Altenstadt bei Vohenstrauß
15.11.2018 - 13:46 Uhr

Waldbesitzer im Dilemma

Selbst die Experten der Waldbesitzervereinigung Eslarn-Vohenstrauß wissen derzeit keinen Rat, wie bessere Preise beim Holz zu erzielen sind. Regen und Schnee könnten für Abhilfe sorgen.

Der europäische Holzmarkt ist mit Rundholz überschwemmt. Das merken auch die Waldbesitzer in der Region. Die Bayerischen Staatsforsten haben bereits einen Einschlagstopp verhängt. Bild: dob
Der europäische Holzmarkt ist mit Rundholz überschwemmt. Das merken auch die Waldbesitzer in der Region. Die Bayerischen Staatsforsten haben bereits einen Einschlagstopp verhängt.

Die Waldbesitzer werden in diesem Jahr stark gebeutelt. Ein Ende ist nicht in Sicht. "Der Schnittholzpreis wird im ersten Quartal 2019 gewaltig nach unten gehen", sagte der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Eslarn-Vohenstrauß, Josef Maier, in der Gebietsversammlung im Gasthof "Schloßwirt". Viele Waldbesitzer waren gekommen, um Rat zu suchen. Doch selbst die Experten wussten keinen Ausweg. "Wir müssen ein tiefes Tal durchschreiten", meinte der WBV-Vorsitzende Hans-Peter Lang. "Schadholz überschwemmt den europäischen Holzmarkt und das macht sich bei den Holzpreisen bemerkbar." Was Stürme und extreme Trockenheit nicht schaffen, nimmt sich der Borkenkäfer vor.

WBV-Förster Andreas Eiser zeigte in einer kurzen Filmsequenz die massiven Schäden in Südtirol. "Als hätte ein Riese Mikado mit dem Wald gespielt", kommentierte Maier. "Dieses Holz kommt nun auf den Weltmarkt und der Preisverfall macht sich auch bei uns bemerkbar." Beim Sturmtief "Friederike", das am 19. Januar diesen Jahres über die Region hinweggefegt ist, fielen bis zu sieben Millionen Festmeter Schadholz an. Von den Stürmen in Polen oder vom Sturmtief "Kolle", das vor allem die Region um Passau und Freyung-Grafenau oder Teile von Mittelfranken im Sommer 2017 betroffen hat, wollte Maier gar nicht mehr reden.

Außerdem habe in diesem Jahr die Käferholzplage in Tschechien rapide zugenommen. Jetzt hofft Maier, dass die Käferplage nicht über die Grenze schwappt, denn dann würde die Lage weitaus dramatischer. Das Käfer- und Schadholz aus dem Aus- und Inland überschwemmt den Markt. "Die Sägewerke können diese Mengen nicht mehr wegschneiden, selbst wenn sie Tag und Nacht ihre Maschinen laufen ließen." Konsequenz dieser misslichen Lage: Die Bayerischen Staatsforsten reagierten bereits und erteilten einen Frischholzeinschlagstopp, legten Nasslagerplätze an oder reaktivierten bereits bestehende wieder, um den Holzmarkt zu entlasten.

Die Sägeindustrie nahm die Preise zurück, denn die bekämen das Holz aus der Tschechei fast zum Nulltarif nachgeworfen, informierte Maier weiter. "Der Markt ist überschüttet." In der Stärkeklasse 2 b + (ab 25 Zentimeter Mittendurchmesser ohne Rinde) werden derzeit bei Fichte Stammholz/Abschnitte 70 bis 75 Euro pro Festmeter bezahlt und bei Kiefer 50 bis 55 Euro. Maier riet den Waldbauern, schnellstmöglich das Windwurf- und Käferholz sauber aufzuarbeiten. Der Preis spiele hier keine Rolle. "Ansonsten haben wir im nächsten Jahr erst eine richtige Katastrophe mit dem Käfer. Wenn das kommt, dann können wir das Holz im nächsten Jahr verschenken."

Jedenfalls müssten die Käferbäume umgehend aus den Wäldern geschafft werden. "Es macht keinen Spaß mehr", seufzte der Redner. Der Experte hofft auf Regen und Schnee, die etwas für Entspannung sorgen könnten. Maier bat die Waldbesitzer um Geduld. "Auch dieses Tief wird wieder vorbeigehen. In den vergangenen zehn Jahren hatten wir gute Preise. Es gibt bestimmt auch wieder ein Leben nach diesem ganzen Dilemma." Lang sprach den Waldbauern trotz der Katastrophenszenarien Mut zu.

