Die Grünen hatten am Donnerstagabend zu einer Infoveranstaltung über Carsharing in das Casino eingeladen. Zu Gast war der Vorsitzende des Vereins Ökomobil Pfaffenwinkel, Erich Zimmermann. Der 78-Jährige hat gemeinsam mit seiner Frau Christa und noch einer Handvoll Mitstreitern in der 20 000-Einwohner-Stadt Weilheim in Oberbayern im Jahr 2000 Carsharing gegründet. Es begann mit einem Auto, das an einem festen Platz mit einbetonierter Säule stand. In dieser befand sich ein Tresor, in der der Fahrzeugschlüssel aufbewahrt wurde. Heute hat Carsharing Pfaffenwinkel 24 Fahrzeuge. 14 bis 15 Nutzer gibt es pro Auto. Ausleihen dürfen sich die fahrbaren Untersätze aber nur registrierte Teilnehmer. Sie müssen mit dem Verein einen Nutzungsvertrag schließen, der eine einmalige Kaution von 511 Euro sowie eine Bereithaltungsgebühr von zehn Euro im Monat beinhaltet. Dann ist noch ein Zeittarif zu zahlen, der für einen Fiat Punto pro Stunde 2,20 Euro beträgt. Hinzu kommt ein Kilometertarif, der inklusive Benzin für das selbe Modell bis 100 Kilometer 28 Cent kostet. "Natürlich kann mittlerweile alles über das Internet gebucht werden", erklärt Zimmermann.
99 Prozent der Buchungen seien bislang erfüllt worden. Die Autos stehen auf festen Stellplätzen. Die Standorte reichen von Murnau, Penzberg, Schongau, Peiting bis nach Seeshaupt, Bernried und ins 50 Kilometer entfernte Benediktbeuren. "Da wäre in unserem Fall sicher auch der gesamte Landkreis miteinzubeziehen", spann Grünen-Vorsitzender Hans-Jürgen Bumes schon mal die Idee in die Zukunft. Im vergangenen Jahr stellten die Zimmermanns einen Geschäftsführer ein, da sie sich selbst aus dem Ehrenamt zurückziehen möchten. Auch die Pflege der Autos übernehmen Mini-Jobber. Die Versicherung für ein Carsharing-Auto würde in etwa 1026 Euro pro Fahrzeug und Jahr ausmachen. "Ein Auto kostet uns im Schnitt 300 Euro pro Monat", sagte Zimmermann.
Hans-Jürgen Bumes merkte an, das rund um den Amberger Bahnhof eine Mobiliätsdrehscheibe entstehen soll. "Wäre ein Standort am Bahnhof für ein Carsharing-Auto sinnvoll?", erhoffte er sich Tipps vom Fachmann. Wichtig sei, das Fahrzeug dort zu parken, wo auch die Nutzer hinkommen, so die Antwort. Und: Man müsse sich von dem Gedanken verabschieden, dass die Leute Carsharing aus einem Umweltbewusstsein heraus machen. "Da geht es fast nur ums Geld." Egal welche Hürden noch anstehen würden: "Die Bereitschaft dazu beginnt im Kopf."
Zitate
"78 Prozent der Carsharing-Nutzer haben kein eigenes Auto mehr." "Man organisiert Fahrten besser und man nutzt auch andere Verkehrsmittel eher." Grünen-Vorsitzender Hans-Jürgen Bumes
"Wir müssen die Leute aus ihren Privatautos rausholen und Alternativen präsentieren." Grünen-Stadtrat Klaus Ebenburger
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.