22.10.2017 - 20:00 Uhr

Jäger hören Vortrag über Wölfe und diskutieren kontrovers darüber: Wölfe treffen auf Vorbehalte

Johanna Zintl studiert Forstingenieur-Wesen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. In ihrer Bachelor-Arbeit beschäftigt sie sich mit Wölfen. Das verschaffte ihr die Einladung, bei der Herbstversammlung der Jägerkameradschaft ein Referat zu halten.

"Je nach dem Nahrungsangebot erstreckt sich ein Wolfsrevier auf bis zu 350 Quadratkilometer." Zitat: Johanna Zintl
"Je nach dem Nahrungsangebot erstreckt sich ein Wolfsrevier auf bis zu 350 Quadratkilometer." Zitat: Johanna Zintl

Der Vorsitzende Dieter Möller bot der Studentin die Möglichkeit, ihre erarbeitete Bestandsaufnahme zur Situation der Wölfe in der Region Auerbach vorzustellen. Damit beschäftigte sie sich während eines Praktikums bei Forstamtmann Uli Schomann in den Revieren Bärnhof, Nitzlbuch und Hannesreuth.. Die Erkenntnisse flossen in ihre Bachelorarbeit "Akzeptanz des Wolfes in der Gesellschaft am Beispiel der Region Auerbach" ein.

Sie skizzierte die geschichtliche Entwicklung des Verhältnisses zwischen Mensch und Wolf. In der Steinzeit sei das Tier noch als ein gleichrangiges Lebewesen angesehen worden. Das änderte sich, als der sesshaft gewordene Mensch Ackerbau und Viehzucht betrieb. Er habe den Wolf immer mehr als Feind betrachtet, was zum Beispiel im "Rotkäppchen-Trauma" der Märchen seinen Niederschlag findet.

"Je nach dem Nahrungsangebot erstreckt sich ein Wolfsrevier auf bis zu 350 Quadratkilometer", sagte Johanna Zintl. Die Studentin trat Ängsten entgegen, die sie bei dem Rudeltier, das die Nähe von Menschen meide, als ungerechtfertigt betrachtet.

Zu unterscheiden seien Hinweise von Menschen, die melden, dass sie einen Wolf gesehen hätten, und das gesicherte Wissen aus Fotofallenbildern. Solche existierten bereits für die Truppenübungsplätze Grafenwöhr und Hohenfels. Jeweils elf Bilder, bei Tag und bei Nacht aufgenommen, bewiesen mittlerweile bereits ein sesshaftes Pärchen.

"Den brauchen wir nicht"

Kontrovers war die anschließende Debatte über diese Entwicklung. Während der Vorsitzende Dieter Möller von einer hohen Akzeptanz andernorts berichtete, sprach aus dem Kreis der Waldbesitzer und Jagdpächter eine starke Ablehnung gegenüber dem Wolf: "Den brauchen wir nicht." Der Wert der Jagd sinke, je mehr Tiere der Wolf reißt. Der Verpächter verliere an Einkommen, und der Jäger habe weniger Wild in seinem Revier.

Vergleiche zum Biber wurde gezogen, dessen Ansiedlung zunächst gefördert wurde. Inzwischen werde der Nager aber bekämpft. Während einige Redner ein Schreckensszenario aufziehen sahen, rieten andere zum Abwarten. Man müsse dann eben durch die jährlichen Abschusspläne regulierend eingreifen. Zintl stellte hierzu fest, das Fachleute deutschlandweit einen Lebensraum für etwa 48 000 Wölfe errechnet hätten.

Der stellvertretende Vorsitzende der Jägerkameradschaft, Heiner Krodel, erwartete Veränderungen im Forst- und Jagdwesen durch den Wolf. Doch wolle man ein gutes Jagdgebaren hochhalten.

Mehr Wildschweine

Ein weiteres Thema war die Entwicklung der Wildschweinbestands. Im Hegering nannte Krodel die Zahl von 160 im Jahr 2013. Inzwischen dürften es mehr als 200 Schwarzkittel sein. Je nach Revier sehe man manchmal gar nichts und dann wieder ganze Rotten. Krodel plädierte für die Zusammenarbeit der Jäger, Bauern und Jagdvorstände.

Die Verbreitung der Schweinepest wollen die Jäger nach Möglichkeit verhindern. Proben leitet Dieter Möller an ein Labor weiter, um ein Vorkommen des Aujeszky-Virus festzustellen oder den Nachweis zu führen, dass der Hegering virenfrei ist und man qualitativ gutes Wildbret bietet.

Je nach dem Nahrungsangebot erstreckt sich ein Wolfsrevier auf bis zu 350 Quadratkilometer.Johanna Zintl
 
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