Er stellt überwiegend unbekannte Gedichte vor, in denen sich der Literat selbst und seine Mitmenschen aus einem satirischen Blickwinkel betrachtet. In einem Interview erklärt Brückner, was ihn an Hesse fasziniert und was das Publikum am Samstag, 19. März (20.30), in Windischeschenbach erwartet.
Herr Brückner, warum und wie tanzt Hermann Hesse ihrer Meinung nach aus der Reihe?
Klaus Brückner: Hermann Hesse hat in einem Brief an seinen Sohn geschrieben, Gedichte sind für ihn Tanzschritte der Seele. Da seine Seele durch den Ersten Weltkrieg sehr erschüttert war, versuchte er durch Gedichte seine seelischen Verletzungen zu heilen. Er tanzt aus der Reihe, weil er gegen den Ersten Weltkrieg war, im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen, zum Beispiel der berühmte Thomas Mann. Auch von vielen Kanzeln wurden die Waffen geweiht und der Krieg gepredigt.
Was fasziniert sie so an dem Literaten, dass sie ihm ein Programm widmen?
Seine Ehrlichkeit, verbunden mit einem großen dichterischen Talent. So hat er zu seinem Verleger gesagt: "Was ich geschrieben habe darf veröffentlich werden, ich übe keine Selbstzensur."
Wir kennen Hermann Hesses philosophisch-pathetischen Gedichte aus dem Schulunterricht. Kann es sein, dass sich hinter seinen Werken auch ein klein wenig Schabernack verbirgt?
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass Hesse, der ein sehr rebellischer Schüler war, nun in der Schule gelesen wird. Ein Beispiel: Die Lehrer erzählen von den großen Helden der Geschichte und loben diese sehr. Sie sollen sich ein Beispiel an ihnen nehmen. Der Schüler Hesse findet aber, dass diese Helden allesamt die Regeln und Vorschriften gebrochen haben, aber wehe ein Schüler brach die Regeln und hielt sich nicht an die Vorschriften, dann wurde er bestraft. Er konnte die Lehrer nicht ernst nehmen, und Autoritäten sah er immer sehr kritisch.
Lernen die Futura-Besucher Hesse bei ihrer Vorstellung von einer anderen Seite kennen?
Genau diese andere Seite, die nicht in die Schule passt, motiviert mich dieses Programm zu machen.
Lässt sich der Schriftsteller nach ihrer Vorstellung neu entdecken?
Ich denke, die Besucher haben nach der Vorstellung den Dichter Hesse neu entdeckt.
Sie gestalten Ihr Programm "Hermann Hesse tanzt aus der Reihe" gemeinsam mit dem Gitarristen und Komponisten Sunyata Kobayashi. Was erwartet die Futura-Besucher am 19. März?
Ein hervorragender Gitarrist und Sänger mit eigenen Kompositionen und circa 32 Gedichte von Hermann Hesse, reichlich Anekdoten und Bemerkungen zu Hesses durchaus ungewöhnlichem Lebenslauf, womit wir hoffentlich die Seelen der Zuschauer zum tanzen und lachen bringen.
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Karten für die Vorstellung "Hermann Hesse tanzt aus der Reihe" von Klaus Brückner und Sunyata Kobayashi am 19. März (20.30 Uhr) auf der Futura-Bühne in Windischeschenbach gibt es unter www.futura87.de
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