Als einziger WBV im Landkreis beliefert die Gemeinschaft zwei Heizwerke (Vohenstrauß und Neustadt/WN) mit Hackschnitzeln. In diesem Zusammenhang kritisierte der Vorsitzende die Stadtwerke Weiden, die nur auf Gas fixiert seien. Der Landkreis habe seine Hausaufgabe gemacht. Lang forderte die Politik auf, hier tätig zu werden und nötige Rahmenbedingungen zu schaffen.Weitere Informationen: www.onetz.de/2550294

Klimawandel ist da:

Für Forstamtmann Stefan Stangl zieht sich der Klimawandel wie ein roter Faden durch seine Arbeit. Das Klima werde extremer, wärmer, Niederschläge nehmen zu. Stangl stellte auch klar: „Es wird für Leute immer schwieriger, mit der Natur Geld zu verdienen.“ Er berichtete von Waldbesitzern in der Gegend um Passau, die total frustriert vor ihrem Eigentum stünden und nichts mehr von Aufforstung wissen wollten. Strategien für die Zukunft müssten in erster Linie die Durchforstung sein, um die Wälder stabiler anzulegen.

Durch die Klimaveränderungen kämen plötzlich auch ganz neue Schädlinge wie der asiatische Laubholzbock der bereits im Raum Freising sein Unwesen treibt. Die Kunstverjüngung werde immer riskanter. Heuer sind 90 Prozent frisch gepflanzter Douglasien eines Waldbauern in seinem Zuständigkeitsbereich vertrocknet. Zukünftig werde das eine große Herausforderung. Deshalb ging Stangl auch auf den Idealfall, die Naturverjüngung ein: „So gut wie die Natur können wir es gar nicht machen.“ Jedenfalls seien Kahlflächen zu vermeiden. „Es gibt aber auch keine Baumart, mit der ich auf der sicheren Seite bin.“ Stangl dachte deswegen auch „Fremdländer“ wie Esskastanien oder Walnussbäume an. Bei Douglasien wird er mittlerweile vorsichtiger. „Diese Baumart ist nicht für jeden Standort geeignet.“ Deshalb sollten die Waldbesitzer ähnlich wie bei Aktien einfach streuen: „Je breiter ich splitte, umso krisensicherer bin ich aufgestellt.“ Eventuell müsste man auch mehr auf Containerpflanzen und die Herbstpflanzung setzen. In den Fördertöpfen sei genügend Geld vorhanden, deshalb seien die bekannten Konditionen für Wieder- oder Erstaufforstung, Nachbesserungen, Pflegemaßnahmen oder Naturverjüngungen gleichbleibend hoch. Stangl ging auch kurz auf den Erhalt von Biberlebensräumen oder Biotopbäumen ein, die gefördert würden. Auch er riet noch vorhandene Käferbäume zügig aus dem Wald zu schaffen, da die Käfer sehr frosttolerant sind und sich im schlimmsten Fall zur Überwinterung in die Bodenstreu zurückziehen, um im nächsten Jahr wieder über die gesunden Bäume herzufallen.

„Da führt kein Weg vorbei.“ 500 bis 1000 Buchdrucker reichten aus, um eine Altfichte zum Absterben zu bringen. Würde dieser Baum nicht aufgearbeitet, kann er zum Befall von rund 20 weiteren Fichten führen, mahnte Stangl. „Aus einer befallenen Altfichte können mehr als 20 000 Jungkäfer ausfliegen.“ Stangl zeigte den Waldbauern auch noch einmal die Borkenkäfer-Befalls-Merkmale an den Bäumen und entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen. In diesem Jahr wurde bereits im Hinblick auf die große Schadensmenge durch den Borkenkäfer beim Hackschnitzelheizwerk in Vohenstrauß ein WBV-Lagerplatz eingerichtet. Das Grundstück, das nur als Zwischenlager genutzt wird, liegt weiter als 500 Meter von Fichtenbeständen weg und deshalb könne davon keine Gefahr ausgehen. Heuer wurden jedoch nur rund 70 Festmeter gelagert, bis das Holz dann in das Sägewerk transportiert werden konnte.

Ansonsten haben wir im nächsten Jahr erst eine richtige Katastrophe mit dem Käfer. Wenn das kommt, dann können wir das Holz im nächsten Jahr verschenken.

WBV-Geschäftsführer Josef Maier

Der europäische Holzmarkt ist mit Rundholz überschwemmt. Das merken auch die Waldbesitzer in der Region. Die Bayerischen Staatsforsten haben bereits einen Einschlagstopp verhängt. Bild: dob
Der europäische Holzmarkt ist mit Rundholz überschwemmt. Das merken auch die Waldbesitzer in der Region. Die Bayerischen Staatsforsten haben bereits einen Einschlagstopp verhängt.
 
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