr aufgenommen, als die Bäume noch keine Blätter trugen.

"Ja, das Lied hat mich inspiriert", gibt Harald Rost vom Tirschenreuther Alpenverein zu. Als er im Frühjahr die Haken für diese Tour in die Wand gebohrt hat, spiegelte sich die Abendsonne im Wasser und ließ das Licht auf der Waldnaab tanzen. "Jeder, der eine Route entwirft und dafür die Haken setzt, darf sie auch benennen", erklärt der Kletterer. "Je nach Lust und Laune."

Die Idee, den Granitfelsen am Fuße der Burg Neuhaus zum Klettern herzurichten, spukte Rost schon seit einiger Zeit im Kopf herum. "Ich bin da jeden Tag vorbei gegangen", erzählt der gebürtige Franke, der seit vielen Jahren in Windischeschenbach wohnt und arbeitet. Da er sein Vorhaben nicht im Alleingang umsetzen wollte, hatte er sich zunächst an den Alpenverein gewandt. "Und dann ging's recht schnell." Im Februar streckte Rost bei der Stadt vorsichtig die Fühler aus. "Doch das war kein Problem." Bürgermeister Karlheinz Budnik sei gleich begeistert gewesen.

Rechtliche Hürden gibt es nicht. "Der Felsen gehört der Stadt", informiert der Rathauschef. Auch die Naturschutzbehörde habe keine Einwände gehabt. Einzige Bedingung: In den Felsspalten darf kein Turmfalke brüten. "Doch der brütet nur in der Burg", erklärt Budnik. Auch der Bewuchs sei in der brutfreien Zeit entfernt worden.

Kinderroute "Takka Tukka"

Inzwischen können Kletterer zwischen 40 verschiedenen Varianten wählen. "Von Schwierigkeitsgrad 3 bis 8 ist alles dabei", informiert Dr. Michael Schornbaum. Zusätzlich gibt es noch eine Kinderroute: "Eine leichte 2." Die heißt übrigens "Takka Tukka", benannt nach der Pirateninsel bei Pippi Langstrumpf. Ein aufgemalter Totenkopf auf dem Fels gab den Ausschlag für diese Wahl. Wer allerdings einst die Wand damit verziert hat, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. "Der Totenkopf war schon da, als ich ein Kind war", erinnert sich der Bürgermeister.

Erfahrene Kletterer können an dem Felsen jederzeit ihrem Hobby nachgehen. "Jeder, der klettert, ist selbst für seine Sicherheit zuständig", erklärt Dr. Schornbaum. "Anfänger sollten niemals alleine herumprobieren, sondern die ersten Schritte immer nur unter der Obhut eines langjährigen Aktiven machen." Bei Interesse überlegt der Alpenverein, einen Schnupperkurs für Anfänger anzubieten. Das Ferienprogramm am 10. August ist bereits ausgebucht.

Noch keine Werbung

Die Klettermöglichkeit kommt bereits jetzt gut an. Fast täglich tummeln sich Athleten am Fels. "Auch wenn wir bis jetzt noch keine große Werbung dafür gemacht haben", sagt Rost. Das wird sich bald ändern, denn der Neuhauser Felsen ist in den neuen Kletterführer für Ostbayern aufgenommen.

Einen großen Vorteil bietet das Klettern mitten in der Stadt: "Man kann danach ohne großen Aufwand noch beim Zoigl Brotzeit machen", grinst Harald Rost.

Anfänger sollten niemals alleine herumprobieren, sondern die ersten Schritte immer nur unter der Obhut eines langjährigen Kletterers machen.Dr. Michael Schornbaum
 
 

Kommentare

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Harald Rost

P.S.: Der "Burgfelsen Neuhaus" wird dies alles, alle Beteiligten und selbst alle aktuellen durchaus unsachgemäßen Maßnahmen voraussichtlich "überleben" :) - Geologische Objekte sind da oft sehr "geduldig" - speziell auch gegenüber Einzelpersonen und unabhängig von deren "Titeln" und Funktionen: Im Zweifel gilt Steinen ein "Jugend- und Ausbildungsbeauftragter" oder ein "Vorstand" wohl ebensowenig, wie selbst ein "Bürgermeister"! Ja, ich befürchte, daß den Steinen sogar ein Geologe vollkommen egal ist ;) !

Sonstige Info zum Felsen - auch zur "Geologie" :) : http://durreck.de/wp/burgfelsen-neuhaus .

25.09.2020
Harald Rost

Nachtrag 2020:

Es gilt: "Ehre wem Ehre gebührt" - und manchmal eben ein "zu viel der Ehre". Auch wenn er sich wohl menschlicherweise gerne zumindest nicht wehrt: Michael Schornbaum hat nicht/ist nicht promoviert und ist demnach kein "Dr." . Seine Bescheidenheit mag ihn manchmal hindern, "korrigierend" einzugreifen und ggf. vergißt er das auch einfach vereinzelt :) Mit letztlich nicht abgeschlossenem Promotionsstipendium bin ich zwar ebenso ohne "höhere akad. Würden" geblieben, würde mir den Titel jedoch auch nicht zu Unrecht zuschreiben lassen wollen. Obwohl "titellos" bin ich umgekehrt aber auch nicht auf Hilfe eines vermeintl. Herrn Dr. angewiesen - speziell nicht in meinem "Spezialgebiet", wenn es um Felsen und "Gestein" geht: Als Dipl.-Geologe und Petrograph wäre mir ein Mediziner bei "Steinen" diesbzgl. allenfalls im Nieren- und Gallen-Bereich, aber sicher nicht am Felsen "überlegen" :)

Ich bin daher quasi auch kein "armer einsamer und ggf. ratloser Franke in der Fremde", der den Alpenverein etwa "zugezogen" hat, weil er seine Idee "nicht im Alleingang umsetzen wollte", sondern weil ich dachte, "meiner" DAV-Sektion in Tirschenreuth damit einen Gefallen zu deren Nutzen zu tun. Ich habe diese Chance damals, 2016, gerne eingeräumt.

Seit Juli 2020 stellt sich mein damaliges Vorgehen und folgendes weiteres langjähriges und zeitintensives ehrenamtliches Engagement durch "unselige Vorgänge" (die meiner Überzeugung nach auch zum Schaden von 'Felsen', Windischeschenbach und sogar der Sektion sind) leider in Frage. Dem ist auch dieses "Gegensteuern" geschuldet, mit dem nun doch noch zumindest weitere überaus falsche "Legendenbildung" verhindert werden soll.

25.09.2020