Ein wenig bedrückend war die Situation am Dienstagabend am Marktplatz, als die rund 40 Anwesenden schweigend der Stimme Billie Holidays aus den Lautsprechern lauschten. In der Mitte der Versammlung: Ein Eimer mit Nelken und davor ein Porträt Klaus-Peter Beers, der an diesem Tag vor 26 Jahren von zwei Neonazis in Amberg ermordet wurde. Laut den Veranstaltern war Billie Holiday die Lieblingsinterpretin Beers.
Die Menschen mit den Bannern vor der Martinskirche machten auf den ersten Blick deutlich, worum es bei der Kundgebung ging: "Der Politik des Verdrängens und Ignorierens entgegentreten."
Reden gegen das Vergessen
Den ersten der insgesamt drei Redebeiträge steuerte Daniel Riederer von der Verdi-Jugend bei. Er stellte die Vita Klaus-Peter Beers vor, der aufgrund seiner Homosexualität in einer Zeit, in der es von Vorurteilen nur so wimmelte, der Stadt Amberg eigentlich den Rücken hatte kehren wollte. Die Verantwortlichen für den Tod Beers traten solange mit Springerstiefeln auf ihr Opfer ein, bis dieses bewusstlos war. Anschließend warfen sie Beer in die Vils, wo er ertrank. Riederer sagte: "Der Grund für seinen Tod, der Grund für diesen Mord, war also einzig und allein, dass er aufgrund seiner Homosexualität nicht in das faschistische Weltbild seiner Mörder passte." Es sei beängstigend, dass "in einer ja doch relativ überschaubaren Stadt wie Amberg Neonazis über Jahrzehnte hinweg nahezu ungehindert agieren" hätten können. Die Forderung, die Riederer mit seinem Statement verband: "Wir fordern die Verantwortlichen der Stadt Amberg erneut auf, ein offizielles Gedenken - sei es zum Beispiel in Form einer Gedenktafel, einer Straße oder eines Platzes, der nach Klaus-Peter Beer benannt wird - voranzutreiben."
Stefan Dietl, Sprecher des Bündnisses gegen das Vergessen, schlug in dieselbe Kerbe. "Der Mord an Klaus Peter Beer fand in einer Zeit statt, in der rechter Terror in ganz Deutschland um sich griff." Ihm zufolge wird bis heute geleugnet, dass "dieser rechte Terror" auch in der Oberpfalz "zu Hause" ist. Dietl: "Der Mord an Klaus Peter Beer war, auch wenn es viele nicht gerne hören, kein singuläres Ereignis, keine Zufallstat, in einer ansonsten friedlichen und von Rassismus und Neonazismus freien Stadt."
Das Schweigen brechen
Dass die Mühen, die Verbrechen rechter Gewalt sichtbar zu machen, nicht vergebens sind, zeigt laut Dietl die Tatsache, dass Klaus Peter Beers seit 2020 in der polizeilichen Kriminalstatistik offiziell als Opfer rechter Gewalt eingestuft wird. Dietl weiter wörtlich: "Ebenfalls im vergangenen Jahr hat der Stadtrat der Stadt Amberg - 26 Jahre nach der Tat, nach 26 Jahren des Schweigens - endlich beschlossen, Verantwortung zu übernehmen." Der Stadtrat hat einer Gedenktafel an Klaus Peter Beer zugestimmt. Das sei ein Signal für das Umdenken der Politik in Amberg. Diese Tafel allerdings gibt es bislang noch nicht. Auch Dietl forderte wie sein Vorredner, eine Straße oder einen Platz nach Klaus Peter Beer zu benennen.
Blumen für das Opfer
Dietls Schlussworte: "Wir werden nie wieder wegsehen, nie wieder vergessen und werden alles tun, damit nie wieder in dieser Stadt und anderswo ein Mensch sein Leben verliert, weil er nicht in das faschistische Weltbild der Mörder passt."
Im Anschluss an die Kundgebung zogen die Teilnehmer an die Stelle, an der Beer 1995 starb und legten Blumen nieder.
"Der Mord an Klaus Peter Beer war, auch wenn es viele nicht gerne hören, kein singuläres Ereignis, keine Zufallstat, in einer ansonsten friedlichen und von Rassismus und Neonazismus freien Stadt."
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