Der Auftritt der bezaubernden Musikkabarettistin zählt ohne Zweifel zu einem der Höhepunkte in der sich dem Ende zuneigenden Kabarett-Saison in Windischeschenbach.
Die zierliche Sängerin mit dem Schneewittchen-Gesicht überzeugt mit umwerfender Bühnenpräsenz, hoher musikalischer Qualität und virtuos eingesetzter Stimme, begleitet von einem eigenwilligen Klavierspiel. Den Ortsnamen auszusprechen bereitet der Sängerin, Pianistin und Kabarettistin sichtlich Vergnügen, denn sie betrachtet sich selbst auch als Teil des Programms: Komisch, aber schon etwas im Sinne von seltsam. Darüber amüsieren sich die Zuhörer von Beginn an köstlich.
Für sie hat sich Piechotta extra geliftet, geglättet, das Fett absaugen lassen, mit Alkohol und Drogen stimuliert. Das hat ihr Management ihr vorgeschrieben, denn "nur so wird sie ihr Publikum lieben". Völlig falsch! Die Futura-Besucher mögen sie auch ohne diesen Quatsch. Sie zieht sie von Beginn an mit ihrem Humor, einer großen Portion Charme und Esprit sowie ihrer Musik auf ihre Seite.
Schmeichelnde Stimme
Der Schwerpunkt ihres Programms liegt eindeutig auf Musik. Mit ihrer klaren Stimme schmeichelt sie, singt warmherzig, plaudert munter und führt charmant durchs Programm. Sie kann aber auch Abgründe hörbar machen, drohen und einschüchtern wie als stressgeplagte Mutter im "Nachtlied" für ihre Kinder, oder böses Mädchen, wenn man ungerecht zu ihr ist. Dazu setzt die Künstlerin ihre unglaubliche Mimik ein und tanzt zwischen Personen und Handlungen wie ein Derwisch.
Zu allem erklingt scheinbar mühelos leichtes Klavierspiel, mit dem sie nicht nur Melodien, sondern auch Stimmungen erzeugt. Schöne Musik mit witzigen und intelligenten Texten hat für Piechotta eine spezielle Wirkung, die auch das Publikum nicht verfehlt.
Blick auf Alltäglichkeiten
Es sind die kleinen Dinge des Alltags, die sie aufregen, zum Lachen bringen oder auch wehmütig stimmen. Auch wenn Macho Wladimir Putin bei der Trauer um sein in Brokkoli-Suppe umgekommenes Frettchen sein Fett weg bekommt: Die große Politik interessiert Piechotta nicht.
Vielmehr sind es Themen wie die Partnersuche, die sie mit einem derb-rustikalen bayerischen Til Schweiger zusammenbringt, die Suche der hochschwangeren Miriam nach einem geeigneten Vater oder die Hymne auf das 700-Seelen-Dorf in der Eifel, in dem sie lebt. Hier braucht es keine Video-Überwachung. Die ersetzen die Omas an den Fensterbänken.
Hin und wieder greift Piechotta aber auch ernste Themen auf wie das Schicksal der Syrerin Dohar, die mit ihrem Kind in einer Nussschale übers Mittelmehr flüchtet, dabei fast ertrinkt und dann in ihrer neuen Heimat erneut um ihr Leben zittern muss, weil ihre Unterkunft in Brand gesteckt wird. Sie singt über chronische Vergesslichkeit oder versteigt sich in ihren ersten Opernbesuch, bei dem sie angesichts der modernen Inszenierung, die sich kaum vom Innenleben eines Bordells unterscheidet, zwar nichts kapiert, sich aber köstlich amüsiert.
Mann und Frau
Anna Piechotta beschließt ihr Programm mit einem Duett, bei dem sie sowohl Mann als auch Frau ist. Als Zugabe gibt die zierliche Künstlerin auf der Bühne eine Kostprobe aus ihrem neuen Programm "Schneewittchen ist tot": Ein fröhliches Lied für Depressive und gegen die Einsamkeit in Hamm, Westfalen.
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